"Brachliegende Potenziale der Älteren erschließen"
Fragen an den Vorsitzenden der EnqueteKommission "Demographischer Wandel", Walter Link (CDU/CSU)
Blickpunkt Bundestag: Die von Ihnen geleitete EnqueteKommission arbeitete bereits in den vergangenen zwei Wahlperioden. Warum wurde sie jetzt trotzdem noch einmal eingerichtet?
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Walter Link (CDU/CSU) |
Link: Es hat in der 12. und 13. Wahlperiode Zwischenberichte gegeben. Nun hat der Bundestag die Kommission aufgefordert, aus den gewonnenen wissenschaftlichen Erkenntnissen Handlungsempfehlungen an die Politik zu entwickeln.
Viele Stellungnahmen klingen sehr dramatisch; sehen Sie auch Gefahren durch einen "riesigen Rentnerberg"?
Der Klassenkampf ist seit langem beendet, wir brauchen jetzt keinen Generationenkampf zwischen Jung und Alt. Wir müssen brachliegende Potenziale der Älteren für die Gesellschaft erschließen. Unser Ziel: die Erfahrung der Älteren und den Schwung der Jungen mit ihren neuen Erkenntnissen vernetzen.
Ein paar Zahlen: Wie sieht unsere Gesellschaft in einigen Jahrzehnten aus?
Der Anteil der über 60Jährigen steigt von 21 auf bis zu 40 Prozent. Die Lebenserwartung könnte in den nächsten 50 Jahren im Schnitt bei Männern von heute 73 auf bis zu 82 Jahre in der höchsten Prognose und bei Frauen von heute 79 auf ca. 86 Jahre als höchste Annahme steigen. Die Bevölkerungszahl sinkt dennoch von 82 auf 75 Millionen.
Kann eine Zuwanderung die demographischen Probleme lösen helfen?
Wegen der geringen Geburtenrate müsste der Ausländeranteil auf 40 Prozent steigen, wenn Deutschland in 40 Jahren immer noch 82 Millionen Menschen zählen soll. Besonders wichtig ist, dass Zugewanderte in Deutschland integriert werden und dass sie einen Arbeitsplatz finden. Doch derzeit bauen gerade Branchen, in denen viele ausländische Mitbürger beschäftigt sind, massiv Arbeitsplätze ab. Zuwanderung allein kann keine Antwort auf die Veränderung in der Altersstruktur sein. Das zeigt, dass wir in allen Politikfeldern nach Lösungen suchen müssen.
Welche Themen sehen Sie vor allem?
In der Arbeit der Kommission geht es unter anderem um die grundlegende Veränderung des Wirtschafts und Arbeitsmarktes, um die niedrige Erwerbsquote von Frauen in Deutschland, um den zu geringen Beschäftigungsanteil von Frauen, um den langfristigen Umbau der gesetzlichen Rentenversicherung, damit wir eine Stabilisierung der Beiträge erreichen, um den Ausbau einer eigenständigen Alterssicherung der Frau, um die Weiterentwicklung der gesetzlichen Kranken und Pflegeversicherung, um Familien und ihr soziales Umfeld, um den Bereich der Sozialen Dienste und um die Ein und Auswanderung.