"Die Fraktion des Sports"
Blickpunkt Bundestag: Deutschland wird 2006 die Fußball-WM ausrichten. Ein Thema für den Sportausschuss?
Friedhelm Julius Beucher: Wir werden uns über den Stand der Vorbereitungen informieren und auch die Sicherheit der Stadien im Auge haben. Ich hoffe sehr, dass sich das Hooligan-Problem in sechs Jahren erledigt hat. Mit der WM wird die wirtschaftliche Bedeutung des Sports steigen. Im Übrigen hat der Bund für die Stadien in Berlin und Leipzig mehrere hundert Millionen Mark zur Verfügung gestellt.
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Friedrich Julius Beucher. |
Kürzlich sind ehemalige DDR-Sportfunktionäre wegen staatlich organisierten Dopings verurteilt worden. Denkt der Sportausschuss daran, den Opfern finanziell zu helfen?
Der Sportausschuss wird sich mit der Situation der Opfer beschäftigen. Die Gründung einer Stiftung könnte ein Weg sein, den Opfern nachträglich zu helfen. Denkbar wären auch Ansprüche aus staatlicher Fürsorge. Es ist eine Aufgabe des geeinten Deutschlands, dieses Problem zu lösen.
Der Sportausschuss besucht häufig internationale Sportereignisse wie die Olympischen Spiele. Ist Kritik an diesen Reisen berechtigt?
Wir müssen uns über die Entwicklung des Sports außerhalb der Landesgrenzen informieren, um im internationalen sportlichen Vergleich Schritt halten zu können. Im Übrigen trügt der Anschein: Die Reise eines Kollegen im Haushaltsausschuss nach Peking wird öffentlich weniger wahrgenommen als der Besuch der Olympischen Spiele in Sydney. Von den 23 Ausschüssen des Bundestages reist der Sportausschuss am wenigsten.
Viele Ausschussmitglieder treiben selbst Sport. Gilt im Ausschuss "Fairplay" und spielt Parteipolitik eine Rolle?
Es gibt das geflügelte Wort von der "einen Fraktion des Sports". Wahrscheinlich gibt es in keinem Ausschuss ein so hohes Einvernehmen wie im Sportausschuss.
Nationale Politik muss sich immer stärker mit der EU abstimmen. Gewinnen die europarelevanten Themen im Sportausschuss an Bedeutung ?
Eindeutig ja. Wichtig ist etwa der Erhalt gemeinnütziger und ehrenamtlicher Vereinstätigkeit gegenüber kommerziellem oder staatlichem Engagement in vielen EU-Staaten. Dort ist der Begriff der Gemeinnützigkeit oft ein Fremdwort.