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Der Bundestag nimmt Abschied von den "Provisorien"
In alten Häusern gut aufgehoben
In der Sommerpause ziehen viele Abgeordnete in ihre neuen Büros nahe am Reichstagsgebäude. Dann ist die Zeit der Provisorien vorbei, und in die Freude über neue Räume wird sich Wehmut über den Abschied mischen.
Provisorien haben einen eigenwilligen Charme. Manchmal ist es der Charme des Unfertigen, aus dem Wünsche und Visionen entstehen können. Oft entsteht der Reiz aus dem Gefühl heraus, sich in einer Zwischenzeit zu bewegen. Man ist am Ort der Gegenwart, aber bald werden andere Räume das Leben definieren.
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Vieles erinnert an damals: Gebäude in der Mauerstraße. |
Und was macht man in der Zwischenzeit? Man richtet sich ein, packt aber doch nicht alle Kisten aus. Man heftet Plakate mit Stecknadeln an die Wand und bohrt keine Löcher in die Wand. Man stellt Ordner und Bücher zweireihig ins Regal und hat fast immer irgendwo ein Fach, wo all die Dinge liegen, die erst später - am neuen Ort - zur Geltung kommen sollen. Ein gerahmtes Bild vielleicht, das Schreibtischset aus Edelstahl, das man zum vergangenen Weihnachtsfest bekam, eine Vase aus der Toskana. So sind Provisorien. Man lebt, arbeitet und immer ist ein bisschen Warten dabei. Auf das, was danach kommt. Und darauf, dass es schön sein möge.
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Vieles erinnert an damals: Gebäude in der Mauerstraße. |
Die Wand aus Glasbausteinen, die blaue halbrunde Sitzecke, die in tragischer Haltung erstarrte Fächerpalme, der alte Fahrstuhl, neben dem auf einem Schild das Wort "Zwangsholer" steht, bilden das eigenwillige Entree im Gebäude Mauerstraße 36-38. Alles erinnert an damals. So muss es zu DDR-Zeiten in vielen Bürohäusern ausgesehen haben: Wohnzimmerästhetik kämpft gegen die Ungemütlichkeit des Amtes.
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Vieles erinnert an damals: Gebäude in der Mauerstraße. |
In den Etagen des Hauses III allerdings wird dieser Eindruck relativiert. Da haben die Abgeordneten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Fraktionen ihre Lebens- und Arbeitszeichen gesetzt. Da geht es ein wenig zu wie im Taubenschlag. Da ist man kreativ mit Platzmangel umgegangen - manche Flurecke beherbergt ein kleines Archiv und manch winziges Büro ein halbes Arbeitsleben.
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Vieles erinnert an damals: Gebäude in der Mauerstraße. |
Unten aber, im Foyer, ist es still und kühl, und an der Wand hängt ein Zettel, auf dem darauf hingewiesen wird, dass der Schlüssel für den Ruhe- und Stillraum in der Bunsenstraße 2 abzuholen ist. Wer ruhen will, muss also laufen. Im Haus selbst sind die Wege oft auch nicht kurz. Vom Haus III zum Haus I kommt man über eine kleine Brücke. Es gibt auch noch einen wunderschönen Paternoster - "Hier aussteigen, Weiterfahrt ungefährlich" -, der gern genutzt wird, und vor dem man manchmal stehen bleibt, um an den Schuhen oder Hosenbeinen zu raten, wer da von oben anschwebt.
"Mir gefallen diese alten Gebäude", erzählt der Pförtner, während Putz- und Reparaturkolonnen rein- und rausgehen und Müllmänner die Papierflut der vergangenen Tage entsorgen. "Sie haben so viel Geschichte und Charme, finde ich. Hier war mal das Ministerium des Innern drin. Manche Abgeordnete sagen ja, sie blieben sogar lieber hier drin. Aber die meisten freuen sich auf die neuen Häuser."
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Großzügige Raumstruktur: Gebäude in der Dorotheenstraße. |
Die neuen Häuser - gegenüber des Nord- und des Osteingangs des Reichstages - sind im Sommer fertig. Dann beginnt der große Umzug. Die Möbelwagen werden in die Mauerstraße 36-38 kommen, die Jägerstraße 67 und die Luisenstraße 32-35 anfahren, werden in der Dorotheenstraße 93, in der Friedrichstraße 83 vollgeladen und Möbel und Kisten aus den Gebäuden Unter den Linden 50 und 71 holen. Ein großer Umzug wird das, der eine perfekte Planung braucht und trotzdem für viel Aufregung sorgen wird. So viel ist schon jetzt klar.
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Großzügige Raumstruktur: Gebäude in der Dorotheenstraße. |
Gleich nach der letzten Sitzungswoche des Bundestages beginnt der Umzug, und in die leeren Gebäude werden Handwerker einziehen, um Schönheitsreparaturen zu machen, Türen zu schließen oder zu öffnen, Wände zu entfernen. So wie damals, als die Männer und Frauen vom Liegenschaftsamt des Bundestages von Bonn nach Berlin kamen, um zu überlegen, wo die Abgeordneten in den ersten Jahren ihre Arbeit tun können, wird es nicht wieder. Damals, Anfang 1997, suchte man Häuser, die nah am Reichstagsgebäude lagen, trotz aller Provisorien kurze Wege und ausreichend Platz garantierten. Düstere Höhlen fand man teilweise vor, die aber doch den Eindruck vermittelten, dass mit hellen Farben und anderen Möbeln viel zu machen ist. Knapp zwei Jahre waren für all dies Zeit. In der Sommerpause des Jahres 1999 kamen sie dann - die Abgeordneten, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - und nahmen ihre Provisorien in Besitz, um sich einzurichten und anzukommen in der Hauptstadt. Es ist ihnen gelungen in diesen zwei Jahren, die seitdem vergangen sind. Und nun steht der nächste Umzug an. Nur noch wenige Monate, bis die Zeit der Provisorien zu Ende ist. Fast. Nicht alle Abgeordneten ziehen in die Neubauten, ins Paul-Löbe- oder Jakob-Kaiser-Haus. Ungefähr ein Drittel bleibt in den beiden Häusern Unter den Linden oder auch in der Luisenstraße, und sie werden es nicht schlechter haben dort, als all die anderen, die sich neu einrichten.
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Großzügige Raumstruktur: Gebäude in der Dorotheenstraße. |
Noch aber sind sie alle in den alten und ehrwürdigen Häusern oder auch teilweise missratenen Bauten aus den DDR-Zeiten gut aufgehoben. Noch beweisen sie Geschick und Fantasie dabei, Logik in die manchmal unübersichtlichen und verwinkelten Gebäude zu bringen. Sicherheitshalber aber hängen in der Mauerstraße hin und wieder Grundrisse, auf denen der eigene Standort mit einem roten Punkt gekennzeichnet ist, gerade so, als befände man sich auf einem Naturlehrpfad.
Viele Bürotüren sind offen. Telefonate, Gesprächsfetzen, manchmal ein Lachen, hin und wieder ein Fluch dringen in die schmalen Gänge. Irgendjemand hat eine Wandzeitung über Berlin gemacht, die neben dem Fahrstuhl in der 2. Etage hängt. Eine Bundestagsmitarbeiterin sitzt in der kleinen Raucherecke. Kurze Pause, kleine Flurgespräche. "In den neuen Büros werden wir alle Akten in den Zimmern unterkriegen." Nebenan singt Britney Spears "Ups, I did it again". Die Tür mit dem John-Heartfield-Plakat wird geschlossen. Vielleicht ein Opernfan?
Von außen ist das Gebäude in der Dorotheenstraße 93 nicht mehr als ein unspektakulärer Verwaltungsbau aus den dreißiger Jahren. Einst gehörte es dem Reichsministerium des Inneren, zu DDR-Zeiten war es Sitz des Justizministeriums. 1998 wurde das Haus für den Bundestag hergerichtet, was dem Inneren des Baudenkmals nur gut tat. Die großzügige Raumstruktur wurde wiederhergestellt, Treppenhallen und Flure sind durch Pendeltüren aus Glas und Stahl einsehbar, Bodenbeläge und Sockelleisten von hässlichen Farben befreit, die ursprüngliche Rahmung der Kassettendecken ist wieder sichtbar, die schmiedeeisernen Treppengeländer sind wieder im Originalzustand, manche Sitzecken sind echtes Bauhaus.
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Alte Pracht: Gebäude in der Luisenstraße. |
Hier hat die F.D.P.-Fraktion Heimstatt gefunden, und es ist keine schlechte. Man könnte die Arme ausbreiten und sich im Kreis drehen, ohne anzuecken. Wer von einem der Flurfenster aus auf das gegenüberliegende Haus Wilhelmstraße 65 blickt, ahnt, dass anderen nicht so viel Glück beschieden ist.
In der Wilhelmstraße 65, einem unschönen Plattenbau, müssen sich die Mitarbeiter des Bereiches Öffentlichkeitsarbeit des Bundestages mit kleinen Büros arrangieren, sind Fotografin und Fotograf des Bundestages vorübergehend untergebracht, holen sich Journalisten ihre Akkreditierungen ab. Hier kann der Raum selbst nicht immer die Lust sein, sondern nur die Arbeit und der Spaß daran.
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Alte Pracht: Gebäude in der Luisenstraße. |
Von der Dorotheenstraße 93 oder der Wilhelmstraße 65 aus kann man in der Mittagspause schnell in die Kantine nebenan gehen, wo meist schon eine Menge Bauarbeiter sitzen und Kartoffelsalat mit Bulette oder Matjesfilet essen.
Prachtvoll und üppig steht das Haus Luisenstraße 32-35 neben einem aufgelassenen Grundstück, auf dem Dora einen Imbiss betreibt. 1891 nach Plänen von August Busse als kaiserliches Patentamt gebaut, diente es zu DDR-Zeiten der Generalstaatsanwaltschaft als Domizil. Heute beherbergt es 150 Büros und die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. 1998 begann der Umbau. Die beiden großen Treppenhäuser erhielten ihre alte Pracht zurück, vermauerte Übergänge wurden geöffnet, das Dachgeschoss aus-, ein Aufzug eingebaut, das Giebelportal erhielt zwei neue Säulen. Wer auch immer später in diesem Gebäude Amt und Sitz haben oder wer bleiben wird, kann sich schon in Vorfreude üben. Ganz oben unterm Dach öffnet sich von jedem Fenster aus der Blick ins Weite, über die Dächer und Kräne oder in den großzügigen Innenhof mit seiner preußisch gelben Klinkerfassade. Die Teeküche ist wie ein kleines Gewölbe, an dessen Stirnseite ein winziges Fenster für ungewöhnliches Licht im Raum sorgt. Wer parterre sitzt, schaut nicht so weit, und vor den Fenstern sind schwere Gitter angebracht. Gegenüber steht der Luisenblock, ein DDR-Plattenbau mit ungewisser Zukunft, und bei offenem Fenster dringt der Straßenlärm in die kleinen Büros, denen hier ein wenig Licht zum Wohlfühlen fehlt.
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Alte Pracht: Gebäude in der Luisenstraße. |
Vom Büro des Ministerialrates Jacobi aus, dem Referatsleiter Liegenschaften und Gebäudetechnik des Bundestages, kann man auf die Luisenstraße 32-35 schauen und sieht, was die Zeit für Spuren an der Außenfassade hinterlassen hat. Viel wird noch zu tun sein an diesem Gebäude - außen und innen, wo der einst prächtige Sitzungssaal noch herzurichten ist und manches andere auch. "Das wird noch viel Zeit in Anspruch nehmen", sagt Herr Jacobi und malt mit dem Zeigefinger in die Luft einen großen Bogen über das Dach der Luisenstraße 32-35. Dass es dieser Zeit bedarf, ist ihm geläufig, ihm, der vor fünf Jahren loszog, um dafür zu sorgen, dass den Abgeordneten aus Bonn die Ankunft in Berlin leicht fallen und die Arbeitsfähigkeit vom ersten Tag an gewährleistet sein möge. Nach der Sommerpause beginnt ein neuer Abschnitt. Viele Gebäude, die man vor fünf Jahren suchte, begutachtete und für gut befand, werden weiterhin ihren Zweck erfüllen. Das ist für die, die damals auf die Suche gingen, ein später, aber kein schlechter Erfolg.
Nun aber ist erst einmal Frühling, die Arbeitsgruppe Umzug beim Liegenschaftsamt bereitet das sommerliche Großereignis vor. In den Büros der Abgeordneten geht alles seinen hektischen und normalen Gang. Berlin wird wieder bunt und bleibt laut wie eh und je.
Auch wenn gegenwärtig die Wege von einem Bürohaus zum anderen und in das Reichstagsgebäude länger sind, manchmal der Platz nicht ausreicht und in einigen Häusern ein eher morbider Charme das Ambiente prägt: Diese Arbeitsorte werden ganz sicher vielen in angenehmer Erinnerung bleiben. Sie verkörpern Ankunft in Berlin, Einrichten in der neuen Hauptstadt und deren Mitte, Neuanfang und kreative Eroberung. Fast alles hat irgendwo doch seinen Platz gefunden, und jeder Gang von einem Haus ins andere war mit der Wahrnehmung eines sich ständig verändernden Quartiers verbunden. Manch einer hat lieb gewordene Abkürzungen oder auch Umwege entdeckt. Nach der Sommerpause werden die Räume neu sein und neu riechen, man wird sie sich erobern müssen, die kurzen Wege preisen und manchmal vielleicht ein wenig wehmütig sein. Und einige Monate später schon werden die Geschichten erzählt werden: Weißt Du noch, der komische Fahrstuhl in der Mauerstraße und diese ulkige Palme vor der Wand aus Glasbausteinen...?
Kathrin Gerlof
Mauerstraße 36-38
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Der Gebäudekomplex wurde bis 1989 durch das Innenministerium der DDR genutzt. Hier entstand im letzten Jahr der DDR die berühmte, während einer Pressekonferenz von Günter Schabowski verlesene Reiseverordnung der DDR, die zum Fall der Mauer führte.
Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges war in den Altbauten die Zentrale der Deutschen Bank untergebracht. Verbunden wurden die einzelnen Gebäude durch zwei noch heute charakteristische Übergänge, die sogenannte Seufzerbrücke.
Ende der 70er Jahre entstand der Neubau Mauerstraße 36-38, heute hat dort unter anderen die Gauck-Behörde ihren Sitz.
Dorotheenstraße 93
Das Gebäude entstand 1936/37 nach Plänen des Ministerialrats Konrad Nonn als Erweiterung des Baubestandes des Preußischen und Reichsministeriums des Inneren.
Nach 1949 nahm die Deutsche Justizverwaltung in der Sowjetischen Besatzungszone ihren Sitz in der Dorotheenstraße 93. Anschließend zog das Justizministerium in das Gebäude.
1998/99 wurde das Gebäude rekonstruiert. Treppenhallen, Flure und der Haupteingang konnten wiederhergestellt werden, ebenso die rückwärtigen Treppenhäuser mit ihren originalen schmiedeeisernen Geländern. Ebenso erhalten blieben einige zu DDR-Zeiten vorgenommene Veränderungen an dem Gebäude, die inzwischen den Denkmalwert des Gebäudes maßgeblich bestimmen.
Wilhelmstraße 60
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Der Entwurf des Geheimen Regierungsoberbaurates Kieschke für den Bau stammt aus dem Jahre 1904. Kieschkes Vorbild waren die Renaissancepaläste, gedacht war das Gebäude als Erweiterungsbau für das "Preußische Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten". Dieser Bestimmung zu entsprechen, wurden für das Portal allegorische Skulpturen entworfen, die Religion, Kunst, Medizin und Unterricht darstellen. Sie blieben allerdings nicht erhalten. Das Ministerium selbst gab es seit 1849. Da das erste Gebäude - ein Palais - nur wenig Büroräume bot, wurde es Zug um Zug erweitert, so dass am Ende mit dem Bau der Wilhelmstraße 60 ein verschachteltes Ensemble entstand, das heute an das Gelände der Russischen Botschaft angrenzt.
Der von großen Dreiviertelsäulen gerahmte Eingang wird nur noch selten geöffnet. Der Zugang zur Wilhelmstraße 60 erfolgt über den Eingang Unter den Linden 71, ein Bau aus den frühen Sechzigern. Zu preußischen Zeiten befanden sich im Sockelgeschoss der Wilhelmstraße 60 noch Dienstwohnungen für Unterbeamte.
1993 bis 1996 wurde das Gebäude für 58 Millionen Mark umgebaut. Die denkmalgerechte Sanierung der insgesamt 14.295 Quadratmeter Bruttogeschossfläche gestaltete sich sehr aufwendig.
An der Rückseite des Gebäudes Wilhelmstraße 60, zur Behrensstraße hin, hängt eine Gedenktafel, die daran erinnert, dass hier Heinrich Heine wohnte. Zwei Jahre blieb er an diesem Ort - von 1821 bis 1822.
Unter den Linden 69-73
Nach dem Bau der Mauer war das westliche Ende der Straße Unter den Linden nur eine öde Brache, der Pariser Platz als solcher nicht mehr zu erkennen. Als eines der ersten Bauvorhaben in diesem Karree begann man 1993 mit dem Gebäude an der Ecke Wilhelmstraße und Unter den Linden 69-73. Das vorhandene Gebäude stammte aus dem Jahre 1961 - ein industriell vorgefertigter Bau - und musste umfassend umgebaut werden. Heute mutet das Gebäude wie ein Neubau an, auch wenn Baukörper und statisches Grundgerüst beibehalten wurden. Die strengen Fassadenraster aber wichen wärmegedämmten Fassaden aus Schönbrunner Sandstein. Das modernisierte Gebäude beherbergt 176 Büroräume, die sich entlang der Mittelflure wie Perlenketten aufreihen. Die vom Grundriss her identischen Etagen wurden farblich unterschiedlich gestaltet.
Luisenstraße 32-35
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Das Ensemble war zuerst Kaiserliches Patentamt. 1937 wurde es Technische Prüfungs- und Lehranstalt und diente später dem Finanzamt als Sitz. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm zuerst die BEWAG den Bau, von 1961 bis 1963 beherbergte er das Elektroamt, danach kurz die Berliner Bärenlotterie, abgelöst durch den VEB Vereinigte Wettspielbetriebe. Später hatte die Generalstaatsanwaltschaft der DDR ihren Sitz in der Luisenstraße 32-34.
1998 bis 1999 wurde das Gebäude umgebaut. Die Bruttogeschossfläche beträgt 12.000 Quadratmeter. Besonders schön gelungen sind die beiden großen alten Treppenhäuser mit ihren gusseisernen Geländern.
Unter den Linden 50
Einst saß hier das Ministerium für Außenhandel der DDR. Seit 1997 arbeitet ein Teil der Bundestagsabgeordneten in dem großen Gebäude. Den Paradeblick auf die Flaniermeile hat der Pförtner, dessen Loge mit Glaswänden und abgerundeten Spitzen die Blicke fängt und in die Eingangshalle mit ihren symmetrischen Metalltreppen zieht.
Das Gebäude entstand in den Jahren 1962 bis 1965 in Montagebauweise nach Entwürfen von Emil Leibold, Herbert Boos und Hanno Walther. Von 1994 bis 1997 fand ein Umbau statt, bei dem vom Altbau nur die Tragkonstruktion aus Stahlbeton übrig blieb. Eine kleine Bronzefigur von Wieland Foerster zog in den Hof des gegenüberliegenden Bundestagsgebäudes. Der Neubau künde, so schrieben die Kritiker nach Fertigstellung, von einer neuen, von jedem Pathos befreiten Repräsentationsarchitektur und erinnere an die Sprache der italienischen Rationalisten.