Thema
Nicolas Schöneich
US-amerikanische
Ordnungsvorstellungen im Nahen Osten
So bezeichnete der ägyptische
Soziologe Saad Eddin Ibrahim die Bush-Regierung als Hebamme des
arabischen Reformprozesses - die Elternschaft aber, schränkte
er ein, könne sie gewiss nicht für sich reklamieren. Die
Ursachen für die Entwi-cklungen etwa im Libanon oder in
Ägypten lägen nicht in der ...
Michael Lüders
Islam und Demokratie - der Westen
hat ein undifferenziertes Bild davon
Die Frage, ob Islam und Demokratie
überhaupt miteinander zu vereinbaren seien, ist in der
westlichen Öffentlichkeit häufig zu hören. Dahinter
verbirgt sich ein aus Ängsten und Unkenntnis gespeistes
Weltbild, das den Islam als ein monolithisches,
unveränderliches, auf ewig festgeschriebenes Dogma ...
Katajun Amirpur
Ein neuer Machtkampf zwischen Sunna
und Schia nach "Iraqi Freedom"
Gerade für das politische
Denken der Schia sind daher in den nächsten Jahren aus
Nadschaf wichtige Impulse zu erwarten. Seit der Revolution im Iran
dürfte die Frage der politischen Entwick-lung des schiitischen
Islams und der Rolle, die die Geistlichkeit im Machtgefüge
spielt, international nicht ...
Sonja Hegasy
Dritter Arabischer UNDP-Bericht
über die Menschliche Entwicklung
Mit einem halben Jahr
Verspätung wurde im April der dritte Arabische Bericht
über die Menschliche Entwicklung 2004 in Amman vorgestellt.
Die ursprünglich für vergangenen Oktober geplante
Veröffentlichung wurde aufgrund äußerst kritischer
Passagen zur US-Nahostpolitik verzögert. Die "New York ...
Lutz Klevemann
Öl und Gas stehen im Zentrum
eines geopolitischen Ringens
In dieser Neuauflage der imperialen
Rivalität im 19. Jahrhundert zwischen dem Britischen Empire
und dem russischen Zarenreich versuchen mächtige Spieler das
Herz der eurasischen Landmasse zu kontrollieren, das in einem
Machtvakuum daliegt. Heute haben die USA die Führungsrolle
übernommen. Zusammen ...
Carsten Wieland
Syrien unter Reformdruck
Das Land hat relativ wenige
Rohstoffe, wenige Freunde und Geldgeber in der westlichen Welt.
Dennoch ist die Kluft zwischen Arm und Reich im Vergleich zu
anderen arabischen Staaten gering geblieben. Obwohl es kaum
politischen Freiraum gibt, genießen die Syrer unter dem
formal säkularen Baath-Regime ...
Konrad Watrin
Nach dem Abzug der Syrer zeichnet
sich eine neue politische Dynamik ab
Euphorie schwang auf wie so oft im
Orient, doch nicht so trügerisch. Zu Jahresbeginn noch drohten
Bombenanschläge nach bewährtem Muster das Land nach
15-jährigem Wiederaufbau abermals zu destabilisieren.
Erinnerungen an den gleichfalls 15-jährigen Bürgerkrieg
wurden ...
Ludwig Watzal
Das Kernproblem Palästina -
die völkerrechtliche Sicht
Die Errichtung dieses Grenzwalles
wurde vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag in einem Urteil
vom 9. Juli 2004 als "völkerrechtswidrig" bezeichnet, weil er
zum größten Teil auf besetztem Land gebaut wird. Die
wichtigste Voraussetzung für einen gerechten und dauerhaften
Frieden hat ...
Richard Chaim Schneider
Das Kernproblem Palästina -
die sicherheitspolitische Sicht
War die Zustimmung für den
Abriss der Siedlungen in Gaza in den letzten Wochen merklich
gesunken, da die israelische Bevölkerung daran zweifelte, dass
sich daraus etwas Positives für das Land entwickeln
könnte, so drehte sich zuletzt die Stimmung. Man mochte diese
Verrückten doch nicht. Die ...
Konrad Watrin
An der Basis gedeiht die
israelisch-palästinensische Zusammenarbeit weitgehend im
Verborgenen
Erstmals durfte ein vorwiegend
palästinensischer Club an einem europäischen Wettbewerb
teilnehmen, was sogar bei den fußballverrückten Arabern
Widerhall fand. Der ärmste Club der ersten israelischen Liga
erhielt Förderangebote aus den Emiraten. Im Juli hat das Peres
Peace Center in Tel Aviv in ...
Hans-Christian-Rößler
Israelis und Palästinenser
bereiten sich auf die Räumung der Siedlungen vor
Tausende von Soldaten trainieren
seit Wochen für diesen Tag. Aber das Heer der Demonstranten
mit orangenen Hemden, Hüten und Bändern, das ihnen
gegenübersteht, hindert sie an ihren letzten Vorbereitungen:
Zu den Kundgebungen zu Beginn der beiden Protestmärsche kamen
mehr als 20.000 Menschen; fast ...
Ferhad Ibrahim
Jordanien im regionalen und
internationalen Spannungsfeld
Es ist unklar, ob es die
Außenpolitik war, die den kranken König Hussein zwei
Wochen vor seinem Tod veranlasste, die Thronfolge auf seinen Sohn
Abdullah zu übertragen und den erfahrenen Bruder Prinz Hassan
zu entmachten. Fest steht, dass Abdallah II., sieben Jahre nachdem
er die Verantwortung ...
Heiko Flottau
Das Leben im Irak ist zum Albtraum
geworden
Auch der angekündigte "saubere
Feldzug" erwies sich als Chimäre. Nach einem Bericht der
seriösen britischen Medizin-Zeitschrift "Lancet" verloren etwa
98.000 Iraker ihr Leben - meist bei Luftangriffen. Krieg und
Plünderungen liegen über zwei Jahre zurück.
Inzwischen ist das Leben ...
Rudolph Chimelli
Der Iran auf dem Weg zum
"chinesischen Modell"
So hat der radikale Nachfolger des
Reform-Präsidenten Mohammed Chatami während seiner
Kampagne "eine einzige Familie und deren Clique" dafür
kritisiert, dass sie das Erdölgeld in ihre Taschen steckten,
während das Volk darbe. Er versprach, den Augiasstall der ...
Peter L. Münch-Heubner
Religiöse Stiftungen halten
die Fäden in der Hand
Die Iraner nennen sie "kleine
Könige". In ihren Händen laufen die Fäden der
wirtschaftlichen und auch der politischen Macht in der Islamischen
Republik zusammen. Ihre Königreiche sind die
"revolutionären Stiftungen", die "Bonyads", denen sie
vorstehen und deren Namen im ...
Amke Dietert
Im "neuen" Irak gewinnen die Kurden
an politischem Einfluss
Die Kurden sind mit einer
geschätzten Anzahl von 30 bis 40 Millionen das
größte Volk im Nahen Osten ohne eigenen Staat. Ihr
Siedlungsgebiet wurde zuerst im 16. Jahrhundert zwischen dem
Osmanischen und Persischen Reich geteilt. Mit der Neuordnung der
Region nach dem Ersten Weltkrieg wurden die ...
Reinhard Baumgarten
Reformstau im Land der
Pharaonen
Die Demonstrationen häufen
sich in diesen Wochen. Täglich finden im
bevölkerungsreichsten arabischen Land Kundgebungen statt. Sie
sind klein und überschaubar. Die wenigen Dutzend Demonstranten
werden immer durch eine gewaltige Polizeimacht abgeschirmt. Seit
bald einem Vierteljahrhundert gilt in ...
Günter Seufert
Das neue Selbstbewusstsein der
Türkei
Verglichen mit der Aufregung, die
dem französischen und niederländischen Nein zum
Verfassungsvertrag in Europa folgte, nahm Anatolien das Ergebnis
relativ gelassen. Der offenen Freude des holländischen
Rechtsaußens Geert Wilders und der Genugtuung Edmund
Stoibers, für die der Ausgang der Referenda ...
Katja Niethammer
Die Golfstaaten unterscheiden sich
erheblich in ihren wirtschaftlichen und gesellschaftspolitischen
Strukturen
Abdulaziz ist ein typischer
Vertreter der neuen Generation von Scheichs. So
selbstverständlich er in traditioneller Kleidung Gäste
empfängt und Gespräche im Fünfminutentakt durch
Reichung neuer Süßigkeiten und Getränke
unterbrechen lässt, so sicher ...
Ulrike Freitag/David Schmitz
Ein politischer Balanceakt in
Jemen
Ahmed Abdullah al-Hasani,
ehemaliger Botschafter des Jemen in Syrien, ersuchte Ende April die
britische Regierung um Asyl. Seine Begründung: die
jemenitische Regierung habe einen Mordanschlag auf ihn veranlasst.
Zudem werde er wie andere Persönlichkeiten aus dem ehemaligen
Südjemen systematisch ...
Henner Fürtig
Saudi-Arabien sendet ambivalente
Signale in Richtung Westen
Diese Doktrin wurde von allen
nachfolgenden Präsidenten übernommen. Sie bildete zudem,
formalisiert durch bilaterale Militärabkommen, die Grundlage
für die Stationierung von US-Truppen in Saudi-Arabien nach
1990. Dazwischen und danach lagen Jahre des gemeinsamen Kampfes
gegen Kommunismus, ...
Lennart Lehmann
Neues, altes Afghanistan nach den
Taliban
Die Frage nach dem Finanzier
beschäftigte iranische Geheimdienstler sehr. Sie fürchten
iranfeindliche Aktivitäten Pakistans oder wahabitischer
Eiferer aus den Golfstaaten, die ihren Einfluss auf Kosten des
schiitisch geprägten Irans ausbauen wollen. Das Geld werde vor
Ort gesammelt, versicherten die ...
Rüdiger Robert
Die Wasserknappheit in den
Nahost-Ländern ist ein Politikum
Zwischenzeitlich hat die
Wasserproblematik zwar nicht an Brisanz verloren, ist aber wieder
in den Hintergrund politischer Betrachtungsweisen gerückt. Die
Ölfrage hat an politischem Gewicht zurückgewonnen.
Vorrang auf der Tagesordnung der Weltpolitik hat die Gefahr durch
den internationalen ...
Arnold Hottinger
Moderne Propaganda-Technologie
verleiht Feindbildern große Sprengkraft
Die islamische Welt und die
westliche - sich einst christlich nennende, heute wohl eher als
postmodern auftretende - postindustrielle Zivilisation haben als
zwei nebeneinander liegende Kulturkreise stets gemeinsame Grenzen
besessen. Diese haben sich im Lauf der 1400-jährigen
gemeinsamen Geschichte ...
Claus Leggewie
Ein neuer Anti-Semitismus und alter
Anti-Amerikanismus verschmelzen zum neuen Anti-Okzidentalismus
Die Amalgamierung beider
Feindbilder zum "Anti-Okzidentalismus" ist das Neue am neuen
Antisemitismus, den man als Abwehrreaktion auf kulturelle
Globalisierung, aber auch als eine Spielart davon verstehen kann.
Schon der christlich gespeiste Judenhass besaß eine
universale Bezugsgröße ...
Peter Heine
Islamisten wollen eine globale
Scharia durchsetzen - mit allen Mitteln
Als erste islamistische
Organisation werden in der Regel die Muslimbrüder
(Ikhwân al-Muslimîn) angesehen, 1928 von dem Lehrer
Hassan al-Banna (1906 - 49) in Ägypten gegründet. Sie
haben im Lauf ihrer Geschichte eine ausgeprägte Ideologie
entwickelt. Der Islam ist für sie vor allem eine rationale ...
Bassam Tibi
Der Euro-Islam ist nur im Einklang
mit der kulturellen Moderne möglich
In einem Berkeley-Projekt über
Zuwanderung ("Islam and the Changing Identity of Europe") wurde die
Frage gestellt: "Muslim Europe or Euro-Islam?" Dies ist auch der
Titel des Bandes mit den Ergebnissen des Projektes, in dem die
Spannung zwischen Islamisierung und Europäisierung ...