Dunkel - so wird es oft beschrieben. Dunkel im Sinne von rückschrittlich. Dunkel im Vergleich zur wissbegierigen Antike. Die Rede ist vom Mittelalter. Nun ist es reichlich unhistorisch, eine so lange Epoche der Menschheitsgeschichte, die über den Daumen gepeilt um die 1.000 Jahre andauerte, pauschal als dunkel zu bezeichnen. Immerhin hat auch das Mittelalter Ideen hervorgebracht, die noch heute eine Anwendung finden könnten und so manche Debatte noch überflüssiger machen würden, als sie eh schon ist. Zum Beispiel das ewige Hick-Hack um Hauptstadt und Regierungssitz, konkreter ausgedrückt um die Frage, welche Ministerien und Behörden nun ganz oder nur in Teilen am Rhein oder an der Spree ihren Standort haben sollen. Die deutschen Könige des Mittelalters kannten über Jahrhunderte hinweg so etwas wie eine Hauptstadt gar nicht, sondern zogen mit Sack und Pack beständig durchs Land - von Residenz zu Residenz, damals Pfalzen genannt. Und so bekamen viele Landeskinder im gesamten Reich ihren Herrscher unmittelbar zu Gesicht - der König auf einer Art Dauer-PR-Reise.
In Zeiten angeblicher Volksferne der Politik wäre dies doch ein interessantes Konzept. Zu realisieren wäre es mit der so genannten Bundestagsarena, mit der sich das Parlament während der Fußball-WM in Berlin präsentieren will. Der 22 Meter hohe Bau, im äußeren Erscheinungsbild der Reichstagskuppel nachempfunden soll Platz für 600 Personen bieten. Das passt doch: Im Bundestag sitzen auch nur 598 Abgeordnete. In der laufenden Legislatur sind es wegen der 15 Überhangsmandate zwar 614, aber der Plenarsaal ist ja auch selten bis auf den letzen Platz gefüllt. Die Konstrukteure müssen nur darauf achten, dass die Bundestagsarena schnell auf- und abzubauen und leicht zu transportieren ist. Bei Kosten von 2,5 Millionen Euro müsste das ja drin sein. Mit diesem Miniatur-Bundestag könnten unsere Volksvertreter dann Gastvorstellungen in allen Bundesländern geben. Muss ja nicht ständig sein. Aber in der Parlamentsferien vielleicht. So als "Sommertheater" auf Reisen. Un der nächste Sommer kommt - auch wenn man es derzeit nicht glauben mag.