Es stimmt nicht, dass Sportpolitiker wie der Sozialdemokrat Peter Danckert in diesen Tagen ihren Arbeitsplatz in ein Fußballstadion verlegt haben. Die Spiele der deutschen Nationalmannschaft hat er in seiner Funktion als Sportausschussvorsitzender und Kuratoriumsmitglied des Organisationskomitees zwar vor Ort verfolgt, doch das parlamentarische Geschäft lief selbstverständlich weiter. Wie immer in Arbeitswochen des Bundestages leitete er die Sportausschusssitzungen. Eines der Themen dort: Sport als Staatsziel im Grundgesetz. Die Diskussion darüber führt zu der Frage, was das bringen soll. Dazu sagt Danckert: "Die Verankerung von Sport und Kultur als Staatsziel im Grundgesetz trägt dem in den letzten Jahren gewachsenen Stellenwert des Sports Rechnung. Zudem sichert dies meines Erachtens auch die Sportförderung."
Der gebürtige Berliner vertritt den Wahlkreis 62 (Dahme-Spreewald - Teltow Fläming III - Oberspreewald und Lausitz I), ein großflächiges Gebiet. Allein der Landkreis Dahme-Spreewald hat fast die Fläche des Saarlands. Um für möglichst viele Bürger und Bürgerinnen schnell erreichbar zu sein, unterhält er fünf Wahlkreisbüros.
Fachpolitisch hat er sich seit 1998, als er zum ers-ten Mal in den Bundestag einzog, dem Sport verschrieben. Dass er im November 2005 den Ausschussvorsitz übernahm, war also keine Überraschung, sondern das Ergebnis einer Entwicklung. Der 65-jährige Parlamentarier bilanziert den bisherigen Verlauf der WM, die nicht nur allein mit dem Sport zu tun hat, sondern mit dem ideellen Wert eines solchen internationalen Wettbewerbs. Dank einer überdimensionalen Vermarktung dieses Ereignisses gerät gerade dieser Wert leicht aus dem Blickfeld - aber nicht für einen Sportpolitiker, der gerade die soziale, integrative Funktion des Sports immer wieder aufgreift und sich vor allem auch in seinem Wahlkreis und in seinem Bundesland Brandenburg für die Sportförderung einsetzt. "Diese Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland ist ein einzigartiges Sportereignis, das Menschen aus aller Welt in unser Land gebracht hat. Besonders glücklich bin ich darüber, dass die deutsche Bevölkerung ein so ausgezeichneter Gastgeber ist und sich das Motto der WM ,Die Welt zu Gast bei Freunden', erfüllt", unterstreicht Danckert im Gespräch mit dieser Zeitung. "Gastgeber" ist er auch selber, wenn er den australischen Sportminister, ein Amt, das es so in Deutschland nicht gibt, empfängt. "Jugend und Sport wären meiner Ansicht nach eine ideale Kombination für ein Ministerium. Aber die Innenminister, die bei uns für den Sport zuständig waren und sind, haben das Ressort auch ausgezeichnet vertreten", findet er.
Dass der Deutsche Bundestag einen Sportausschuss mit 16 Mitgliedern hat, ist vielen gar nicht bewusst.. Vielleicht liegt es auch daran, dass es in Deutschland einen Bundessportminister eben nicht gibt. Zwar ist Sport für viele die schönste Nebensache der Welt. Doch ein Sportpolitiker sieht das noch ein bisschen anders: "Für mich ist Sport ein zentrales Thema der Politik: Er ist wichtig für die soziale Integration, er unterstützt Gesundheit, Bildung, das gesellschaftliche Engagement und das demokratische Verhalten. Er fördert das Wir-Gefühl, führt aus der Isolation, stärkt das ehrenamtliche Engagement und leistet wertvolle Jugendarbeit", erklärte Danckert nach seiner Wahl zum Ausschussvorsitzendenden.
Der promovierte Anwalt und Notar ist auch ordentliches Mitglied des Rechts- und stellvertretendes Mitglied des Verkehrausschusses. Für diese Legislaturperiode hat er sich vorgenommen, den Sport noch stärker als bisher in den Blickpunkt der öffentlichen Diskussion zu rücken. Dafür den Rückenwind der WM zu nutzen, ist für ihn eine einmalige Gelegenheit. Der Sport sei wichtig für eine demokratische Gemeinschaft, und daher hat die Politik die Pflicht, sich für die Belange des Sports in besonderem Maße stark zu machen, meint Danckert. Der Sportausschuss, also die parlamentarische Plattform der Sportpolitik, macht das schon seit mehr als 30 Jahren. Er bezeichnet ihn zu Recht als traditionsreich. "Ich glaube, dass es im Interesse aller Mitglieder des Sportausschusses des Deutschen Bundestages ist, wenn wir der Sportpolitik den Stellenwert einräumen, den der Sport heutzutage in unserer Gesellschaft innehat." Da Danckert sich sehr nachdrücklich für eine Sache einsetzen kann und dies zugleich mit entsprechender Ungeduld tut, wie er selber sagt, ist das kein zu hoch gestecktes Ziel.
Wenn ihn Sportpolitik auch schon seit 1998 beschäftigt, langweilig ist Danckert die Materie nie geworden. Ein Blick in die Tagesordnungen der öffentlichen Sitzungen und Anhörungen des Gremiums zeigen das breite Themenspektrum: Alle Ebenen sind vertreten mit Spitzen-, Breiten- und Freizeitsport; zu den aktuellen Problemfeldern zählen Doping und Sportwetten, ein Dauerthema ist die soziale Integrationskraft des Sports und die Förderung des Sportstättenbaus in den neuen Bundesländern, bekannt als Goldener Plan Ost (GPO), ebenso die Fortentwicklung der Sportstrukturen und der effektive Einsatz öffentlicher Gelder vor allem zugunsten des Spitzensports. Daneben kümmern sich die Sportpolitiker um den Behindertensport. Da erinnert sich Danckert an ganz besondere Momente: "Meine Begegnungen mit den Athleten des Behindertensports, zuletzt bei den Paralympics in Turin 2006, waren tief beeindruckend. Ich denke hier an die Gespräche mit Martin Braxenthaler, Gerd Schönfelder, Verena Bentele und vielen anderen. Inzwischen haben sich hier sogar Freundschaften entwickelt."
Der Sportausschuss sorgt sich ganz aktuell auch um die Gesundheit der Bevölkerung und will den bewegungsunlustigen Bürgern auf die Sprünge helfen. So wurde die Bundesregierung aufgefordert, Sportvereinen, die hochwertige Präventionsangebote machen, gleiche Zugangsvoraussetzungen bei der Vertragsbindung mit Krankenkassen zu ermöglichen wie anderen Anbietern auch. Mit verständlichen Kampagnen soll zudem die Lust nach mehr sportlicher Bewegung geweckt werden. Wie schwer es ist, den inneren Schweinehund zu überwinden, weiß Peter Danckert, denn auch Sportpolitiker sind nur Menschen. Auf die Frage, ob er selber aktiv Sport treibe, folgte ein: "Ja, aber in zu bescheidenem Umfang." Der verheiratete Jurist, der vier Kinder hat, ist Präsident des Brandenburgischen Landesverbandes Pferdesport und schätzt persönlich den Sport des Kutschenfahrens. Selber Kicken ist seine Sache nicht, obwohl er Mitglied in mehreren Fußballvereinen ist. Da feuert er die Mannschaften nur vom Spielfeldrand an, so wie zur WM die deutsche Nationalmannschaft.
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