Er arbeitete als Lokalredakteur, schrieb für Magazine,
berichtete aus dem ersten Golf-Krieg und gehört seit Ende der
70er-Jahre neben Günter Wallraff zu den prominentesten
investigativen Journalisten Deutschlands: Gerhard
Kromschröder. Er glänze mit Reportagen über
Neonazis, Giftmüll-Skandale oder zur Flick-Spendenaffäre.
Altgediente "Haudegen" wie Kromschröder gelten als ideale
Lehrmeister für den journalistischen Nachwuchs. Das dachte
sich auch der Kommunikationswissenschaftler Wolfgang R.
Langenbucher und gewann ihn für eine Vorlesungsreihe an der
Universität Wien. Was Kromschröder seinem Publikum mit
auf den Weg gab, lässt sich nun in dem handlichen Band "Ach,
der Journalismus. Glanz und Elend eines Berufsstandes" nachlesen:
zu den Themen Lokaljournalismus, verdeckte Reportagen,
Magazinjournalismus und Kriegsberichterstattung. Vier seiner
Undercover-Reporten für den "Stern" runden das Buch ab.
Schon der Titel lässt es erahnen: Kromschröders
Einlassungen über den eigenen Berufsstand sind in weiten
Strecken alles andere als schmeichelhaft. Im Visier hat er dabei
vor allem jene eitle und selbstverliebte Spezies, die ihre eigene
journalistische Macht völlig überschätzt. Gerade bei
den großen Magazinen treffe man auf diese Kollegen.
Gleichzeitig bricht er eine Lanze für den so oft und zu
unrecht belächelten Lokaljournalismus: "Da kann man sich nicht
so dicke machen, kriegt auch keinen Kisch-Preis und kann sich nicht
zum Polit-Experten hochschreiben, der durch die Talkshows tingelt."
Dabei buchstabiere sich Journalismus gerade im Lokalen oft viel
konkreter als in den abstrakten Höhen der großen
Politik.
Das wenigste von Kromschröders Einlassungen ist neu.
Seine Kritik an den Medien ist schon tausendfach
geäußert worden - und genau so oft ignoriert worden. Ein
Grund mehr, dieser Lektüre Zeit zu widmen.
Gerhard Kromschröder
Ach, der Journalismus.
Glanz und Elend eines Berufstandes
Picus Verlag, Wien 2006,
152 S. 14,90 €