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Wann war’s – wer war’s?

Bild: Der Historiker Michael S. Cullen
Der Historiker Michael S. Cullen.

Bild: Zwei Kopfskulpturen vor der Fassade des Reichstagsgebäudes
Substanzerhaltende Steinmetzarbeiten an der Fassade, 1958.

Lesen Sie Michael S. Cullens Episode aus der Geschichte des Reichstagsgebäudes, beantworten Sie seine Frage und gewinnen Sie eine Reise nach Berlin.

Wenn Steine sprechen könnten

In Stein gehauene Inschriften, aber auch die Steine selbst können Zeugnis der Vergangenheit ablegen. „Saxa loquuntur“, sagten die Römer, „die Steine sprechen“. Wenn die Steine des Reichstagsgebäudes diese Fähigkeit hätten, würden sie in allen deutschen Dialekten reden. Denn von den Architekten wurde auch erwartet, dass die Baumaterialien die 1871 erlangte deutsche Einigung des Reichs widerspiegelten. Dies galt vor allem für den Naturstein, mit dem die Fassade des monumentalen Baus verkleidet wurde.

Zur Vorbereitung des Baus wurden zunächst in den Sandboden am Ufer der Spree Tausende von Eichenpfählen mit kupfernen Spitzen gerammt. Darauf kam eine Betonschicht von einem Meter Stärke. Erst dann wurde mit über 32 Millionen Backsteinen der Rohbau errichtet. Für seine Verkleidung wurden 30.583 Kubikmeter Sandsteinquader verbaut, die aus 20 Steinbrüchen aus allen Teilen des Reichs kamen – aus den Vogesen, Schlesien, aus Württemberg, aus Sachsen. Dies war einerseits wegen der Symbolkraft politisch erwünscht, andererseits wäre auch kein einzelner Steinbruch in der Lage gewesen, die benötigten Mengen an Baumaterial so schnell zu liefern.

Um die Haltbarkeit der Steine beurteilen zu können, befolgten die Architekten eine alte Steinmetzregel: Sie besuchten einen Friedhof in der Nähe des in Frage kommenden Steinbruchs. Denn sie konnten davon ausgehen, dass die Grabsteine in der Regel aus diesem Steinbruch stammten. Am Todesdatum war dann leicht zu erkennen, wie schnell das Material verwitterte.

Hatte der Friedhofsbesuch die erwünschten Erkenntnisse gebracht, wurden die Quader und Säulen per Eisenbahn oder Pferdewagen nach Berlin transportiert. Vor allem die Säulen bereiteten wegen ihrer Ausmaße den Transporteuren große Schwierigkeiten. Ein Zeitgenosse, der Kunsthistoriker Cornelius Gurlitt, beschrieb 1892 die Abmessungen der Säulen: „Jeder dieser an der breiten Vorhalle gegen den Königsplatz stehenden Kolosse hat einen unteren Durchmesser von 1,7 Meter und 15,65 Meter Höhe ohne den 1,05 Meter hohen Sockelstein. Jede der großen Schafttrommeln ist 1,80 Meter hoch und hat daher bei einem Inhalt von über vier Kubikmetern ein Gewicht von 200 Zentner.“

Gurlitt schilderte auch das Treiben auf der riesigen Baustelle sehr anschaulich: „Wieder zog Wagen auf Wagen im Gebiete des Bauzaunes ein, ungeheure Steinblöcke tragend, tausendfach tönte aus den niederen Bauhütten, die sich zwischen die Gerüste eingenistet hatten, das Klopfen der Steinmetzschlegel; es knarrten die Ketten an den auf der Höhe hinrollenden Hebemaschinen und langsam erhob sich ein Block nach dem anderen von der Tiefe des mit Steintrümmern bedeckten Bodens zu immer luftigerer Höhe, bis endlich durch den Gerüstschleier deutlicher die eigentliche Kunstform des Baues hindurchschaute.“

Fotos: studio kohlmeier, Ullstein Bild
Erschienen am 15. Dezember 2004

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