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Film ab für Europa

KULTUR

Anika.
Anika hat mit Freunden ihren eigenen Film auf die Beine gestellt.

Frau trägt Kamera.
Mit der Kamera durch Europa.

Europäische Kontakte waren es, die Anika Möllerhenn vor einem Jahr auf eine Idee brachten: „Wahnsinn, wie viele junge Leute in Europa auf Achse sind”, dachte die heute 24-Jährige, „wie viele mal für eine Zeit in Spanien arbeiten, mal in Irland studieren, ein Praktikum machen oder einfach nur reisen.” Europa rücke enger zusammen, findet sie, werde unter europäischen Jugendlichen zunehmend Normalität. Aber gibt es auch schon eine europäische Identität? Diese Frage ließ Anika, die in Leipzig lebt und eine Ausbildung als Ergotherapeutin abgeschlossen hat, nicht mehr los. Wie empfinden junge Leute Europa, wie denken sie über ihre Zukunft?

In Anikas Kopf reifte der Plan, einen Dokumentarfilm zu drehen. Zusammen mit drei, vier Freunden wollte sie Jugendliche auf ihren Reisen durch Europa begleiten und interviewen. Nur, wie ein solches Projekt auf die Beine stellen? Kameras, Schnittprogramm, Computer — es fehlte die technische Ausrüstung. Und natürlich auch die nötigen finanziellen Mittel. Doch Anika hatte erneut eine Idee: Nach der Schule war sie mit dem Europäischen Freiwilligendienst für ein Jahr nach Spanien gegangen, um dort in einem Obdachlosenheim zu arbeiten. Bei der Internetsuche nach ähnlichen Programmen war sie auch auf den Hinweis gestoßen, dass die Europäische Union Jugendprojekte unterstützt. Anika und ihre Mitstreiter überlegten sich ein Konzept für ihr Dokumentarfilmprojekt und schrieben einen Antrag. Mit Erfolg: Im letzten Sommer wurde die Förderung bewilligt. Ein Jahr lang können sie nun reisen und filmen — und werden dabei mit Geldern aus dem Programm „Jugend in Aktion” unterstützt.

Kürzlich packten Anika und die anderen wieder die Rucksäcke und reisten nach Dublin. Ihr Ziel: Ein multikulturelles Musik- und Theaterfestival, zu dem Jugendliche aus vielen Teilen Europas zu sammengekommen waren. Solche Festivals haben Anika und ihre Freunde bewusst als Drehorte für ihren Dokumentarfilm gewählt. „Ich finde es spannend, wenn so viele unterschiedliche Menschen aus England, Lettland, Frankreich oder Deutschland zusammenkommen”, sagt Anika. „Wir nutzen dort die Chance, mit ihnen ins Gespräch zu kommen.” Rund 20 Jugendliche haben sie inzwischen vor laufender Kamera interviewt. Wie sehen ihre Vorstellungen von Europa aus, was erhoffen sie sich von der Zukunft — und was befürchten sie? Die Antworten sind viel fältig. Doch eines haben fast alle gemeinsam: „Mir ist eine große Offenheit aufgefallen”, erzählt Anika, „die meisten wollen die Chancen, die ihnen das vereinte Europa bietet, nutzen.” Und noch etwas hat sie bei den Interviews herausgehört: „Eine europäische Identität beginnt sich zu entwickeln, allerdings bleiben nationale Wurzeln wichtig.” Beides scheine gut nebeneinander existieren zu können: das Gefühl Ire, Deutscher oder Lette — und eben Europäer zu sein.




Jörg Tauss (SPD)

Statement: Europas Kultur

Foto: Jörg Tauss (SPD).

„Durch Musik, Tanz, Literatur oder Film kann eine ganz andere Qualität der Verständigung und des Verstehens zwischen den Menschen erreicht werden als das über gemeinsame Politik allein möglich ist. Die kulturelle Vielfalt Europas lebt von der Vielfalt seiner Menschen und vor allem von dem, was sie daraus machen. Um diese Vielfalt, aber auch die Komplexität der Europäischen Union besser zu verstehen, wäre es gut, mehr über Europa erfahren zu können. Neben einer verstärkten Behandlung in den Schulen müssen dafür auch wirklich europäische Medien entstehen, etwa eine täglich europaweit erscheinende ‚Europa-Zeitung’ oder ein europaweit empfangbarer ‚Europa-Sender’.”

Jörg Tauss, Jahrgang 1953, ist seit 1994 Mitglied des Deutschen Bundestages. Der ehemalige Pressesprecher aus Kraichtal-Gochsheim in Baden-Württemberg ist ordentliches Mitglied im Ausschuss für Kultur und Medien und des Ausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung des Bundestages.
joerg.tauss@bundestag.de
www.tauss.de


Bild: Zurück zurück

Text: Sandra Schmid | Fotos: Anika Möllerhenn, Maurititus, Deutscher Bundestag
Erschienen am 22.03.2007

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