Sport/Tourismus. Die deutsche Hotellerie rechnet damit, dass sie während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 bis zu 5,5 Millionen Übernachtungen und damit einen zusätzlichen Umsatz von etwa 3 Milliarden Euro haben wird. Dies berichtete Ernst Fischer, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands, am 20. April in einer gemeinsamen Sitzung des Sportausschusses und des Ausschusses für Tourismus. Fischer beklagte, dass die Reiseveranstalter und -büros keine Kontingente für Eintrittskarten zu den Spielen erhalten und somit keine Angebotspakete einschließlich Tickets anbieten können. Er forderte, das Nachtflugverbot für die Dauer der WM zu lockern, auf keinen Fall eine Flugbenzin-Besteuerung einzuführen, Sperrzeiten für die Gastronomie aufzuheben und den Ladenschluss freizugeben.
Professor Alfons Madeja von der Fachhochschule Heilbronn berichtete über eine eigene Studie, die während der Fußball-Europameisterschaft in Portugal entstanden war. So wollten 74 Prozent der WM-Besucher als "Freundesgruppen", in der Regel Männergruppen, anreisen. Die Chance, dass anreisende Fans später als Touristen noch einmal das Land besuchen, nannte er sehr hoch.
Der Datenschutzbeauftragte des Bundes, Peter Schaar, äußerte Verständnis für die besonderen Sicherheitsvorkehrungen während der WM. Die Personalisierung der Daten schon beim Bestellvorgang für Eintrittskarten im Internet nannte er dagegen unzulässig. Bei der Bestellung der Tickets müssen Interessenten die Nummer ihres Passes oder Personalausweises angeben. Nach Ansicht Schaars würden die letzten vier Ziffern ausreichen. Im Übrigen sei die Verwendung von Personendaten nicht zu kritisieren. Rechtlich zulässig sei auch der Abgleich mit den Personen, über die ein Stadionverbot verhängt worden sei.
Hermann Graf von der Schulenburg von der Deutschen Bahn AG erklärte, an allen Hauptbahnhöfen der Spielorte würden "Welcome Desks" in Form von Informations- und Service-Centern eingerichtet. Sie sollen zentrale Anlaufpunkte für die Fans sein. Darüber hinaus plane die Bahn, zusätzliche Spätverkehre einzurichten, damit die Stadionbesucher nach dem Spiel noch nach Hause oder ins Hotel fahren können. Kernangebot der Bahn sei ein Kombi-Ticket, wobei die Eintrittskarte für das Spiel gleichzeitig als ganztägig gültiger Fahrschein für den öffentlichen Personennahverkehr im jeweiligen Großraum gilt.
Gunther Mörl, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen, forderte vor allem ausreichend Parkplätze an den Stadien. Die jetzt vorhandenen Parkmöglichkeiten reichten nicht einmal aus, um den Verkehr für besonders bedeutsame Gäste (VIPs) zu bewerkstelligen. Mörl richtete ferner den Wunsch an die Politik, für die Zufahrten zu und die Abfahrten von den Stadien Sonderspuren für Busse einzurichten.
Schließlich stellte Gert Hartkopf von der Bundesanstalt für Straßenwesen ein neues Verkehrslenkungskonzept für die Autobahnen vor. So ist vorgesehen, an den Grenzen dreisprachige Willkommenstafeln mit dem WM-Logo aufzustellen, auf denen die Besucher in Deutsch, Englisch und der Sprache des jeweils angrenzenden Landes begrüßt werden. Die Kosten dafür werde der Bund übernehmen, so Hartkopf.