Mehr als 6.000 ausgebrannte Autos, zerstörte Schulen, verwüstete Kindergärten und am Rande der Krawalle ein Toter - lange haben die französischen Intellektuellen dazu geschwiegen. Vergangene Woche meldete sich der Philosoph André Glucksmann mit einer provokanten These zu Wort: Die Ausschreitungen seien keine Folge von Ausgrenzung, sondern Zeichen der Integration der jugendlichen Randalierer. "Sie integrieren sich gerade dadurch, dass sie Autos anzünden, sogar dadurch, dass sie Menschen anzünden", sagte er der "Frankfurter Rundschau". Es gebe eine typisch französische Integration durch die Negation. "Alle, alle Parteien in Frankreich, die Unternehmer, die Arbeiter, denken, dass man durch Gewalt etwas erreicht." Die Jugendlichen integrierten sich also durch die Art ihres Verhaltens. In Frankreich herrsche zurzeit eine "nihilistische Atmosphäre", die bei weitem die Vorstädte überschreite. Neben diesem französischen Element gebe es ein globales: den Terrorismus. "Die Jungs in den Vorstädten sagen: ,Heute ist hier Bagdad.' Sie sehen das im Fernsehen und finden das sehr gut." Treibende Kraft sei der Hass.
Das sieht der Philosoph und Publizist Bernard-Henri Lévy ebenso: "Schwarze Energie von reinem Hass. Ein nihilistischer Strudel von Gewalt, die bedeutungslos, zwecklos ist (...)", schrieb Lévy in einem Kommentar im "Wall Street Journal". Die Bewegung werde erst stoppen, wenn sie am Ende ihrer eigenen Trunkenheit angelangt sei.
Lévy forderte Gespräche, aber diese dürften nicht "Hass und Misstrauen" ausdrücken, sondern "Gleichheit, Bürgerrecht, Rücksicht und (...) Respekt." Frankreichs Rapper, die schon seit Jahren in ihren Liedern die Missstände in den Ghettos beschrieben und vor dem Ausbruch von Gewalt gewarnt haben, kritisieren die Ausgrenzung der Jugendlichen: "Man lässt uns in die Schule und an die Unis gehen, um dann bei der Müllabfuhr zu arbeiten. Wir sind auch Franzosen", sagte Mac Krégor von der Gruppe Tandem. Sein Partner Mac Tyer erklärte: "Die kriegerischen Worte der Regierung helfen nicht, sondern nur Verständnis und Mitgefühl."