Ausschuss für Wirtschaft und Technologie (Anhörung)
EXPERTEN WOLLEN STÄRKERE FÖRDERUNG DES "E-COMMERCE"
Berlin: (hib/KAB-wi) Um der Standort für global erfolgreichen elektronischen Geschäftsverkehr (E-Commerce) zu sein, muss die deutsche Politik ihren Horizont erweitern und bürokratische Hürden für Internet-Firmen abbauen.
Darüber waren sich Vertreter von Internet-Unternehmen in einer Anhörung des Wirtschaftsausschusses zum Thema "E-Commerce/Internet-Ökonomie" am Mittwochvormittag einig.
Paulus Neef, Vorsitzender der Pixelpark AG, bedauerte den Mangel an Risikokapital und qualifiziertem Personal in Deutschland, dem auch die Green-Card keine Abhilfe habe schaffen können.
Für ihn habe eine Kultivierung des Bildungsmarktes Priorität. Dabei müssten attraktive Projekte an Schulen und Universitäten gewährleistet, neue Lehr- und Lernprogramme initiiert und Ausbildungswege in der Informationstechnologie (IT) reformiert werden.
Auch müsse der wirtschaftliche Ordnungsrahmen Deutschlands angepasst werden, denn nicht nur die USA, sondern auch die florierenden osteuropäischen Märkte lockten Spezialisten an.
Sylvius Bardt von der vor sieben Monaten gegründeten Start-up-Firma Questico AG betonte, er habe sich ganz bewusst für den Standort Deutschland entschieden.
Er sehe jedoch Probleme im Konzept einer an der Produktion orientierten Wirtschaftsförderung. Auch müssten grundlegende Vereinheitlichungen, zum Beispiel bei der Domain-Registrierung, erreicht werden.
Bardt verwies auf die generelle Lage der Internet-Ökonomie, deren Unternehmen einem konstanten Selektionsprozess mit all seinen Höhen und Tiefen unterworfen seien. Nur jedes hundertste Unternehmen schaffe überhaupt den Weg an die Börse.
Diesem Einwand stimmte Professor Herbert Weber, Hochschullehrer und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Software- und Systemtechnik, zu.
Von der Entwicklung sei derzeit lediglich die Spitze des Eisbergs zu sehen. Eine "Kulturrevolution" werde jedoch folgen.
Dabei müssten der Infrastruktur und deren Verkettung besondere Beachtung geschenkt werden. Kein Unternehmen könne für sich allein agieren, ohne die Logistik der Unternehmenspartner zu beanspruchen.
Auch dafür müssten die politischen Grundlagen geschaffen werden.