Bei der Vorstellung der Studie am 14. September in Berlin, kritisierte der deutsche OECD-Koordinator Andreas Schleicher, Deutschland habe durch einen "praktischen Stillstand" in den vergangenen 20 Jahren die Bildungsentwicklung "verschlafen". Viele der untersuchten Staaten hätten in den 80er- und 90er-Jahren enorm in den Aus und Umbau ihrer Bildungssysteme investiert. Laut Studie gab es in Deutschland zwischen 1995 und 2001 eine Steigerungsrate bei den Bildungsinvestitionen von etwa sieben Prozent. Im OECD-Durchschnitt lag sie bei bis zu 30 Prozent. Besonders kritisch wurde die Situation in den Kindergärten und Grundschulen bewertet. Sie seien unterfinanziert und verfügten über zu wenig Personal; auf eine Betreuungsperson kämen hierzulande rund 24 Kinder. Der Durchschnittswert unter den 30 OECD-Ländern liege bei etwa 15 Kindern pro Betreuungsperson. Auch bei der Zahl der Unterrichtsstunden hinkt die Bundesrepublik hinterher.
Kein gutes Bild gibt Deutschland im Hochschulsektor ab: Während die Zahl der Studenten im OECD-Raum zwischen 1995 und 2002 um 40 Prozent stieg, blieb sie in der Bundesrepublik konstant. Unter dem Mittelmaß liege Deutschland auch bei den Abschlüssen und bei der Studienanfängerquote.
Kleine Lichtblicke liefert die Studie allerdings auch. So sei der Anteil der Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung und/oder Abitur mit 83 Prozent erheblich höher als der OECD-weite Wert von 68 Prozent. Auch sei die Jugendarbeitslosigkeit in Deutschland unterdurchschnittlich im internationalen Vergleich. Zudem belegt Deutschland laut Studie bei besonders zukunftsträchtigen Fächern mit natur- oder ingenieurwissenschaftlicher Ausrichtung den zweiten Platz hinter Südkorea. Gelobt wurden außerdem die Anstrengungen der vergangenen Jahre bei der Förderung der Ganztagsschulen.
Als Konsequenz aus dem insgesamt schlechten Abschneiden Deutschlands in der internationalen Vergleichsstudie kündigte Bildungsministerin Edelgard Bulmahn (SPD) eine verstärkte Förderung der Ganztagsschulen an. Sie forderte gleichzeitig einen raschen Abbau von Subventionen, die in Bildung investiert werden sollten. Die Streichung der Eigenheimzulage sei "der Lackmustest", ob die Union es ernst mit der Erhöhung der Bildungsinvestitionen meine.
Die CDU-Vorsitzende Angela Merkel lehnte dies ab. Durch eine bloße Umschichtung der Mittel würden die grundlegenden Probleme nicht gelöst. Die stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion Maria Böhmer forderte dagegen neue steuerliche Anreize zur Investition in Bildung.
Aus dem Koalitionslager sind indes Forderungen nach einer grundlegenden Reform des dreigliedrigen Schulsystems in Deutschland laut geworden. So sprach sich die grüne Fraktionschefin im Bundestag, Krista Sager, für eine neun- bis zehnjährige Gemeinschaftsschule aus; der frühere Staatssekretär im Bildungsministerium und Thüringer SPD-Chef Christoph Matschie verglich das deutsche Schulsystem mit Gymnasien, Real- und Hauptschulen gar mit einer "mittelalterlichen Ständeordnung", die zu einer modernen Gesellschaft nicht mehr passe. Ablehnung für diesen Vorschlag gab es aus den unionsregierten Ländern. Der deutsche Lehrerverband sprach sich ebenfalls dagegen aus. Die PISA-Studie habe gezeigt, dass Länder mit gegliedertem Schulsystem wie Bayern und Baden-Württemberg weit besser als Bundesländer wie Bremen abschnitten, wo es integrierte Gesamtschulen gebe. Keine Zustimmung für die "Einheitsschule" gab es auch von der FDP. Es sei "völliger Unfug", auf Qualitätsmmängel mit einer Strukturdebatte zu reagieren, konterte die Vorsitzende des Bildungsausschusses im Bundestag, Ulrike Flach (FDP).