Ausschuss für Menschenrechte und
Humanitäre Hilfe/
Berlin: (hib/MVF) Als "respektablen Erfolg trotz massiver
Schönheitsfehler" bezeichnete Michael Steiner, Botschafter der
Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen, die Verhandlungen
über die Arbeitsweise des UN-Menschrechtsrates. Am
Mittwochmorgen erstattete er dem Ausschuss für Menschenrechte
und Humanitäre Hilfe Bericht über das diplomatische
Tauziehen in Genf. Vor allem durch die Geschlossenheit der
Europäischen Union habe man drei große Erfolge erzielt,
erklärte Steiner. Für fast alle Länder, ausgenommen
Kuba und Weißrussland, besäße der Rat jetzt
Ländermandate und könne Berichterstatter zur
Menschenrechtslage entsenden. Außerdem würden die
Staaten regelmäßig überprüft, wobei die
Diskussionsgrundlage nicht nur Regierungsberichte, sondern auch
Einschätzungen von Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
darstellten. Diese Statusverbesserung von NGOs wie "Amnesty
international" sei hart umkämpft gewesen, führte Steiner
weiter aus. Als festen Punkt der Tagesordnung habe man zudem einen
Überblick über die Menschenrechtslage in der ganzen Welt
vereinbart. Im Zuge der allgemeinen Reform der Vereinten Nationen
im Jahre 2005 sei die einstige Menschenrechtskommission in den
Menschenrechtsrat umgewandelt worden, so Steiner. In diesem Jahr
nun kamen die Verhandlungen über die formale Arbeitsweise des
Rates zum Abschluss. Unter seinen 47 Mitgliedern befinden sich
lediglich sieben EU-Staaten, die USA versagten von Beginn an ihre
Mitgliedschaft. Man hätte sich einer Mehrheit
menschenrechtsverachtender Staaten gegenüber gesehen, die die
alten Verhältnisse wiederherstellen wollten. Außerdem
hätten die USA als starker Verhandlungspartner gefehlt,
skizzierte Steiner die schwierige Ausgangslage. Mit der
Unterstützung Kanadas und der Schweiz sei die Verabschiedung
des Pakets der Geschlossenheit der EU-Staaten zu verdanken,
unterstrich der Botschafter. Doch um diese Verhandlungserfolge
erzielen zu können, habe man auch Preise bezahlen müssen.
"Die Großwetterlage war menschenrechtsunfreundlich", fasste
Steiner das Verhandlungsklima zusammen. So verlöre der Rat
seine Ländermandate für Kuba und Weißrussland,
wodurch es dort auch keine Sonderberichterstatter geben werde.
Außerdem stünden besetzte Gebiete, so beispielsweise
Palästina, nicht ständig auf der Agenda. "Es blieb keine
andere Möglichkeit, als dies hinzunehmen", sagte Steiner im
Ausschuss. Denn die Alternative sei trist gewesen: Es hätte
kein UN-Menschenrechtssystem mehr gegeben, was zu einer massiven
Wertekrise in den Vereinten Nationen geführt hätte.
Für die Zukunft des Menschenrechtsrates mahnte Steiner
deswegen an, dass die EU ihr geschlossenes Profil beibehalten
müsse. Gleichzeitig äußerte der Botschafter die
Hoffnung auf einen Beitritt der USA nach den
Präsidentschaftswahlen, denn die Europäische Union
brauche einen starken Verbündeten. Das Paket dürfe in der
UN-Generalversammlung nicht erneut aufgeschnürt werden, denn
dann "ist der Rat am Ende".