Experten: Umstellung auf ökologischen Landbau weiter fördern
Berlin: (hib/RRA) Die Umstellung der Landwirtschaft auf einen ökologischen Landbau soll weiterhin gefördert werden. Dafür haben sich Sachverständige in einer öffentlichen Anhörung des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz am Mittwochmorgen ausgesprochen. Heinrich Graf von Bassewitz vom Deutschen Bauernverband charakterisierte die aktuelle Situation des Ökolandbaus als "grundsätzlich sehr positiv". Der Öko-Markt sei jedoch derzeit von einer "erheblichen Rohstoffknappheit" geprägt. Die Nachfrage übersteige bei vielen Produkten das verfügbare Angebot, was die Erzeugerpreise für viele landwirtschaftliche Rohstoffe steigen lasse. Als Ursache nannte Bassewitz "die unterschiedliche Anpassungsfähigkeit und die strukturellen Unterschiede" der Marktbeteiligten. So könnten Landwirte nur im Wege einer meist zwei- bis dreijährigen Umstellungszeit in die ökologische Produktion einsteigen. Eine "dauerhafte und ausreichende Förderung" des Ökolandbaus sowie eine Förderung in den ersten beiden Umstellungsjahren seien daher vonseiten des Staates notwendig.
Der Einzelsachverständige Hans Christoph Behr bezeichnete die Öko-Marktentwicklung "als nicht ausgewogen". Angebot und Nachfrage hätten kein statisches Gleichgewicht erreicht. Schwankende Preise auf dem Markt spiegelten die Knappheit einzelner Güter wie Kartoffeln und Getreide. Dies zeige jedoch, dass der Markt funktioniere: "Mit Markteingriffen sollte man sich deshalb zurückhalten", warnte Behr. Darüber hinaus verwies der Sachverständige auf die sinkenden Preisabstände zwischen Bio-Produkten und konventioneller Ware, die die Umstellungsbereitschaft der Betriebe hemmten. Kornelie Blumenschein von "Gäa - Vereinigung ökologischer Landbau" kritisierte die Kürzung der Umstellungsförderungen durch alle Bundesländer als "falsches Signal" für die Landwirte. Man spare damit "an der falschen Stelle", nämlich dort, wo die Mittel am effizientesten eingesetzt werden könnten. Darüber hinaus mahnte Blumenschein "Optimierungsbedarf" in der Förderung ökolandwirtschaftlicher Innovationen an. Es liege noch viel Potential brach.
Ursula Loggen von der Stiftung Warentest erklärte, dass bei Lebensmitteltests in den vergangenen fünf Jahren "nur geringfügige Unterschiede" zwischen Öko- und konventionellen Lebensmitteln in der Gesamtqualität festgestellt worden seien. "Deutliche Unterschiede" hätten sich dagegen bei Pestizidrückständen gezeigt. Bio-Lebensmittel schnitten dabei "deutlich besser" ab. Weiter verwies Loggen darauf, dass neben der Erzeugung eines Lebensmittels auch dessen Verpackung, Transport und Lagerung bei der Bestimmung der Qualität entscheidend sei. So könnten Schadstoffe aus dem Produktionsprozess und der Verpackung unabhängig von der Art der Erzeugung "sowohl bei konventionellen als auch bei Bio-Lebensmitteln vorkommen".