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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: Lettland
Gültig ab: 08.05.2007 09:19
Autor: Kathrin Gerlof
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Lettland

Flagge Lettland


Rudite Livmane-Lindenbeck.
Rudite Livmane-Lindenbeck.
© DBT/studio kohlmeier


Gerd Höfer (SPD).
Gerd Höfer (SPD).
© DBT/studio kohlmeier


Gerd Höfer trifft Rudite Livmane-Lindenbeck im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow

„Bitte alle seufzen”, sagt Rudite Livmane-Lindenbeck und ein ganzer Chor seufzt. „Und jetzt pusten wir einen Tennisball weg.” Der Chor pustet imaginierte Tennisbälle durch die Luft. Der Chor atmet tief ein und aus, reckt die Arme in den Himmel, prustet mit den Lippen und übt sich in immer höher werdenden Tonfolgen. Dann füllt sich der Raum mit guten Klängen. Gerd Höfer hört und schaut zu.

Rudite Livmane-Lindenbeck ist eine sanfte Frau mit einem oft wiederkehrenden guten Lächeln. Sie redet gern über Musik, denn von der hat sie sich ihr ganzes Leben lang begleiten lassen. Musik ist Leidenschaft. Und Lettland sei ein Land, das singt, sagt sie.

Es war ein langer Weg für die 1961 in Ostlettland geborene Kirchenmusikerin bis hierher in die Evangelische Kirchengemeinde. Als Rudite Livmane in ihrer Heimat zur Schule ging, gehörte Lettland zur Sowjetunion. Als sie ihre Heimat verließ, machte sich Lettland auf den Weg nach Europa.

Schon als Kind wollte Rudite Livmane unbedingt Musik machen. Sie ging zur Musikschule, lernte Klavier spielen und Noten lesen.

Nach der Schule studierte sie an einer Musikfachhochschule und wurde Klavierlehrerin, arbeitete in diesem Beruf und entschied, noch ein Studium der Musikerziehung am Konservatorium in Riga aufzunehmen. Bei diesem Studium lernte Rudite Livmane Menschen kennen, die offen mit ihrem Glauben umgingen. Einfach war das in den achtziger Jahren nicht. Rudite Livmane wandte sich diesen Menschen zu und begann, bei Gottesdiensten Orgel zu spielen. Um dieses anspruchsvolle Instrument noch besser zu beherrschen, besuchte sie noch einmal die Musikakademie. Sie bekam 1995 ein Stipendium und ging für ein Jahr nach Lübeck, um weiter Orgel zu lernen. Zwei Jahre arbeitete sie an der Nordsee als Kantorin in einer evangelisch-reformierten Gemeinde, lernte, an alten Orgeln Buxtehude und Scheidemann zu spielen. „Mir wurde bewusst, wie wichtig es ist, alte lettische Orgeln zu restaurieren. Diese Zeit hat mich sehr geprägt. Ich kann nicht ohne Lettland und nicht ohne Deutschland leben, und ich versuche, für beide Länder etwas zu tun.” Auf Rudite Livmanes Initiative hin schenkte die Lübecker Musikhochschule Lettland drei Orgeln. Die Leidenschaft zu dem Instrument Orgel durchzieht fast das ganze Leben der Lettin. Sie gibt regelmäßig Orgelkonzerte in Deutschland und in Lettland und versucht weiterhin, etwas für die Orgeln in ihrer Heimat zu tun. Seit einigen Jahren lebt Rudite Livmane-Lindenbeck mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Berlin.

Gerd Höfer trifft Rudite Livmane-Lindenbeck im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow
Gerd Höfer trifft Rudite Livmane-Lindenbeck im Gemeindehaus der Evangelischen Kirchengemeinde Alt-Pankow (© DBT/studio kohlmeier)

Der SPD-Abgeordnete Gerd Höfer findet solche Lebenswege normal und beachtlich zugleich. Und er beschreibt, wie toll es für ihn gewesen sei, vor einigen Jahren in Riga bei der 800-Jahrfeier das berühmte Sängerfest zu erleben. Alle Chöre des Landes singen auf einer für diesen Zweck gebauten großen Waldbühne. Zehntausend Menschen sind das. Dieses Sängerfes gibt es seit 1873.

Gerd Höfer ist schon lange in Sachen Europapolitik unterwegs, er ist Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates und der Deutsch-Baltischen-Parlamentariergruppe. „Transformationsstaaten interessieren mich sehr”, sagt er. „Ich war 1995 das erste Mal in den drei baltischen Republiken, habe mich damals für die Visafreiheit für die Menschen dort starkgemacht.” So eine Erstbegegnung sei immer auch eine Bestandsaufnahme, sagt der aus Hessen stammende 64-jährige Politiker. Riga, erinnert er sich, sei faszinierend gewesen, trotz vieler Spuren des Mangels und Verfalls.

Heute sind die Straßen neu und das Leben ist ganz anders. Rudite Livmane-Lindenbeck und Gerd Höfer befinden übereinstimmend, dass die Wende und die wirtschaftliche Entwicklung viel Positives gebracht haben, aber nicht für alle Menschen. „Für die Jungen und Jüngeren ist dies eine rasante Entwicklung, für die Älteren stellt das oft ein Problem dar. Viele leben in Armut”, sagt der Abgeordnete. Rudite Livmane- Lindenbeck weiß darum, es betrifft die Generation ihrer Eltern, die viel gearbeitet haben und nun sehr wenig Rente bekommen.

Gerd Höfer ist mindestens einmal im Jahr in den baltischen Staaten, auch in seiner Funktion als Mitglied des Verteidigungsausschusses. Lettland, Litauen und Estland sind Mitglieder der NATO, also Teil einer gemeinsamen Sicherheitspolitik. Auch das schafft Verbindungen, die ausgebaut und gepflegt werden müssen.

Eine politisch nicht so gewichtige, aber schöne und alltägliche europäische Verbindung ist es, wenn eine lettische Musikerin in einer deutschen Kirche arbeitet. Rudite Livmane-Lindenbeck leitet zwei Chöre und spielt bei den Gottesdiensten die Orgel. Sie liebt Barockmusik und Folklore. „Das lettische Volk war ein Bauernvolk und hat eine sehr schöne Folkloremusik.”

Über Folklore und Brauchtum weiß der Hesse Höfer etwas aus seiner Heimat zu berichten. Er zeigte der lettischen Musikerin gern einmal die Schwälmer Tracht. Zu der gehören bei den Frauen viele Röcke, die übereinander getragen werden, Halsketten aus dicken Bernsteinkugeln und mit Zuckerwasser hochgesteckte Haare, auf denen der Schnatz sitzt. So eigenwillig kann Europa sein.

Republik Lettland

Liederbuchseite mit Noten und gezeichnetem Bär.
© DBT/studio kohlmeier


Fläche: 64.589 Quadratkilometer
Einwohner: rund 2,3 Millionen
Währung: Lats
Hauptstadt: Riga
Amtssprache: Lettisch
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Dievs, sveti Latviju („Gott segne Lettland”)
Kfz-Kennzeichen: LV
Telefonvorwahl: +371
EU-Mitglied seit: 1. Mai 2004
Nationalfeiertag: 18. November (Proklamation der Republik 1918)
Interessant: Die Hauptstadt Riga ist weltbekannt für ihre Jugendstilbauten. Etwa 700 Gebäude — viele von deutschen Architekten — entstanden um die Jahrhundertwende.

Gerd Höfer

Gerd Höfer (SPD).
© DBT/studio kohlmeier

Fraktion: SPD
Geboren: 23. Februar 1943 in Aschersleben (Sachsen-Anhalt)
Wohnort: Neukirchen (Hessen)
Ausbildung: Studium Sport, Physik, Deutsch (Lehramt an Grund-, Haupt- und Realschulen)
Beruf: Lehrer
Familie: verheiratet

Stv. Vorsitzender der Deutsch-Baltischen Parlamentariergruppe

gerd.hoefer@bundestag.de
www.gerdhoefer.de

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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007


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