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Informationen über dieses Dokument: Seitentitel: „Ungeschminkte Realität”
Gültig ab: 18.06.2008 10:19
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„Ungeschminkte Realität”

Reinhold Robbe im Plenum. Der Wehrbeauftragte hat seinen eigenen Platz seitlich neben dem Sitzungspräsidenten
Reinhold Robbe im Plenum. Der Wehrbeauftragte hat seinen eigenen Platz seitlich neben dem Sitzungspräsidenten
© DBT/Werner Schüring

Drei Fragen: der Wehrbeauftragte Reinhold Robbe

Blickpunkt Spezial: Am Anfang herrschte Misstrauen. Heute ist die Truppe akzeptiert. Brauchen wir noch einen Wehrbeauftragten?

Reinhold Robbe: Die Notwendigkeit ist heute so aktuell wie 1956. Die Bundeswehr ist in ihrer heutigen Form ohne Wehrbeauftragten gar nicht denkbar. Denn er ist nicht nur der verlängerte Arm des Parlaments in die Truppe hinein, er wirkt nicht nur vorbeugend dadurch, dass sich jeder Soldat mit Eingaben an ihn wenden kann. Er ist auch die einzige Kontrollinstanz, die sich jederzeit unangemeldet ein Bild von der ungeschminkten Realität machen und bei erkannten Missständen sofort auf Abhilfe dringen kann.

Blickpunkt: Die Truppe hat sich in den letzten 52 Jahren stark verändert — auch das Amt des Wehrbeauftragten?

Robbe: Die Aufgaben haben sich vom Grundsatz her nicht geändert. Seit längerer Zeit gibt es etwa 6.000 Eingaben jährlich, denen individuell nachgegangen wird. Nach wie vor kontrolliert der Wehrbeauftragte, ob in der Bundeswehr das Prinzip vom „Staatsbürger in Uniform” funktioniert. Und nach wie vor sehen die Soldaten im Wehrbeauftragten ihren Anwalt. Aber die Bundeswehr ist eine Einsatzarmee geworden. Und deshalb hat sich auch mein Betätigungsfeld erweitert. Ich bin beispielsweise einmal pro Jahr in jedem Einsatzgebiet, um zu sehen, ob die Soldaten gut ausgebildet und ausgerüstet sind.

Blickpunkt: Sie zählten vor Ihrer Wahl zu den erfahrensten Bundeswehr kennern. Konnten Sie trotzdem noch etwas lernen?

Robbe: Aber sicher. Jede Armee will sich Dritten gegenüber von der Schoko ladenseite zeigen. Durch meine vorwiegend unangemeldeten Truppenbe suche habe ich jetzt einen ganz anderen Zugang. Früher hat man mir die Auswahl der Gesprächspartner abgenommen, jetzt entscheide ich selbst, wen ich sprechen möchte. Meine Behörde mit rund 50 Mitarbeitern nimmt sich gegen die riesige Bundeswehr wie David gegen Goliath aus. Aber ich erfahre, dass wir durchaus Wirkung und Erfolge haben. 

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Erschienen am 18. Juni 2008

Zur Person:

Reinhold Robbe, Jahrgang 1954, wurde am 14. April 2005 zum Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages gewählt. Der gelernte Verlagskaufmann war von 1994 bis Mai 2005 Mitglied der SPD-Fraktion des Bundestages, seit 2002 war er Vorsitzender des Verteidigungsausschusses.


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