Die Idee war eigentlich richtig gut: Genervt von den vielen gemeinen Unterstellungen der letzten Monate hat Jan Ullrich in der vergangenen Woche beschlossen, seinen guten Ruf mit einem einzigartigen Coup wiederherzustellen - mit der Hilfe von Angela Merkel höchstselbst.
Sie, die gerade zur Miss World gekrönte Bundeskanzlerin, hätte gleich nach G8 zum Ulle-Gipfel an den Bodensee reisen und dort dem ehemaligen Tour-de-France-Gewinner und werdenden Vater vor der versammelten Weltpresse bescheinigen sollen, ein lupenreiner und vor allem ungedopter Fairplayer zu sein. Eine Möglichkeit zur "Rehabilitation seiner Reputation durch eine angemessene Würdigung seiner Verdienste und Leistungen" wäre dies, hielt der Ullrich-Geschäftspartner Michael Stehle in seiner Einladungs-E-Mail ans Kanzleramt fest. Dummerweise lehnte die Kanzlerin den Spitzenvorschlag jedoch ab - sie hat wohl einfach keine Zeit, weil zum Gipfel vieles liegengeblieben ist und nun aufgearbeitet werden muss. Nachdenken sollte Merkel über die Idee dennoch: Viele zu Unrecht in die Kritik geratene Sportler, Spitzenmanager oder anderweitig Prominente würden die mediale Reinwaschung sicher zu schätzen wissen und dafür auch den einen oder anderen Euro zahlen, zugunsten des maroden Staatshaushalts natürlich.
Ein Kandidat für das Amt des offiziellen Reputationsbeauftragten der Bundesregierung wäre schnell gefunden: Horst Seehofer kennt sich bestens in der Materie des schlechten Rufs aus und kennt gute "Ich weiß vieles"-Strategien, um üble Nachredner zu stoppen. Außerdem soll er, glaubt man Gerüchten, seinen Posten als Agrarminister ohnehin demnächst räumen - damit hätte er viel Zeit. Und wenn die Aktion weiße Weste wider Erwarten keinen Erfolg hat, können die beiden sich ja immer noch über weiße Windeln unterhalten.