Geschäftsreisende wollen vor allem weniger Bürokratie
Berlin: (hib/VOM) Die Entlastung von Bürokratiekosten führt die Prioritätenliste des Verbandes Deutsches Reisemanagement (VDR) an, wie der Präsident des Verbandes, Michael Kirnberger, am Mittwochnachmittag im Ausschuss für Tourismus betonte. Der Ausschuss hatte Kirnberger und seinen politischen Berater Ekkehard Tschirner eingeladen, um über die Rahmenbedingungen für Geschäftsreisen in Deutschland zu sprechen. Nach den Worten Kirnbergers sind im vergangenen Jahr in Deutschland Geschäftsreisen im Wert von mehr als 46 Milliarden Euro unternommen worden, wobei jeder Geschäftsreisende im Durchschnitt täglich 146 Euro ausgegeben habe. 78 Prozent aller Geschäftsreisen hätten Ziele in Deutschland gehabt, sodass auch diese Tagesausgaben im Inland verblieben seien. Damit würden Arbeitsplätze in der Hotellerie, in der Gastronomie und bei den Verkehrsunternehmen gesichert. Als Beispiele für Bürokratie bei Reisekostenabrechnungen nannte Kirnberger die verschiedenen Pauschbeträge für Verpflegungsaufwendungen und die zehnjährigen Aufbewahrungsfristen für Reisekostenabrechnungen. Ein weiteres Anliegen sei die Sicherheit bei Dienstreisen und der Datenschutz. Die FDP kritisierte in diesem Zusammenhang das Interimsabkommen zwischen der EU und den USA über die Übermittlung von Flugpassagier-Daten. Die Vereinbarungen seien unter Datenschutzgesichtspunkten nicht hinnehmbar, so die Liberalen. Damit sei in den USA genau bekannt, welcher Geschäftsreisende dort welche Firma aufsucht. Es sei unverständlich, so die FDP weiter, weshalb die Wirtschaft so wenig dagegen mobil mache. Im Übrigen sei auch zu fragen, ob die Sicherheitsmaßnahmen an Flughäfen, die zur Abwehr von Terrorismusgefahren eingeführt wurden, der richtige Weg gewesen seien. Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Ernst Hinsken (CSU), kündigte an, dass dieses Thema während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft in der ersten Jahreshälfte 2007 eine Rolle spielen werde.
Der VDR-Präsident sprach sich darüber hinaus dafür aus, Mobilitätshemmnisse zu beseitigen und die Infrastruktur entsprechend zu verbessern. Als Beispiel nannte er den Münchner Flughafen, bei dem es versäumt worden sei, einen Fernbahnhof zu integrieren. Forderungen nach Entlastungen bei Steuern und Abgaben wie etwa den Sicherheitsgebühren an Flughäfen stießen bei den Abgeordneten zum Teil auf Widerspruch. Der Tourismusausschuss sei hier auch gegenüber dem Finanzminister in der schwächeren Position, hieß es von SPD-Seite. Bei einem geplanten gemeinsamen Antrag der Koalitionsfraktionen zum Thema Geschäftsreisen müsse aber herausgestellt werden, dass der Geschäftsreiseverkehr ein riesiges Volumen ausmache und Deutschland als Messe- und Kongressstandort ausgebaut werden müsse. Klagen Kirnbergers über verspätet ausgestellte Visa wurde entgegengehalten, dass man anderen Staaten schlecht deren Visa-Politik vorschreiben könne. Die Forderung nach Bürokratieabbau werde man aber unterstützen, so die SPD.
Auf eine Frage aus der Unionsfraktion gab Kirnberger an, das Geschäftsreisevolumen werde in diesem Jahr steigen, auch weil die Kosten für Flugtickets massiv gestiegen seien. Festzustellen sei, dass tendenziell weniger Reisende gemeinsam auf eine Geschäftsreise geschickt werden. Dafür dauerten die Reisen in der Regel länger. Die Zielorte der Geschäftsreisen würden auch zunehmend "interkontinental", so der Verbandspräsident.