Lammert: Einheit heißt nicht Einheitlichkeit
Zum Tag der Deutschen Einheit hat Bundestagspräsident Norbert Lammert die Deutschen aufgefordert, "lieber öfter einmal die Mut machenden Erfolgsgeschichten zu erzählen, statt die unbestreitbaren Lasten zu beklagen". Man habe allen Grund, die große Aufbauleistung der Bürgerinnen und Bürger der vergangenen Jahrzehnte in beiden Teilen Deutschlands zu würdigen. "Nirgendwo sonst und nie zuvor hat ein Teil eines Landes einem anderen Teil in vergleichbarem Maße geholfen", sagte Lammert anlässlich des Festaktes in Schwerin. Viel zu selten würden "die Erfolge, um die uns unsere Nachbarn im Übrigen beneiden", hinreichend wahrgenommen. "Nicht überall blühen die Landschaften, aber manche Veränderungen sind spektakulär."
Gleichzeitig, so Lammert, müsse die unbedingt notwendige Aufarbeitung der DDR-Verbrechen unter konsequent rechtsstaatlichen Prinzipien weitergehen. Auch angesichts der nun beschlossenen Opferrenten blieben Fragen: "Haben wir uns im wiedervereinigten Deutschland nicht zu lange mit den Tätern und zu wenig mit den Opfern beschäftigt? Ist der Eindruck gänzlich unberechtigt, das 'Neue Deutschland', die demokratische Republik habe gegenüber den Opfern des Unrechts weniger Großzügigkeit aufgebracht als gegenüber den Tätern?", so Lammert.
Lammert forderte auch die Errichtung eines Freiheits- und Einheitsdenkmals in Berlin. Dies wäre "ein wichtiger Beitrag, der längst überfällig ist": "Wir haben aus gutem Grund insbesondere in der Hauptstadt zahlreiche auffällige Stätten der Erinnerung an die Verbrechen zweier Diktaturen in Deutschland", sagte Lammert. "Es gibt keinen vernünftigen Grund, nicht auch in ähnlich demonstrativer Weise der Freiheits- und Einheitsgeschichte der Deutschen zu gedenken." Spätestens zum 25. Jahrestag des Falls der Mauer und der Wiedervereinigung könne und solle ein solches Denkmal stehen. Es wäre "Ausdruck eines über wirtschaftliche Konjunkturen und auch über Moden hinweg tragenden aufgeklärten Patriotismus, wie er uns in seiner ansteckend fröhlichen Form während der Fußball-Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr begegnete, genährt von der stolzen Erinnerung an eine gelungene friedliche Revolution und getragen vom Grundakkord unserer Verfassung: Demokratie, Rechtsstaat, Sozialstaat, Bundesstaat und Kulturstaat selbstverständlich", so Lammert.
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