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Die Kuppel des Reichstagsgebäudes ist zum Wahrzeichen Berlins geworden. Dabei hatte sie der Architekt Norman Foster ursprünglich gar nicht vorgesehen. Denn eine Kuppel erinnerte zu sehr an die wilhelminische Architektur des Reichstagsgebäudes von Paul Wallot. Aber auch für den Reichstagsarchitekten war die Planung der Kuppel eine große Herausforderung.
Paul Wallot sah in seinem Entwurf für ein neues Parlamentsgebäude zunächst eine 85 Meter hohe Kuppel aus Sandstein über dem Plenarsaal vor. Aus baulichen Gründen war er dann jedoch gezwungen, die Kuppel über die westliche Eingangshalle zu verlegen. Tausende von Eichenpfählen wurden an dieser Stelle in den Boden gerammt und massive Eckpfeiler hochgezogen, um das Gewicht der Kuppel aufzunehmen.
Je länger Wallot aber über die Bauausführung wachte, desto fester reifte in ihm der Entschluss, die Kuppel zu verlegen. Denn er fürchtete, dass das Gebäude wie ein „ausgebranntes Schloss“ aussehen könnte.
Die Versetzung der Kuppel wurde ihm schließlich unter der Bedingung gestattet, dass er den Nachweis erbringt, dass die Ausführung möglich sei. Das Hauptproblem bestand darin, dass der Bau zu diesem Zeitpunkt weit fortgeschritten war und die Mauern eine Kuppel an anderer Stelle nicht zu tragen schienen. Es galt, mit möglichst geringen Kosten und ohne Störung des Baubetriebes einen allen auftretenden Kräften gewachsenen Unterbau nachträglich herzustellen. Wallot beauftragte im Frühjahr 1889 den Bauingenieur Johann Wilhelm Schwedler mit der statischen Berechnung. Schwedler fand jedoch, dass die Konstruktion nicht mit hinreichender Sicherheit zu berechnen sei, „da die einzelnen Spannungen von dem Montiren abhängen, welches nicht in der Hand des Projectirenden“ liege. Außerdem gab er zu bedenken: „Durch Verlassen des vorhandenen Unterbaues für den Thurm und Errichten eines Aufbaues an einer anderen, dazu ungeeigneten Stelle, erhält das Gebäude einen ungesunden Organismus, dessen Consequenzen sich erst später herausstellen werden.“ Er sei gegen die Ausführung der Kuppel, weil nicht zu erwarten sei, „dass der Entwurf so verbessert werden kann, dass er den Anforderungen der Sicherheit und Würde des Hauses entspricht.“
Wallot gab nicht auf und beauftragte den Eisenbahningenieur Hermann Zimmermann mit neuen Berechnungen. Zimmermann machte die vorgesehene Kuppel leichter, indem er Glas und Stahl einsetzte und besonders die Höhe auf rund 74 Meter verringerte. Am 2. September 1892 wurde die Kuppel schließlich eingeweiht. Die Meinungen über die Kuppel gingen damals stark auseinander. Während Kaiser Wilhelm II. das Gebäude den „Gipfel der Geschmacklosigkeit“ nannte, überhäuften Wallots Fachkollegen ihn mit Auszeichnungen und Lob.
Ein Wiederaufbau der Kuppel wurde in den 60er Jahren verhindert. In den 90er Jahren erwachte das Interesse jedoch wieder. Und schließlich ließ sich Norman Foster auf eine Kuppel ein, die durch ihre Transparenz einen Vergleich mit der wilhelminischen Kuppel gar nicht erst aufkommen lässt. Mittlerweile ist sie eine Attraktion in Berlin und bietet den Besuchern Ausblicke und vor allem Einblicke in die parlamentarische Praxis.
Fotos: studio kohlmeier, Ullstein
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Erschienen am 08. November 2004
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