Wenn jemand von sich sagen kann: „Ich habe einen Ausbildungsplatz beim Deutschen Bundestag“, weckt das häufig Neugier. Seinen Beruf im Zentrum der Politik zu erlernen, ist doch sicher etwas Besonderes. Natürlich ist es das – den Bundestag gibt es schließlich nur einmal. Andererseits ist es etwas ganz Alltägliches, denn ausgebildet wird in der Verwaltung des Parlaments schon seit vielen Jahren.
Neu ist, dass es seit diesem Jahr auch für Abgeordnete des Bundestages die Möglichkeit gibt, in ihren Büros auszubilden. Dafür hat die Bundestagsverwaltung allgemeine Richtlinien erlassen, die den Weg ebneten. Inzwischen gibt es in den Berliner Büros bereits zwölf Auszubildende und vier in Wahlkreisbüros von Abgeordneten. Der Anfang ist also gemacht.
Und noch etwas ist neu: Noch nie haben so viele junge Menschen einen Ausbildungsplatz bei der Bundestagsverwaltung erhalten wie in diesem Jahr. Im September begrüßte Bundestagspräsident Wolfgang Thierse 37 junge Frauen und Männer, deren Bewerbung um einen Ausbildungsplatz bei der Bundestagsverwaltung erfolgreich war. Gegenwärtig erwerben hier nun 53 junge Menschen ihr Rüstzeug für das Berufsleben. Bislang verfügte die Bundestagsverwaltung über insgesamt 28 Ausbildungsplätze, mit den 25 neu hinzugekommenen hat sich die Zahl also fast verdoppelt. Dies war möglich, weil die Bereitschaft innerhalb der Bundestagsverwaltung, gemeinsam darüber nachzudenken, wo Kapazitäten für Ausbildung vorhanden und Kooperationspartner zu finden sind, groß ist.
Und so traf die Initiative von Bundestagspräsident Thierse auf offene Ohren, viel Verständnis, vor allem aber großes Engagement. So bieten beispielsweise in diesem Jahr erstmals drei Ausschusssekretariate je einen Ausbildungsplatz an.
Was aber kann man in der Verwaltung des Bundestages werden? Fachangestellte oder -angestellter für Bürokommunikation sowie für Verwaltung und für Medien- und Informationsdienste und auch Informationselektroniker, Mechatroniker und Fachinformatiker.
Und wie wird man Azubi bei der Bundestagsverwaltung? Vivien Nadler beispielsweise kommt aus dem brandenburgischen Marienthal und absolvierte nach Abschluss der 10. Klasse einen Eignungstest im Ausbildungszentrum Lichtenberg. Die Monate davor waren etwas enttäuschend, rund 80 Bewerbungen und gleich viele Absagen. Den Eignungstest hat die junge Frau mit Bravour bestanden, es kam zu einem Vorstellungsgespräch im Bundestag. Zwei Wochen später schon erhielt Vivien Nadler die Zusage. Seit August lernt die künftige Verwaltungsfachangestellte im Referat ZA 2, das zuständig ist für die Mitarbeiter von Abgeordneten. Und das macht ihr großen Spaß, wie sie sagt. „Der Beruf interessierte mich schon lange, ich fühle mich sehr wohl hier.“ Die Aufgeregtheit der ersten Tage, als alles noch neu war, habe sich schnell gelegt, erzählt die junge Frau, die in drei Jahren ihren Berufsabschluss machen wird.
25 neu geschaffene Ausbildungsplätze in der Verwaltung des Bundestages heißt, dass nun Bereiche ausbilden, die dies bislang nicht tun konnten, andere Bereiche ihre Kapazitäten erweitert haben und dass neue Kooperationen entstanden. So beispielsweise im Verbund mit der BEWAG, den Berliner Elektrizitätswerken. Hier werden gegenwärtig vier Fachinformatiker, zwei Mechatroniker und drei Fachangestellte für Bürokommunikation ausgebildet.
Neu sind auch die vier Ausbildungsplätze in der Bibliothek des Bundestages. Vielleicht fragt sich mancher, warum dies erst jetzt möglich ist. Doch so einfach liegen die Dinge nicht, denn erst seit kurzem und erstmals in der Geschichte des Bundestages befinden sich die Bibliothek und die zugeordneten Dienste unter einem Dach im Elisabeth-Lüders-Haus. Damit sind nun beste Voraussetzungen für qualitativ hochwertige Ausbildung geschaffen.
In der Bundestagsverwaltung absolvieren zudem jährlich rund 400 Studentinnen und Studenten ein Praktikum und viele angehende Juristen einen Teil ihres Referendariats. Alles in allem also ist der Bundestag ein Ort, der vielen eine Ausbildung ermöglicht.
Text: Kathrin Gerlof
Fotos: Deutscher Bundestag
Erschienen am 08. November 2004