Ausschuss für Kultur und Medien/
Berlin: (hib/AW) Die Büste der altägyptischen
Königin Nofretete wird Berlin nicht verlassen, auch nicht
leihweise. Diese Entscheidung bekräftigte Kulturstaatsminister
Bernd Neumann am gestrigen Mittwoch vor dem Ausschuss für
Kultur und Medien. Neumann trat damit Forderungen nach einer
zeitweiligen Ausleihe der weltbekannten Büste an Ägypten
entgegen, die der Generalsekretär der Ägyptischen
Antikenbehörde, Zahi Hawass, und der deutsche Verein
"CulturCooperation" mit der Kampagne "Nofretete geht auf Reisen"
erhoben hatte. Im Vordergrund seiner Entscheidung, so der
Staatsminister, stünden konservatorische Gründe. Entgegen
früherer Annahmen bestehe die circa 2.300 Jahre alte
Büste nicht durchgehend aus Kalkstein, sondern lediglich aus
einem Kalksteinkern, auf den Gipsauflagen vor allem im Bereich des
Gesichts und der Schultern aufmodelliert worden seien.
Röntgenaufnahmen der Büste zeigten, dass einige
Übergangsstellen zwischen Kalkstein und Gips sehr fragil
seien. Dies mache einen Transport zu gefährlich. Neumann
betonte, dass die Nofretete aus diesem Grund nur noch eine Reise
antreten werde: "nämlich die 200 Meter zwischen ihrem jetzigen
Standort im Alten Museum in das bis Oktober 2009 hoffentlich
fertiggestellte Neue Museum". Entschieden trat Neumann
Darstellungen entgegen, nach denen die antike Büste
unrechtmäßig in deutschen Besitz gelangt sei. Von
offizieller ägyptischer Seite sei dies auch nie behauptet
worden und Ägypten habe auch nie einen entsprechenden Antrag
auf Rückgabe gestellt. Der Berliner Archäologe Ludwig
Borchardt, der die Büste 1912 in der altägyptischen
Residenzstadt Tell-el-Amarna des Pharaos Echnaton, Nofretetes
Ehemann, ausgegraben hatte, habe über eine entsprechende
Grabungslizenz verfügt. Gemäß der damals
üblichen Abkommen seien die Funde zwischen deutscher und
ägyptischer Seite jeweils zur Hälfte aufgeteilt worde.
Die Ägypter hätten sich damals statt für die
Büste für einen Klappaltar entschieden. Die Behauptung
von Zahi Hawass, die Nofretete sei mit Lehm verschmiert außer
Landes geschaffen worden, treffe nicht zu. Der Kulturausschuss gab
in der nichtöffentlichen Sitzung zwar kein
abschließendes Votum ab, signalisierte aber einstimmig
Unterstützung für die Entscheidung Neumanns.
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