Für einige der neuen Abgeordneten kam die Wahl in den Bundestag überraschend. Andere hatten bereits damit gerechnet, ein Mandat zu übernehmen. Doch für alle Neuen gilt: Was jetzt kommt, haben sie in ihrem bisherigen Leben noch nicht kennen gelernt.
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihre Wahl feststand?
Ich war einfach glücklich. Nach den ersten Prognosen und Hochrechnungen im Bund war ja zunächst alles unklar. Als die Erststimmen ausgezählt waren, fiel mir ein Stein vom Herzen und ich wusste: Der Einsatz hat sich gelohnt!
Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich, dass ich die Menschen in meiner Heimat vertreten darf. Und ich freue mich, dass ich daran mitwirken kann, die Probleme in unserem Land anzugehen. Die Verhältnisse dafür hätten klarer sein können. Aber kaum spannender!
Was machen Sie in den ersten Tagen in Berlin?
Jetzt ist erst einmal alles neu. Gestern war die erste Fraktionssitzung. Als die Stimmzettel ausgeteilt wurden, habe ich richtig realisiert: Ich bin dabei! Sonst beschäftigen mich praktische Dinge: ein Büro suchen, nach einer Wohnung umsehen, mich in Berlin zurechtfinden. Mein Vorgänger Hans-Peter Repnik unterstützt mich bei vielem. Das macht es leichter.
ANDREAS JUNG (CDU/CSU), Jahrgang
1975, hat das Direktmandat im Wahlkreis 288 (Konstanz) gewonnen.
Der Jurist ist stellvertretender Kreisvorsitzender der CDU
Konstanz.
www.erfrischend-jung.de
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihre Wahl feststand?
Ich habe mich sehr gefreut. Ich habe an die vielen Menschen gedacht, die mir geholfen haben und denen ich sehr dankbar bin. Und mir wurde jetzt richtig bewusst, welche Hoffnungen die Menschen in mich gesetzt und welche Verantwortung ich damit übernommen habe.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich auf die Herausforderungen und möchte für die Bürger erreichen, dass das Band zwischen Berlin und meinem Wahlkreis, zwischen Essen und der Hauptstadt enger geknüpft und fühlbar wird. Die Bundespolitik soll auch in meinem Wahlkreis wieder erlebbar für die Bürger sein.
Was machen Sie in den ersten Tagen in Berlin?
Der langjährige Fraktionsvorsitzende der SPD Herbert Wehner hat einmal sinngemäß gesagt „Organisation ist Instrument zur Politik“ – ich bin dabei, mich gut zu organisieren.
PETRA HINZ (SPD), Jahrgang 1962,
hat das Direktmandat im Wahlkreis 121 (Essen III) gewonnen. Die
Juristin ist seit 1989 Mitglied im Rat der Stadt Essen, seit 2004
als stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
www.petra-hinz.de
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihre Wahl feststand?
Bis mein persönliches Ergebnis gegen 1.30 Uhr feststand, habe ich mit meinen Wahlkampfhelfern zunächst das gute Ergebnis der FDP gefeiert. Für mich ist ein politischer Traum in Erfüllung gegangen und es ist eine große und wichtige Herausforderung, für dieses Land gute Entscheidungen zu treffen.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Auf die Entscheidung, wer nach Gerhard Schröder Bundeskanzler wird, und auf den Beweis, dass diese Demokratie auch mit unerwarteten Ergebnissen gut umgehen kann. Aber auch auf die Formulierung und Durchsetzung liberaler Politik. Als Mitglied der drittgrößten Fraktion hat man viele Chancen, für mehr Freiheit, Verantwortung und Marktwirtschaft zu werben.
Was machen Sie in den ersten Tagen in Berlin?
Ich bin zunächst mit vielen organisatorischen Fragen beschäftigt wie Wohnungssuche, Mitarbeitersuche und dem Kennenlernen der vielen neuen, aber auch der erfahrenen Kollegen. Ich bin gespannt, in welchen thematischen Feldern ich mich in der neuen FDP-Fraktion betätigen werde und wo ich Schwerpunkte setzen kann.
PATRICK DÖRING (FDP),
Jahrgang 1973, ist über die Landesliste Niedersachsen in den
Bundestag gewählt worden. Der Wirtschaftswissenschaftler war
von 1994 bis 1997 stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen
Liberalen.
www.patrick-doering.de
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihre Wahl feststand?
Die ersten Minuten waren recht unwirklich. Ich dachte daran, dass sich mein Leben völlig verändern wird, ich freute mich über den Einzug unserer Fraktion, über die neuen Möglichkeiten, linke Politik zu gestalten. Aber ich spürte auch einen Druck, die Erwartungen zu erfüllen und auf dem Teppich zu bleiben. Dabei hilft sicherlich ein Freundeskreis, der nicht in der Politik aktiv ist.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Zunächst freue ich mich, dass mit dem Einzug der Linkspartei wieder andere Debatten im Bundestag stattfinden werden, an denen ich mich kräftig beteiligen will. Ich will Ansprechpartner für soziale und antirassistische Bewegungen, für kritische Geister und Querdenker werden. Und freuen würde ich mich auf eine kritisch-solidarische Begleitung unserer Arbeit.
Was machen Sie in den ersten Tagen in Berlin?
Zum Glück habe ich einige Freunde in Berlin. Ich werde mich zunächst nach einem WG-Zimmer umsehen und mich langsam einleben. Natürlich gibt es Ängste, aber die freudige Erwartung auf spannende linke Politik, auf das Anecken überwiegt deutlich. Los geht's!
JAN KORTE (Die Linke.), Jahrgang
1977, ist über die Landesliste Sachsen-Anhalt in den Bundestag
eingezogen. Der Politikwissenschaftler ist seit 2004 Vorsitzender
des PDS-Kreisverbandes Hannover.
www.jankorte.de
Was ging Ihnen durch den Kopf, als Ihre Wahl feststand?
Ich habe mich riesig gefreut. Es gingen dann sofort SMS-Nachrichten nach Griechenland und Kenia, wo sich derzeit meine großen Töchter aufhalten. Am Wahlabend setzte dann eine Entspannung ein, die nach dem Wahlkampftreiben sehr angenehm war.
Worauf freuen Sie sich besonders?
Ich freue mich darauf, Politik als Vollzeitjob machen zu können. Ich freue mich auf gute MitarbeiterInnen, die mich unterstützen und eine professionelle Arbeit möglich machen. Und ich freue mich darauf, wieder einen Teilzeitwohnsitz in Berlin zu haben. Ich habe in Berlin studiert und bin hier noch verwurzelt.
Was machen Sie in den ersten Tagen in Berlin?
Ich werde mich zunächst in der Fraktion orientieren und in die Arbeit einfinden. Es gibt vieles abzuklären und zu organisieren. Außerdem werde ich mir eine Wohnung suchen und mich einrichten. 2 Zimmer, Küche, Bad, Balkon in der Nähe des Parlamentsviertels? Wissen Sie eine?
ELISABETH SCHARFENBERG
(Bündnis 90/Die Grünen), Jahrgang 1963, ist über die
Landesliste Bayern in den Bundestag eingezogen. Die
Diplom-Sozialpädagogin ist seit 2003 Mitglied im Bayerischen
Parteirat von Bündnis 90/Die Grünen.
www.elisabeth-scharfenberg.de
Fotos: Deutscher Bundestag,
Bachmann
Erschienen am 12. Oktober 2005