Burkhard Alberternst ist Sportreferent des Deutschen Bundestages. In seinem Ehrenamt kümmert er sich um viele schweißtreibende Angelegenheiten. Das ist fast so anstrengend wie der Sport selbst. Und macht ebenso viel Spaß.
Der Nachname kann schon für Verwirrung
sorgen. In der ganzen Verwaltung des Deutschen Bundestages
existiert kein Albert Ernst. Aber Burkhard Alberternst, den gibt
es. Irgendwann hat man es rausbekommen. Unter
www.sport-im-parlament.de ist der Mann zu
finden.
Man verabredet sich in der Sporthalle im
Marie-Elisabeth-Lüders-Haus. Ein Schmuckstück ist diese
Halle, groß genug für eine Menge sportlicher
Betätigungen, die Spaß machen und schweißtreibend
sind. Im Moment aber ziemlich leer, so mitten am Tag. Nur drei
Menschen beim Badminton sind zu sehen und zu hören. Burkhard
Alberternst sieht in seinem Anzug eher wie ein
Geschäftsführer aus, denn wie ein Sportreferent. Er ist
beides. Beruflich steht der 48-Jährige zwei Unternehmen vor.
Einer Filmproduktionsfirma und einem Unternehmen, das Beratungs-
und IT-Dienstleistungen anbietet. Das mit dem Anzug hat also seine
Richtigkeit.
Mit Computern hat auch seine Beziehung zum Deutschen Bundestag
angefangen. Ganz logisch war das nicht, denn der in Hagen geborene
und dort aufgewachsene Burkhard Alberternst hat in Paderborn auf
Lehramt studiert, in den Fächern Sport, Geografie und
Informatik. Dann hat er noch sein Referendariat gemacht und sich im
Anschluss auf Informatik konzentriert. Das gefiel ihm besser, als
Lehrer für Sport und Geografie zu werden. Er begann, bei einem
IT-Unternehmen in Wilhelmshaven zu arbeiten, und das brachte ihn
dem Deutschen Bundestag ein großes Stück näher. Zu
jener Zeit, also vor rund 20 Jahren, wurde im Bundestag das Projekt
Parlakom ins Leben gerufen. Für Abgeordnete und Verwaltung des
Parlaments begann das Computerzeitalter. Burkhard Alberternst
gehörte zu jenen, die Schulungskonzepte für den Bundestag
entwickelten. Das lief gut und machte Spaß, und deshalb
machte er sich später mit einem eigenen Unternehmen
selbstständig.
Unterwegs im Segelboot „Unsereins” Was das mit Sport zu
tun hat? Nicht viel auf den ersten Blick. Aber 1988 wurde Burkhard
Alberternst Mitglied der Sportgemeinschaft des Deutschen
Bundestages. Sport hatte er schon immer gern gemacht —
Fußball gespielt und Tennis. Die Sportgemeinschaft des
Bundestages gab es 1988 schon 37 Jahre lang. 1951 hatten
Abgeordnete und Beschäftigte der Bundestagsverwaltung in Bonn
eine Betriebssportgemeinschaft gegründet. Die fand schnell
Zulauf. Politik ist eine anstrengende Angelegenheit. Sport zwar
auch, aber doch ein schöner Ausgleich zur Politik.
Zwei Jahre nachdem er Mitglied der Sportgemeinschaft geworden war,
wurde Burkard Alberternst schon in den Vorstand gewählt und
zwei weitere Jahre später Sportreferent. Seitdem widmet er
sich diesem Ehrenamt, das viel Zeit kostet und, wie er sagt, sehr
viel Spaß macht.
Ein Sportreferent ist für einen guten Teil der Vereinsarbeit
zuständig. Er koordiniert die einzelnen Sportgruppen, von
denen es 14 in Bonn gibt und 21 in Berlin. Badminton, Basketball,
Gymnastik, Fitnesstraining, Fußball für Abgeordnete,
Fußball-Kick-Treff, Gespannfahren und Reiten, Kampfsport,
Laufen, Motorsport, Radfahren, Reiten, Schießen, Schwimmen,
Schach, Segeln, Skat, Ski- und Wandergruppe, Tanzen, Tischtennis
und Volleyball heißen die Angebote, und der Zuspruch ist
groß. Es gibt gute Übungsleiterinnen und -leiter, und es
tut wohl, sich jenseits von Arbeit und Stress bewegen zu
können. Vor allem auch, wenn man dabei mit ein paar anderen
netten Menschen zusammen sein kann. In der Sporthalle des
Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses oder zum Beispiel auf dem
Wannsee, unterwegs mit dem Segelboot „Unsereins”.
Mitglied der Sportgemeinschaft des Bundestages zu werden, ist
einfach. Bequemlichkeit überwinden, Aufnahmeantrag stellen und
sich für eine Sportgruppe entscheiden. Rund 1.300 Mitglieder
gibt es bereits, und mit manchen Ereignissen machen die richtig von
sich reden. Für diese Ereignisse übrigens ist Burkhard
Alberternst ebenfalls zuständig. Er organisiert und
koordiniert solche spannenden Dinge wie Tennis-, Golf-, Volleyball-
und Fußballturniere oder Skifreizeit.
Zu den jährlichen Highlights in der Sportgemeinschaft
gehört auch die Motorradtour. Rund 200 Motorräder sind im
vorigen Jahr vor dem Berliner Reichstagsgebäude zu einer Tour
in die Dolomiten gestartet. Dieses Jahr ging es auf
"Märchentour", das klingt nach Entspannung pur für
Abgeordnete wie für Bundestagsmitarbeiter. Wer lässt sich
nicht gern Geschichten erzählen, die ein Happy End
haben?
Spielanalyse in der dritten Halbzeit Bekannt sind inzwischen auch
die verschiedenen Fußballturniere, bei denen
fraktionsübergreifende Allianzen geschlossen werden, um
gemeinsam den Gegner zu schlagen. Der kommt nicht selten aus
anderen Ländern und anderen Parlamenten. Am Ende jedes Sieges
und jeder Niederlage steht die sogenannte dritte Halbzeit, in der
man zusammensitzt, feiert, sich kennenlernt, das Spiel analysiert
und große und kleine Politik dazu. So etwas verbindet.
Stolz ist Burkhard Alberternst auf den Berliner Bundestagslauf, der
im Mai schon zum achten Mal stattfand. In Bonn hieß das
Ereignis „Bannmeilenlauf” und fand sechs Mal statt.
Zwei aufstrecken standen in diesem Jahr zur Auswahl: 3.600 Meter
und 7.200 Meter. Die kürzere Distanz war auch
Nordic-Walking-Strecke. Es gingen zahlreiche Teams an den Start:
Abgeordnete, deren Mitarbeiter, die Bundestagsverwaltung, das
Bundespräsidialamt, das Bundeskanzleramt, die fünf
Fraktionen des Bundestages, das Bundespresseamt, die Ministerien,
die Landesvertretungen, Landesbehörden, Botschaften,
Verbände und Sponsoren. Der Direktor des Bundestages gab
Dienst- und Arbeitsbefreiung für die Läuferinnen und
Läufer. So hatte alles seine fröhliche Ordnung. Mehr als
300 kamen dann auch zum Start, und die Startnummer eins wurde an
den Bundespräsidenten Horst Köhler vergeben. Der
Bundestagsvizepräsident gab den Startschuss für die
Läuferinnen und Läufer, die in diesem Jahr für den
guten Zweck „Laufen gegen Osteoporose” unterwegs
waren.
Fragt man Burkhard Alberternst, warum er so viel Zeit gibt für
ein Ehrenamt, dann sagt er, es mache ihm Spaß und es gefiele
ihm, wenn Menschen zusammenkommen, um miteinander Sport zu treiben.
Außerdem sei diese Arbeit ein guter Ausgleich für alle
anderen Anstrengungen des Lebens. Die nicht klein sind. Beide
Unternehmen des Sportreferenten haben ihren Sitz im Rheinland, so
dass er zwischen Bad Honnef und Berlin pendelt. Mit einem Bein im
Rheinland, mit dem anderen in der Hauptstadt: auch das eine
sportliche Leistung, die aber viel Abwechslung mit sich
bringt.
Wahrscheinlich bleibt nur wenig Zeit, selbst den Ball zu kicken
oder mal wieder Tennis spielen zu gehen. So ist es. Aber auch nicht
schlimm.
Im hinteren Teil der Sporthalle ist während des Gesprächs
mit dem Sportreferenten viel Schweiß geflossen. Die
Badmintonspieler haben ihre Sachen gepackt und sind gegangen.
Burkhard Alberternst zeigt noch, wo die beiden Gymnastikhallen sind
und erzählt, dass es in der Sportgemeinschaft auch eine
Boxgruppe gebe. Eigentlich wüsste man gern, ob in dieser
Gruppe parlamentarische Auseinandersetzungen mit anderen Mitteln
fortgesetzt werden. Aber vielleicht bleibt das besser ein
Geheimnis.
Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 18. Juni 2007
Wissenswertes zum Sport im Bundestag finden
Sie unter:
www.sport-im-parlament.de