Bartholomäus Kalb trifft Vladimir Svitek, Beata Kopecka, Adriana Selická und Jan Habich auf der Grünen Woche
„Wenn Jan im Urlaub ist”, flüstert Adriana Selická und lächelt, „verkauft er auch unsere Messerschleifer. Er kann es einfach nicht lassen.” Die SVIH TRADE Slovakia ist zum ersten Mal auf der Grünen Woche in Berlin vertreten. Und ihr allerbester Verkäufer, Jan Habich, ist natürlich mitgekommen. Er sorgt dafür, dass die Leute am Stand stehen bleiben und zuschauen, wie er mit den Schleifern und Schleifaufsätzen hantiert und dabei laut kommentiert, was er gerade tut. Über einen Fernsehbildschirm läuft derweil ein Film, in dem zu sehen ist, was man alles mit den Produkten des slowakischen Unternehmens tun kann — einen ordentlichen Baumschnitt zum Beispiel oder eine Hecke zaubern, wie sie die Nachbarn noch nicht gesehen haben. Die Produkte liegen säuberlich aufgereiht auf den im Halbkreis angeordneten Tischen am Stand. Sie sehen bunt aus, solide und sehr praktisch.
Adriana Selická, eine Verkäuferin des Unternehmens, lernt seit vier Monaten Deutsch und ist an diesen Messetagen dafür da, mit Kunden zu reden und zu übersetzen, wenn es gebraucht wird. Das macht sie großartig, obwohl sie andauernd beklagt, die deutsche Sprache noch nicht zu können, und immer ihr dickes Wörterbuch dabei hat.
Das Unternehmen SVIH TRADE Slovakia gehört Vladimir Svitek, er führt es gemeinsam mit Beata Kopecka. Die Firma produziert und verkauft nützliche Geräte für Haus und Garten. Zu guten Preisen. Früher hat der 50-jährige Elektriker Svitek unter Tage im Kohlebergbau gearbeitet. Vor 15 Jahren gründete er das Unternehmen SVIH.
Damals entstanden aus der Tschechoslowakei die beiden Staaten Tschechien und Slowakei. Dass die Verbindung zwischen den Ländern auch heute noch eng ist, dafür steht so jemand wie Vladimir Svitek. Er lebt im tschechischen Ostrava und arbeitet im slowakischen Trencín. „Ich bin ein Mix, und das ist normal bei uns”, sagt er und lacht. „Auch unsere Sprache ist sehr ähnlich.”
Es ist der erste Messetag, und am Stand der SVIH wird Besuch erwartet. Bartholomäus Kalb, Bundestagsabgeordneter seit 1987, gelernter Landwirt und Industriekaufmann aus Deggendorf, Vorsitzender der Deutsch-Slowakischen Parlamentariergruppe des Deutschen Bundestages, hat sich angekündigt, und Vladimir Svitek freut sich darauf, einen deutschen Abgeordneten kennenzulernen. Adriana Selická kann sich noch nicht entscheiden, ob sie mehr aufgeregt ist oder sich mehr freut. Eine Übersetzung bayrisch-slowakisch ist eine Herausforderung. Glaubt sie. Und was, wenn ihr die Worte nicht schnell genug einfallen?
Bartholomäus Kalb (3. v. l.) trifft Vladimir Svitek, Beata Kopecka,
Adriana Selická und Jan Habich (v. l. n. r.) auf der Grünen
Woche (© DBT/studio
kohlmeier)
Aber dann gestaltet sich alles recht unkompliziert. Der Abgeordnete Kalb kommt und schaut sich erst einmal an, was das slowakische Unternehmen verkauft und vertreibt. Er erzählt ein wenig von sich und wie es dazu kam, dass er in der Deutsch-Slowakischen Parlamentariergruppe sitzt. „Mein Wahlkreis grenzt an Tschechien, früher an die Tschechoslowakei. Und ich habe mir gedacht, dass es wichtig ist, auch in meiner parlamentarischen Arbeit etwas für gute Nachbarschaft zu tun. Das war zwar bis zum Fall des Eisernen Vorhanges schwierig und kompliziert, lag aber im Interesse der Menschen beider Länder.
Schließlich hat man sozusagen in einer Region gelebt, war zwar durch eine Grenze getrennt, aber durch die Donau verbunden. Also wurde ich Mitglied der Deutsch-Tschechoslowakischen Parlamentariergruppe und auch der Deutsch-Tschechischen Gesellschaft. Nach der Teilung der Tschechoslowakei sind aus einer zwei Parlamentariergruppen geworden.
Es mussten schnell mit beiden Staaten gute nachbarschaftliche Beziehungen aufgebaut werden. Mich hat interessiert, wie die Slowakei den Weg in die Europäische Union gestalten wird. Es gab damals viele Skeptiker, die nicht glaubten, dass dieser Weg zügig beschritten werden könnte. Aber wenn man sich anschaut, wie toll sich das Land entwickelt hat, wie die Wirtschaft wächst, dann weiß man, dass die Skeptiker nicht Recht hatten. Ich habe immer geglaubt, dass dieses Land eine Bereicherung für die EU sein wird.”
1993 war der Abgeordnete das erste Mal in der Slowakei. Er fuhr mit seinem Auto nach Bratislava und fand die Stadt sehr schön. Inzwischen sind sehr enge, auch persönliche Beziehungen entstanden, Freundschaften, sagt Bartholomäus Kalb. „Ich erinnere mich noch gern an die Zeiten, als ich in Bonn unzählige Gespräche mit slowakischen Vertreterinnen und Vertretern geführt habe. Heute sind die bilateralen Beziehungen selbstverständlich und stabil. Das ist gut.”
Vladimir Svitek gefällt der Mann. Er redet gut über sein Land und weiß Bescheid. Wenn der Abgeordnete mal wieder in die Slowakei kommt und Zeit hätte, zeigte er ihm gern sein Unternehmen in Trenc?ín. Und wenn der Abgeordnete noch mehr Zeit hätte, zeigte er ihm einen wunderschönen Bergsee in der Tatra, und er ginge mit ihm in einem slowakischen Restaurant Haluschki essen mit Kapusta. So eine Art Kartoffelnudeln das eine und gekochtes Weißkraut das andere.
Da könnte was draus werden. Schließlich sind der deutsche Abgeordnete und der slowakische Unternehmer gute Nachbarn.
Fläche: 49.035
Quadratkilometer
Einwohner: rund 5,4 Millionen
Währung: Slowakische Krone
Hauptstadt: Bratislava
Amtssprache: Slowakisch
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Nad
Tatrou sa blýska („Es blitzt über der
Tatra”)
Kfz-Kennzeichen: SK
Telefonvorwahl: +421
EU-Mitglied seit: 1. Mai 2004
Nationalfeiertag: 1. Januar (Tag der
Staatsgründung 1993); 29. August (Tag des Nationalaufstandes
1944); 1. September (Verabschiedung der Verfassung 1992)
Interessant: In der Slowakei gibt es pro tausend
Einwohner 294 Internetanschlüsse.
Fraktion: CDU/CSU
Geboren: 13. August 1949 in Mamming (Bayern)
Wohnort: Künzing (Bayern)
Ausbildung: als Landwirt und
Industriekaufmann
Beruf: Industriekaufmann, Landwirt
Familie: verheiratet, zwei Kinder
Vorsitzender der Deutsch-Slowakischen Parlamentariergruppe
bartholomaeus.kalb@bundestag.de
www.bartholomaeus-kalb.de
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Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007