Klaus Brähmig trifft Andreas Patsalides in dessen Restaurant Ta Panta Ri in der Düsseldorfer Straße
„Das hat doch was. Ein Sachse und ein Zypriot in Berlin”, sagt der CDU/CSU-Abgeordnete Klaus Brähmig, und so ist es beschrieben, wie eine kleine Überraschung, die man sich hier bereitet hat. Andreas Patsalides, Besitzer des Restaurants Ta Panta Ri, ist ein guter Gastgeber. Die Leute kommen gern her, vor allem Griechen, Türken und Zyprioten, von denen es in ganz Berlin nur 108 geben soll. Und so will er erst einmal wissen, was der Abgeordnete trinken möchte.
Neben dem Tresen sind Prospekte, Zeitungen und Informationsblätter über Zypern zu finden. Eines davon heißt „Für ein vereinigtes Zypern”. Man kann wahrscheinlich nicht mit einem Zyprioten zusammensitzen, ohne über das Land zu reden und seine gewaltsame Teilung, die 1974 geschah, als die Türkei den Norden Zyperns besetzte, griechische Zyprioten vertrieb und die geografische Trennung durch eine ethnische Linie erreichte. Und wenn man also darüber redet, spricht man natürlich auch über die Türkei und die Europäische Union.
Klaus Brähmig sagt, er vertrete politisch eine klare Haltung: „Für mich ist eine Abstimmung über den Beitritt der Türkei in die EU maßgeblich davon abhängig, ob die Türkei den Norden Zyperns räumt und die Besatzung beendet.” Das entlockt Andreas Patsalides einen kleinen Applaus. Es werde auf jeden Fall so kommen, sagt der 57-jährige Zypriot aus Paphos, dass Zypern eines Tages wieder vereint ist. Und man müsse klug und in Ruhe darüber reden, was mit jenen Türken geschehen solle, die nun bereits in der dritten Generation im besetzten Norden Zyperns lebten. Andreas Patsalides glaubt daran, dass friedliches Miteinander möglich ist. Der Restaurantbesitzer hat vor drei Monaten aufgehört zu rauchen. Nun spielen seine Hände beim Reden ständig mit einer Komboloi, einer Kette mit Kugeln aus Silber und Halbedelsteinen. Hoffentlich hält er durch.
Der aus Papsdorf in der Nähe von Pirna stammende Klaus Brähmig, Jahrgang 1957, war 2001 das erste Mal auf Zypern. 2004 folgte eine Reise mit dem Tourismusausschuss, dem er angehört. Ihm, der in der DDR gelebt habe, sei der Anblick der martialischen Grenzanlage mitten in der Hauptstadt Nikosia besonders nahegegangen, sagt er: „Ich habe mit einer Mauer gelebt, und es war für mich klar, dass ich mich als Politiker für ein vereinigtes Zypern engagieren will.”
Klaus Brähmig (rechts) trifft
Andreas Patsalides in dessen Restaurant Ta Panta Ri in der
Düsseldorfer Straße (© DBT/studio kohlmeier)
Als Andreas Patsalides 1950 geboren wurde, war das Land noch ungeteilt, und in der Stadt Paphos, wo er aufwuchs und zur Schule ging, lebten rund 5.000 Menschen. Heute ist Paphos, Geburtsort der Aphrodite, eine Hochburg des Tourismus mit eigenem Flughafen. Als Kind hat Andreas Patsalides noch am Strand mit Schildkröten gespielt, heute gilt Paphos als „offenes Museum” und ist Weltkulturerbe. Da schaut der Zypriote mit einem lachenden und einem weinenden Auge hin. Touristen bringen wirtschaftlichen Aufschwung und verändern zugleich immer auch Land und Landschaft.
Mit 17, ein Jahr früher als üblich, machte Andreas Patsalides in Paphos Abitur. Seine Eltern schickten ihn nach Deutschland zum Medizinstudium, das er 1969, nach einem Aufenthalt am Goethe-Institut in Bad Reichenhall, um Deutsch zu lernen, in Münster begann. Erst ein Jahr später stellte sich heraus, dass Medizin für den jungen Zyprioten eine zu blutige Angelegenheit war. Er ging an die TU in Clausthal-Zellerfeld und machte später in Berlin seinen Ingenieurabschluss. Eigentlich wollte er 1974 nach Zypern zurück, aber da kam das Unglück der Teilung über das Land. Andreas Patsalides blieb in Deutschland, verdiente hier mit verschiedenen Jobs seinen Lebensunterhalt, arbeitete 14 Jahre in einem griechischen Restaurant und kaufte 1990 das Ta Panta Ri. Er lebte mit einer deutschen Frau zusammen, mit der er zwei inzwischen erwachsene Söhne hat. Vor sechs Jahren lernte er seine jetzige Frau kennen, eine Türkin, die im Restaurant mitarbeitet und die Dinge perfekt managt. Das Leben hat sich sortiert, aber nicht auf ewig. „In ein paar Jahren nehme ich meine Frau und gehe mit ihr nach Zypern”, sagt Andreas Patsalides. Zurück in die Heimat und zur Familie.
Klaus Brähmig kann das verstehen. „Ich wohne selbst in einem Drei-Generationen-Haus, Kinder, Eltern, Großeltern. Familie ist wichtig.” Andreas Patsalides wird übermorgen nach Zypern fliegen, um seine inzwischen 90-jährige Mutter zu besuchen. Zu Hause ist es schon warm und das Meerwasser hat vielleicht 17 Grad. Für die Deutschen kein Problem, sagt Patsalides und lacht, die badeten ja sogar im Winter.
Patsalides ist sicher einer, der die guten Erfahrungen, die der Abgeordnete Brähmig mit Zyprioten immer gemacht hat, bestätigt. „Die Freundlichkeit der Menschen hat mich von Beginn an beeindruckt.”
Vielleicht liegt’s an dem schönen Land. Vielleicht an der Musik. Andreas Patsalides ist zu Hause gerade dabei, seine ganze Musik zu katalogisieren. 17.500 Titel, griechisch fast alle, hat er schon geschafft. Klaus Brähmig ist Vorsitzender des Vereins und Festivals „Sandstein und Musik”. Da kommen die Töne zwar aus ganz anderen Regionen, aber wäre jetzt noch Zeit zum Reden und für ein Bier, bekäme man das schon zusammen.
Fläche: 9.251
Quadratkilometer (ohne Nordzypern 5.895)
Einwohner: rund 0,7 Millionen in der Republik
Zypern (Südteil der Insel)
Währung: Zypern-Pfund
Hauptstadt: Nikosia
Amtssprachen: Griechisch, Türkisch
Staatsform: Republik
Nationalhymne: Ymnos
is tin Eleftherian („Ode an die Freiheit”)
Kfz-Kennzeichen: CY
Telefonvorwahl: +357
EU-Mitglied seit: 1. Mai 2004
Nationalfeiertag: 1. Oktober (Proklamation der
Republik 1960, Unabhängigkeit von Großbritannien)
Interessant: Zum Schutz der
Meeresschildkröten werden für die Dauer der Eiablage die
Strände, die die Tiere zum Nisten benutzen, für Menschen
gesperrt.
Fraktion: CDU/CSU
Geboren: 1. August 1957 in Königstein
(Sachsen)
Wohnort: Papstdorf (Sachsen)
Ausbildung: Lehre als Elektroinstallateur,
Ausbildung zum Handwerksmeister
Beruf: Elektrohandwerksmeister
Familie: verheiratet, eine Tochter
Stv. Vorsitzender der Deutsch-Zyprischen Parlamentariergruppe
klaus.braehmig@bundestag.de
www.klaus-braehmig.de
Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 11. Mai 2007