Im Bonner Zimmernachweis hängt im Herbst 1948 ein
weißer, mit Schreibmaschine geschriebener Zettel. Er wirbt
bei den Bürgern der Stadt Bonn um Quartier für Mitglieder
des Parlamentarischen Rates mit folgenden Zeilen: „Für
die Dauer der Aufnahme Ihres Gastes stehen Ihnen pro Monat
zusätzlich 10 cbm Gas, 10 kHwh Strom sowie 90 g Kaffee-Ersatz,
600 g Seifenpulver, 150 g Waschzusatzmittel zur
Verfügung.”
Ursprünglich haben die Organisatoren des Parlamentarischen
Rates gedacht, dass die Arbeit nur wenige Monate in Anspruch
nehmen, die Mitglieder des Parlamentarischen Rates spätestens
zu Weihnachten wieder zu Hause sind. Deshalb sind viele Abgeordnete
zunächst in Hotels und Pensionen untergekommen. Doch die
kosten Geld, und das ist knapp. 350 D-Mark erhalten die Mitglieder
des Parlamentarischen Rates zur Deckung der laufenden Ausgaben,
inklusive der Bezahlung von Sekretärin und eventuell Fahrer.
Präsident Konrad Adenauer bekommt den dreifachen Betrag, muss
aber davon seinen persönlichen Referenten bezahlen. Für
jeden Sitzungstag gibt es zusätzlich 30 D-Mark.
Nicht viel, wenn man bedenkt, dass damit der Lebensunterhalt in
Bonn und am Heimatort bestritten sowie der berufliche
Verdienstausfall kompensiert werden muss. Für Not leidende
Abgeordnete wird deshalb ein „Dreierausschuss”
eingerichtet, der ihnen mit konkreter und aktiver Hilfe unter die
Arme greift.
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Text: Sönke Petersen
Erschienen am 13. August 2008