Er ist die prägende Kraft des Parlamentarischen Rates. Als
einer der wenigen hat der damals 72-Jährige von Beginn an
erkannt, welche Chancen und Möglichkeiten ihm der Vorsitz im
Parlamentarischen Ratbietet. Und er nutzt sie. 1949 wird Konrad
Adenauer zum ersten Bundeskanzler der neuen Bundesrepublik
Deutschland, ein Jahr später zum CDU-Vorsitzenden
gewählt.
Sein Aufstieg kommt nicht von ungefähr. Schon in der Weimarer
Republik gehört der 1876 geborene Adenauer zu den starken
Persönlichkeiten Deutschlands. Als Oberbürgermeister
seiner Heimatstadt Köln und als Präsident des
Preußischen Staatsrats besitzt er überregionalen
Einfluss. Seine Karriere wird 1933 vom NS-Regime unterbrochen. Bis
1945 verbringt er Rosen züchtend die Jahre unter Hitler in
seinem Haus in Rhöndorf bei Bonn.
Als Bundeskanzler von 1949 bis 1963 prägt Adenauer eine ganze
Epoche. Innenpolitisch mit dem Ausbau der sozialen Marktwirtschaft
und der erfolgreichen Eingliederung der Vertriebenen,
außenpolitisch mit der Westbindung Deutschlands und der
Erringung der staatlichen Souveränität. Adenauer stirbt
91-jährig am 19. April 1967.
Der 1896 in Perpignan/Frankreich geborene Carlo Schmid —
seine Mutter ist Französin — gilt als Idealtypus
zwischen Politiker, Professor und „homme de lettre”.
Hitler steht der promovierte Jurist ablehnend gegenüber. Der
Nationalsozialismus sei eine „Philosophie von
Viehzüchtern, angewandt am verkehrten Objekt”, sagt er
öffentlich. Als Soldat in Frankreich überlebt Carlo
Schmid die NS-Zeit.
Nach dem Krieg wird er stellvertretender Staatspräsident und
Justizminister in Württemberg-Hohenzollern. Als Mitglied des
Herrenchiemseer Verfassungskonvents sowie als Fraktionsvorsitzender
der SPD und Vorsitzender des Hauptausschusses stellt er im
Parlamentarischen Rat entscheidende Weichen.
Von 1949 bis 1972 verschreibt sich Carlo Schmid der Bundespolitik,
als Abgeordneter, Minister und Vizepräsident des Bundestages.
Besonders engagiert betreibt er sein Leben lang die
deutsch-französische Aussöhnung. Frankreich bleibt auch
privat ein wichtiger Bezugspunkt von Schmid, so gilt er als einer
der besten Übersetzer der Werke von Baudelaire und Malraux.
Carlo Schmid stirbt am 11. Dezember 1979 in Bonn.
Als erster Bundespräsident gehört Theodor Heuss zu den
herausragenden Persönlichkeiten der Bundesrepublik
Deutschland. In den zehn Jahren seiner Präsidentschaft (1949
bis 1959) prägt er das Amt durch Würde, Geist und Humor
weit über die formalen Rechte des Staatsoberhaupts hinaus. Er
trägt damit entscheidend dazu bei, Vorurteile der
Weltöffentlichkeit gegen die Deutschen abzubauen.
Heuss wird am 31. Januar 1884 in Brackenheim/Württemberg als
Sohn eines Straßenbaumeisters geboren. Er studiert
Nationalökonomie, engagiert sich beruflich aber als Journalist
und Politiker. Von 1924 bis 1933 ist er Mitglied des Reichstags, in
der NS-Zeit zieht er sich als Privatgelehrter zurück.
Im Parlamentarischen Rat ist er mit seinem weltbürgerlichen
Humanismus oft meinungsbildend und vermittelt oft erfolgreich
zwischen den Positionen von CDU und SPD. 1949 einigen sich die
Parteien rasch auf den FDP-Vorsitzenden Heuss als ersten
Bundespräsidenten. Heuss stirbt am 12. Dezember 1963 in
Stuttgart.
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Text: Sönke Petersen
Bildnachweis: Erna Wagner-Hehmke/Hehmke-Winterer,
Düsseldorf; Haus der Geschichte, Bonn
Erschienen am 13. August 2008