Vom kleinen Unterschied kann nicht die Rede sein. Nicht bei den Arbeitstaschen. Zwischen Frauen und Männern liegen da meist Welten. Natürlich ist die Aktentasche für beide Geschlechter noch die praktischste Variante. Ein tragbares Büro halt, das mindestens die Größe einer Umlaufmappe haben muss, besser aber, wenn ein ganzer Leitzordner reinpasst. Oder drei Registermappen — zwei für die Ausschussarbeit, eine für die Post. Die Aktentasche ist in gewisser Weise ein Unisex-Utensil, lässt keine Rückschlüsse zu, ob sie dem oder der Abgeordneten gehört. Auch nicht, wenn sie alt und abgewetzt ist.
Sonst aber ist der kleine Unterschied ganz
groß. Bei Taschen. Als unergründlich gelten weiterhin
Handtaschen. Es ist wahr: Frauen können in einer
mittelgroßen Handtasche ihr halbes Leben unterbringen.
Zumindest das Leben eines ganzen Arbeitstages. Wer zweifelt da noch
an den Möglichkeiten einer richtig großen Handtasche?
Die man in Sitzungswochen häufig sieht. Wenn ein Termin auf
den anderen folgt, ist es nur gut, alles an der Frau zu haben. Und
am Mann. Männliche Abgeordnete werden da hin und wieder auch
mit Stoffbeuteln gesichtet. Ganz unprätentiös also. Der
kleine Rucksack ist schon lange im Kommen. Könnte die
Unisex-Aktentasche ablösen. Schon weil man beide Hände
frei hat.
Schön wäre eine Untersuchung, welchen Einfluss das
tragbare elektronische Büro auf die Größe der
Abgeordnetentaschen hat. Könnte doch sein, dass ein gewaltiger
Verdrängungswettbewerb begonnen hat.
Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 18. Juni 2007