Manchmal, mitten in der größten Hektik, gibt es diesen einen Moment. Diesen kleinen Augenblick des Innehaltens. Eine Minute der Ruhe. Ausgelöst vielleicht durch ein ganz besonderes Licht, das sich aus Schatten speist. Dann malen die Fahrräder draußen plötzlich bizarre Figuren auf den Boden, spiegeln sich Menschen im geputzten Glas, bauen Wolken seltsame Muster auf Gehwege und Architektur. Dann sieht man auf seinem Weg durch die Häuser des Bundestages, von einer Arbeit zur nächsten Besprechung eilend, etwas ganz Besonderes. Man beugt sich im Westflügel des Paul-Löbe-Hauses über ein Geländer und schaut auf Amazoniens Regenwald. Da liegt er, kartografiert auf kühlen Fliesen, und der darauf liegt, um innezuhalten, träumt sich vielleicht in die artenreichste Gegend der Welt. Morgen schon wird die Ausstellung fertig sein. Jetzt gleich geht das Leben weiter. Und die Arbeit sowieso. Aber diesen kleinen Moment, den nimmt man mit. Diesen kurzen Augenblick des Innehaltens. Wie schön der war.
Text: Kathrin Gerlof
Erschienen am 18. Juni 2008