Horst Köhler eilt der Ruf voraus, "bescheiden, neugierig und offen" zu sein. Köhler, 61, promovierte in Volkswirtschaft und Politischen Wissenschaften an der Universität Tübingen, wo er von 1969 bis 1976 als Forschungsassistent am Institut für angewandte Wirtschaftsforschung arbeitete. Nach Verlassen der Universität ging er in die Grundsatzabteilung des Wirtschaftsministeriums in Bonn. Dort fiel er dem damaligen Abteilungsleiter und späteren Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer auf. 1981 wechselte Köhler nach Kiel in die Staatskanzlei von Ministerpräsident Gerhard Stoltenberg. Als der CDU-Politiker nach dem Regierungswechsel Finanzminister wurde, brachte er seinen Redenschreiber wieder mit nach Bonn. Innerhalb weniger Jahre wurde Köhler Abteilungsleiter. Theo Waigel (CSU) ernannte Köhler 1990 zum Staatssekretär, Kanzler Kohl machte ihn zu seinem persönlichen Beauftragten für die Weltwirtschaftsgipfel. Als "Manager der Macht" hat Köhler so viele Spuren hinterlassen wie kaum ein anderer Beamter zuvor. Er entwarf die deutsch-deutsche Währungsunion. Er handelte das Milliardenabkommen zum Abzug der Roten Armee aus. Er konzipierte wesentliche Teile des Vertrages von Maastricht. 1993 gab Köhler sein Amt auf und wurde Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes. Er brauchte mehr Zeit, um sich neben seinem Sohn, vor allem um seine Tochter zu kümmern, die durch eine schwere Krankheit langsam erblindet war. 1998 wechselte er an die Spitze der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Schon nach zwei Jahren ging er zum Internationalen Währungsfonds und wurde dort Geschäftsführender Direktor. Vor allem Köhlers 57-jährige Frau Eva schreiben Freunde eine "segensreiche Wirkung" zu. Während ihr Mann als IWF-Chef in Afrika oder Südamerika mit den Regierungen verhandelte, besuchte die ehemalige Lehrerin Waisenhäuser und Slums. Köhler gilt nicht als ultraliberaler Ökonomist. Zusammen mit dem Theologen Hans Küng setzt sich der protestantische Christdemokrat Köhler für einen weltweiten Grundkonsens für Menschenrechte und -pflichten ein.
Horst Köhler kommt aus bescheidenen, bäuerlichen Verhältnissen. Seine Eltern waren deutschstämmige Bauern in Bessarabien (Moldawien). Der Hitler-Stalin-Pakt schlug das Gebiet im Sommer 1940 der Sowjetunion zu. Die so genannten Volksdeutschen wurden "heim ins Reich" geholt. Die Köhlers verschlug es 1942 nach Ostpolen, nach Skierbieszów. Am 22. Februar 1943, kam dort Horst Köhler zur Welt. Vor der Roten Armee floh die Familie nach Westen, landete in Markkleeberg bei Leipzig. 1953 "machten sie in den Westen rüber", bekamen 1957 in Ludwigsburg eine Wohnung. Erst von diesem Zeitpunkt an haben sie sich zu Hause gefühlt. roll