Günter Krings, der Sprecher der Jungen Gruppe innerhalb der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, ist ein eher ruhiger, sachlicher Typ. Er will nicht mit Schnellschusspolitik punkten, sondern sich mit Themen beschäftigen, die sich gesellschaftlich erst langfristig auswirken, Stichwort demografischer Wandel und Sicherung der Sozialsysteme.
In wenigen Minuten startet sein Flugzeug nach Berlin: Rückkehr aus der parlamentarischen Sommerpause, gerade frisch vermählt. Auch privat also: der Mut zu Langzeitprojekten. Zwei Jahre Parlamentarismus liegen hinter dem promovierten Staatsrechtler, der Politik eigentlich nicht zu seinem Beruf machen wollte, der aber seit seiner Jugendzeit politisch aktiv ist. "Wenn ich etwas anpacke, mache ich es auch richtig. Ehrgeizig bin ich bei den Aufgaben, die gerade anstehen", sagt er.
Das belegt auch ein Blick in die Liste der beruflichen Stationen des 35-Jährigen: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Kölner Universität, Dozent für öffentliches Recht an der Kölner Journalistenschule. Krings hat Polizeibeamte in Staatsrecht geschult und wird ab Oktober Studenten der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Köln unterrichten. Das kleine Standbein neben der Politik macht ihm viel Spaß, auch wenn er dafür Freizeit opfern muss.
Natürlich, daraus macht er keinen Hehl, wollte er als Neuer direkten Einfluss auf inhaltliche Fragen nehmen, wollte nicht nur programmatische Ideen in Text gießen, sondern seine Vorstellung von Politik und ihre Wirkung realisieren. Dass sich diese Erwartung wegen der Wahlniederlage der Union nicht erfüllte, war für den ansonsten erfolgreichen Jungpolitiker eine gewisse Enttäuschung. So eroberte er seinen Wahlkreis Mönchengladbach direkt für die CDU zurück. Dass er trotzdem Akzente gemeinsam mit anderen Jungen setze, hält er als positives Fazit fest.
Krings hat mit seinen Mitstreitern und -streiterinnen innerhalb der Jungen Gruppe, die zehn Prozent der Fraktion ausmacht, ein Papier zur Generationengerechtigkeit geschrieben. "Das ist eine Agenda, mit der wir in der Fraktion gehört werden. Es geht uns nicht nur um aktuelle Reparaturmaßnahmen bei bestimmten politischen Fragen der Sozialversicherung", unterstreicht er, "sondern wir wollen an langfristigen Entwicklungen arbeiten und damit über die aktuelle Wahlperiode hinausblicken."
Krings sitzt im Rechtsausschuss. Völkerrechtliche Fragen sind ein Schwerpunkt, dabei geht es auch um die zukünftige Aufgabe der Bundeswehr. "Meiner Überzeugung nach muss es darum gehen, auch international wieder zu einer stärkeren Herrschaft des Rechts zu kommen", meint er. Es gäbe Entwicklungen, durch die internationale Beziehungen zunehmend entrechtlicht werden.
Seinen Stellvertreterposten im Ausschuss für Kultur und Medien füllt er voll aus, auch weil seine Ausschüsse nicht parallel tagen und somit die Zeit dafür da ist. Dort beschäftigen ihn Fragen zum Schutz des geistigen Eigentums, das gerade auch im Internetzeitalter immer stärker bedroht sei. "Da geht es auch um ganz zentrale Fragen unserer Wirtschaftsentwicklung und unserer Bildung", meint Krings. Patentrecht gehört zu seinem Schwerpunkt, wozu durch neuere Entwicklungen auch Biopatente zählen.
Dass er als Staatsrechtler die Arbeitsgruppe Bildung in der Föderalismuskommission leitet, wo auch Themen gerade für die junge Generation aufkommen, hat Krings ein bisschen stolz gemacht. "Es reicht hier nicht, dass wir weiterwurschteln wie bisher, wo niemand mehr weiß, wer für was zuständig ist, und die Bürger auch nicht mehr wissen, wen sie denn wofür wählen sollen."
In wenigen Wochen werden erste Ergebnisse der Föderalismuskommission erwartet. "Ich glaube nicht, dass wir den Knoten komplett durchschlagen werden", so der Abgeordnete leicht skeptisch. Ohne aus dem Nähkästen plaudern zu wollen, beschreibt Krings das Dilemma, nämlich dass keine politische Seite kampflos auf einen Quadratmeter Territorium verzichtet.
Er selber will in jedem Fall am Thema dranbleiben: "Das Thema scheint weit weg, aber es ist die Voraussetzung für weitere Fortschritte in anderen Bereichen", hält er fest. Auch wenn er Fachkunde innerhalb der Politik für wichtig erachtet, so hält es Krings doch für gefährlich, sich zu sehr von Details leiten zu lassen und sich zu sehr zum Anwalt einer bestimmten Exekutive, also eines Ministeriums, zu machen. Es spricht unüberhörbar der Staatsrechtler aus ihm, wenn er sagt: "Die Entscheidungen in der Föderalismuskommission sollten von Leuten getroffen werden, die das Ganze politisch bewerten. Fachleute sollte man natürlich anhören."
Eines ist Krings in seiner jungen MdB-Zeit sehr deutlich geworden: Man muss Ausdauer haben. "Dranbleiben - das Ziel nicht aus den Augen verlieren", empfiehlt er. Die Welt gehe nicht unter, wenn man einen Antrag innerhalb einer Woche nicht durchgekriegt hat. Und noch eines möchte er sich erhalten: das eigene Denken, den eigenen Kopf, vor allem Kreativität und Ideenreichtum nicht verlieren.
Und wann kommen ihm die besten Ideen? "Unter der Dusche oder beim Zugfahren. Es gibt immer wieder Zeitspannen am Tag, die Gedanken vom Sitzungsmarathon zu lösen", sagt er. "Zeit zum Denken, braucht man gar nicht so viel, wenn man bereit ist, sein Hirn auch wirklich einzuschalten." Viel schwieriger sei es, Inhalte von außen aufzugreifen, die nicht durch Fraktionsspressespiegel oder Ähnliches vorgefiltert sind, zum Beispiel mal ein Buch zu lesen. Doch auch dafür findet Krings noch Zeit. Geschichte interessiert ihn, ein Fach, das er vier Semester studierte. Zurzeit liest er ein Buch über den Beginn des Ersten Weltkrieges. Nahrung für den Kopf, davon kann Krings offenbar nicht genug bekommen.