Der wohl bekannteste ägyptische Blogger ist Alaa Saif. Zusammen mit seiner Frau Manal Hassan betreibt er die Homepage manalaa.net. Auf Englisch und in ägyptischem Dialekt kann man dort den nächsten Termin für eine Demonstration der ägyptischen Bürgerrechtsbewegung erfahren oder Alaas Erlebnisse während seiner mehrwöchigen Haft im Sommer nachlesen. Zusammen mit anderen Bürgerrechtsaktivisten wurde Alaa bei einer Solidaritätskundgebung für zwei Richter des Obersten Berufungsgerichts, die der Regierung Wahlbetrug bei den vergangenen Parlamentswahlen vorwarfen, verhaftet. Die Seite manalaa.net gibt es seit März 2004. Zunächst stand für Alaa die Idee im Vordergrund, mit der Webtechnik zu experimentieren und eine Plattform für Gleichgesinnte zu schaffen: "Wie meine Frau Manal arbeite ich bei einer ägyptischen Organisation, die die Gratis-Web-Technik in der Entwicklungshilfe einsetzt. Dann entdeckten wir andere ägyptische Blogger. Wir haben uns vernetzt, und das hat mich motiviert, regelmäßig zu schreiben." Nach Angaben des "Egyptian Blog Ring" werden in Ägypten zurzeit fast 1.000 Web-Tagebücher geführt, 57 Prozent davon auf Arabisch. Das Land am Nil nimmt zusammen mit dem Libanon eine Spitzenposition in der arabischen Welt ein. Obwohl die Mehrzahl der Blogs unpolitisch ist, ist der Boom der ägyptischen Bloggerszene ohne die Bürgerrechtsbewegung in den vergangenen zwei Jahren unvorstellbar. Die beachtliche Entwicklung der Blogosphäre in Ägypten kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie größtenteils von Intellektuellen und Studenten genutzt wird. Ein weiteres großes Problem ist die hohe Analphabetenrate. Etwa 40 Prozent der Ägypter und Ägypterinnen können weder lesen noch schreiben. Für sie bleibt das Netz unzugänglich. Außerdem bleibt die Mehrheit der Ägypter der Sattelitenschüssel als wichtigste Informationsquelle treu. Tunesischen Bloggern muss Ägypten wie ein Paradies der Meinungsfreiheit erscheinen. In jedem tunesischen Internetcafé klebt ein unübersehbarer Hinweis neben dem PC. Auf Französisch und Arabisch wird der Nutzer daran erinnert, dass das Surfen in pornographischen und verbotenen Websites untersagt ist. Diese Warnung ist überflüssig. Der Zugang zu den Seiten tunesischer und internationaler Menschenrechtsorganisationen, tunesischer Oppositionsgruppen und regimekritischer Blogs ist ohnehin von Tunesien nicht möglich. Die Warnung dient wahrscheinlich eher dazu die Nutzer daran zu erinnern, dass die Augen des Geheimdienstes immer mitsurfen. Sicherheitsapparate und Justiz gehen hart gegen Nutzer vor, die es wagen, im Netz den Staat zu kritisieren. Das jüngste Beispiel ist der Anwalt Mohamed Abou. Er veröffentlichte auf tunisnews.net einen Protestbrief gegen den geplanten Besuch des damaligen israelischen Ministerpräsidenten Scharon in Tunis im November 2005. Dafür wurde er von einem tunesischen Gericht zu mehreren Jahren Haft verurteilt. Noch in frischer Erinnerung ist das tragische Schicksal des ersten Internet-Gefangenen Tunesiens Zoheir Yahyaoui. Mit tunezine.com schuf er im Sommer 2001 ein Portal, das allen Regimekritikern offen stand. Er wurde festgenommen und zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach einem Hungerstreik und zahlreichen internationalen Protesten, kam er frei. Im März vergangenen Jahres erlag der 36-jährige Yahyaoui einer Herzattacke. Zoheir Yahyaoui ist unter jungen Tunesiern ein Symbol, aber auch ein abschreckendes Beispiel. Heute findet man kaum Blogger, die sich von Tunesien aus an politische Themen herantrauen. Im bekanntesten frankophonen Portal für junge Tunesier mac125.com kann man sich an Foren zu verschiedenen Fragen der Religion und Sexualität beteiligen. Tunesische Politik ist tabu. Ein weiteres Beispiel ist subzeroblue.com. Auf dieser populären Seite lässt sich der Blogger Marwan auf Englisch und Arabisch über die Probleme der arabischen Nation aus. Kritik an der eigenen Gesellschaft ist undenkbar. Sowohl bei Ägypten als auch bei Tunesien drängt sich der Vergleich mit dem Iran auf, wo die Blogosphäre trotz Einschränkung der Meinungsfreiheit längst der Kontrolle der Machthaber entglitten ist. Einig sind sich ägyptische und tunesische Blogger darin, dass die iranische Gesellschaft lebendiger, die Jugend engagierter und das politische System unter den Mullahs demokratischer sei als in ihren Ländern.