Fußball hat auf dem Vorplatz des Reichstagsgeländes Tradition: Schon zu Mauerzeiten kickten hier die Berliner auf dem 2,5 Hektar großen Areal. Doch seit dem Umzug des Bundestages nach Berlin mussten die Freizeitfußballer ihren Platz widerstrebend räumen. Bäume, Sträucher und Rasenfläche sollten nach jahrelangen Bauarbeiten endlich wieder wachsen, ohne von Töppen oder Bällen zertreten zu werden. Doch hatten die Gärtner und Landschaftsplaner ihre Rechnung ohne die Fußball-WM gemacht. Angesichts des sportlichen Weltereignisses zeigte sich der für das Gelände zuständige Berliner Senat überraschend großzügig: Ein Sportartikelhersteller errichtete auf der öffentlichen Grünanlage eine Kopie des Berliner Olympiastadions - im Maßstab 1: 10 - und mehr als 750.000 Fußballfreunde nahmen den Platz vor dem Reichstag wieder in Beschlag. Begeistert verfolgten sie die Spiele der WM auf den Großleinwänden der Fußballarena. Was des Fußballfans Freud, war des Gärtners Leid. Denn für den Unterbau des Mini-Olympiastadions mussten im Frühjahr 54 Bäume und unzählige Sträucher entfernt werden. Die Gärnter sorgten sich auch, dass durch das Fußballintermezzo die automatische Beregnungsanlage Schaden nehmen könnte, da die gesamte Rasenfläche mit einer dicken Teerschicht versiegelt wurde. Zum Ende der WM glich der prominente Platz vor dem Reichstagsgebäude einer öden Steppenlandschaft.
Nachdem der Teerbelag mit Presslufthammern und Baggern aufgebrochen und abgetragen war, begann im August die Wiederherstellung des Areals. Neben dem Rasen wurden sämtliche Bäume neu eingepflanzt: Ahorne, Eichen, aber auch Esskastanien und eine Kaukasische Pflügelnuss erhielten ihre angestammten Plätze zurück. Am vergangenen Montag wurde auch der letzte Rollrasen verlegt. Insgesamt mehr als 40.000 Quadratmeter Rasen wurden auf der Fläche ausgelegt. Und jetzt kann dort auch wieder der crataegus prunifolie, der pflaumenblättrige Weißdornstrauch, seine Blätter zeigen. Über die Höhe der Kosten, die die Betreiber der Arena übernehmen, schweigt das Unternehmen. Der beim Berliner Tiefbauamt zuständige Jürgen Götte ist jedenfalls erleichtert. "Wir sind zufrieden, weil die Zeitschiene eingehalten worden ist", sagt er. Besucher dürfen den Rasen allerdings erst wieder Mitte Oktober betreten: "Er muss gepflegt werden, damit er richtig anwächst", so der Gartenbauingenieur. Mit Fußballfreuden ist es hier aber zumindest bis zur nächsten WM erstmal vorbei. Denn so Götte: "Fußballspielen bleibt weiter verboten."