Auszeichnung
Wolf Biermann ist 115. Ehrenbürger Berlins
Friede, Freude Eierkuchen - das war noch nie die Sache Wolf Biermanns. Zwei Tage, bevor dem Liedermacher und Lyriker am 26. März die Ehrenbürgerwürde Berlins verliehen wurde, stellte er das noch einmal klar. Dass sich der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit "mit der PDS ins Bett gelegt hat", nannte er "verbrecherisch". Große Sympathiebekundungen waren von dem 70-Jährigen auch nicht zu erwarten, denn in der rot-roten Koalition war es zu einem heftigen Streit um die Ehrenbürgerschaft gekommen. Während die SPD den Vorschlag der Opposition unterstützte, lehnte die Linkspartei ihn ab. Am Ende enthielt sie sich der Stimme und das Abgeordnetenhaus nahm den Antrag am 1. Februar dieses Jahres an.
Bei der Zeremonie am vergangenen Montag verwahrte sich Wowereit gegen die Interpretation des Künstlers: "Berlin hat eine demokratisch gewählte Regierung." Es gehe zu weit, diese als verbrecherisch zu bezeichnen. Biermann stellte klar, er halte Wowereit keineswegs für einen Verbrecher.
Man war insgesamt um Harmonie bemüht, kam aber um die Biermannschen Stachel nicht herum. Letztlich waren sie ein Grund für die Auszeichnung. Biermann habe sich während der Teilung der Stadt standhaft zu Freiheit und Demokratie bekannt, heißt es in der Begründung. "Er gehört zu den Wegbereitern der Einheit Deutschlands." Biermann, dessen stets deutliche Kritik 1965 ein Auftritts- und Publikationsverbot nach sich zog, wurde 1976 aus der DDR ausgebürgert, nachdem er auch während eines Konzertes in Köln kein Blatt vor den Mund genommen hatte. Die Ausbürgerung war eine Zäsur für die Künstler- und Dissidentenszene der DDR, die ihre kritische Haltung danach noch deutlicher artikulierte.