EUROPÄISCHES JUGENDPARLAMENT
250 Jugendliche aus 30 Nationen diskutieren über ihr Europa
Die "Berliner Erklärung" war kaum von den Staatschefs der EU-Mitgliedsländer unterschrieben worden, da ging die Diskussion um die Zukunft Europas weiter. Diesmal waren es 250 Jugendliche aus 30 Nationen, die sich vom 24. März bis 1. April zu einer Simulation des Europäischen Parlamentes in Potsdam trafen. Hauptthema der 54. Internationalen Sitzung des Europäischen Jugendparlamentes war Migration.
"Ich hätte nie gedacht, hier so vereint zu sein. Diesen Schatz dürfen wir nie wieder aufgeben und dafür seid ihr in Zukunft mitverantwortlich", sagte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) in seiner Begrüßungsrede. Am Wannsee, an dem das Veranstaltungsgelände lag, sei über 40 Jahre die innerdeutsche Grenze verlaufen. Ohne Europa wäre auch die Wiedervereinigung nicht möglich gewesen, so Platzecks Fazit. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Franco Frattini, der Vizepräsident der Europäischen Kommission, gaben den jungen Delegierten mit ihren Reden bei der offiziellen Eröffnung der Tagung Denkanstöße über die Chancen und Risiken von Migration.
Europa müsse Immigranten Möglichkeiten bieten, legal zu arbeiten und sich auszubilden, sagte Frattini. Grundrechte wie Toleranz seien aber nicht zu veräußern. Schäuble betonte, der Informationsaustausch innerhalb der EU sei notwendig. "Nationale Entscheidungen haben normalerweise Auswirkungen auf andere EU-Staaten", so der Innenminister.
Das Europäische Jugendparlament ist ein gemeinnütziger Verein, der 1987 als Schulprojekt in Frankreich begann. Seit 1988 veranstaltet die Organisation jährlich drei internationale Treffen. Zwei Jahre später gründete sich das deutsche Nationalkomitee. Die Ziele seien, Jugendliche für Politik und Europa zu begeistern und sie fit für den Beruf zu machen, sagte Sonja Weicker, Hauptorganisatorin der Potsdamer Veranstaltung. In 15 Ausschüssen diskutieren die Jugendlichen über europäische Themen.
Die Resolutionen, die sie in ihrer abschließenden Generalversammlung verabschiedeten, erhalte das Europäische Parlament. Auch wenn sie keinen direkten Einfluss hätten, seien die Jugendlichen begeistert. "Es gibt ein stilles Interesse an Politik, aber es geht keiner auf die Jugendlichen zu", so Weicker. Das Europäische Jugendparlament solle dem abhelfen.