Das derzeit stärkste Buch aus Russland handelt vom Tschetschenien-Krieg. Literarische Anleihen an Remarque oder Hemingway sucht man hier jedoch vergebens. Arkadi Babtschenko berichtet aus der Perspektive eines einfachen Soldaten. In seinem Tatsachenbericht geht es nur um das Eine: ums Überleben - und Hunger, Kälte, Schmerz, aber auch die Angst vor dem Töten hinter sich lassen zu können. Patriotismus, die russische Verfassung, Präsident Jelzin oder das Selbstbestimmungsrecht der Tschetschenen spielen für ihn keine Rolle. Nachts sterben die Verwundeten, nachts verlieren die Soldaten den Verstand, weiß Babtschenko aus eigenem Erleben. Keiner seiner Kameraden wollte 1996 in den Krieg ziehen und für "Mütterchen Russland" sterben.
Der freie Journalist beschreibt aus der Sicht eines Überlebenden den wahren Alltag des Krieges und einer Armee, die wohl treffender als kriminelle Vereinigung bezeichnet würde. "Wir sind Prügel gewohnt", vermerkt der Autor an einer Stelle emotionslos. "Dieser Krieg ist auf Diebstahl gebaut, sein Zweck ist Diebstahl."
Die Farbe des Krieges.
Rowohlt Verlag, Berlin 2007; 256 S., 17,90 ¤