Warum sollten die Verbraucher akzeptieren, dass gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut werden?
Inzwischen werden seit elf Jahren gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, 2006 waren es weltweit 100 Millionen Hektar. Schäden sind unbekannt. Die deutsche Blockadehaltung ist nicht nachvollziehbar. Wir verbauen anderen Ländern Chancen. Mir liegt aus Indien ein Bericht vor, aus dem deutlich wird, dass die Kleinbauern, die Bt-Baumwolle angebaut haben, einen höheren Gewinn erzielen, als die, die konventionelle Baumwolle angepflanzt haben.
Ist es nicht unlogisch, dass gerade in Brandenburg, wo der Schädling Maiszünsler noch kaum gesichtet worden ist, "Bt-Mais" angebaut wird?
Da habe ich andere Informationen. Gerade im Oderbruch richtet der Maiszünsler sehr wohl Schäden an. 2005 hat das Brandenburgische Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung festgestellt, dass dort der Bt-Mais-Anbau finanzielle Vorteile gebracht hat.
Was haben die Verbraucher davon, wenn sie ihre Ängste überwinden?
Beim Mais hat sich herausgestellt, dass die Bt-Mais-Sorten einen geringeren Gehalt an Pilzgiften haben als herkömmlich gezüchtete Sorten. Aus Mexiko zum Beispiel wissen wir, dass aufgrund von solchen Pilzgiften eine erhöhte Zahl von Fehlgeburten zu verzeichnen ist.
So ist also zufällig ein Mittel gegen Pilze gefunden worden?
Ja, das hat man so wohl nicht erwartet. Pflanzen, die nicht von Insekten befallen sind, sind oftmals auch gesünder. Trotzdem ist für viele die Gentechnik eine weitere "Technisierung" ihrer Nahrung. Ich kann das als Biologin nicht ganz nachvollziehen. Wir Politiker müssen klarmachen, dass wir es erst mit der "Grünen Revolution" geschafft haben, so viele Menschen auf der Erde zu ernähren als nie zuvor. 1950 gab es zwei Milliarden Menschen, heute sind es über sechs Milliarden. Damals hat eine Milliarde Menschen gehungert, heute auch. Aber heute werden vier Milliarden mehr ernährt. Die "Grüne Revolution" ist ein großer Erfolg. Es ist menschenverachtend, ihn kleinzureden.
Diese Menschen haben eher das Problem, dass sie zu arm sind, um Lebensmittel zu kaufen.
Das stimmt. Sie haben zu geringe Einkommen. Aber gerade mit Sorten der grünen Gentechnik können diese Menschen ein höheres Einkommen erwirtschaften, um sich Lebensmittel zu kaufen. Deshalb denke ich, dass wir die Entwicklung von etwa schädlings-, trockenheits- und salzresistenten Sorten auch mit öffentlichen Mitteln fördern sollten. Außerdem brauchen wir angesichts des Klimawandels neue Pflanzensorten und sollten den Entwicklungsländern helfen, sie zu entwickeln.
Das Interview führte Dagmar Dehmer.