Auszeichnung
Fatih Akins Film »Auf der anderen Seite« erhält den europäischen Filmpreis Lux
Cineasten in ganz Europa werden bald den Film "Auf der anderen Seite" nicht nur sehen, sondern auch verstehen können. Als Gewinner des vom Europaparlament zum ersten Mal vergebenen Filmpreises "Lux" soll das neue Werk von Fatih Akin Untertitel in allen EU-Amtssprachen bekommen. Die deutsch-türkische Familiengeschichte des Hamburger Regisseurs und Drehbuchautors wird damit der erste europäische Kinofilm, der in allen 27 EU-Ländern gezeigt werden kann.
Mit dem neu geschaffenen Preis "Lux" wolle das Europaparlament künftig jedes Jahr einen Film auszeichnen, der auf aktuelle gesellschaftliche Fragen in Europa aufmerksam macht oder in besonderer Weise die europäische Integration beleuchtet, sagte Parlamentspräsident Hans-Gert Pöttering (CDU) vor der Bekanntgabe des Preisträgers in Straßburg. Fassbinder-Ikone Hanna Schygulla, eine der "Auf der anderen Seite"-Hauptdarstellerinnen, nahm dort den "Lux" gemeinsam mit Produzent Klaus Maek entgegen.
"Wir durchbrechen bewusst die Logik der ökonomischen Rentabilität, die häufig dazu führt, dass für ,kleine Filmmärkte' keine eigenen Sprachversionen erstellt werden", sagte Pöttering. "Wir wollen alle Amtssprachen gleich behandeln, damit alle Europäer den Siegerfilm in einer ihrer Landessprachen sehen können und ein gesellschaftliches Thema mit einem Mal in der gesamten Europäischen Union aufgeworfen werden kann."
Eine internationale Fach-Jury hatte aus 800 europäischen Filmen, die zwischen Mai 2006 und Mai 2007 Premiere hatten, zunächst zehn Filme ausgewählt, die einen Bezug zu den Themen europäische Werte, kulturelle Vielfalt Europas oder Einigung Europas haben. Danach schickten die Film-Experten ihre drei Favoriten ins Rennen um die Gunst der europäischen Volksvertreter.
Knapp drei Wochen lang wurden die Finalisten-Filme im EU-Parlament gezeigt. Nur Abgeordnete, die alle drei Filme gesehen hatten, durfte ihre Stimme abgeben.
"Auf der anderen Seite" setzte sich in der Gunst der Europa-Abgeordneten gegen zwei starke Mitbewerber durch. Zur Wahl standen auch das rumänische Abtreibungs-Drama "Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage" von Christan Mungiu und "Belle toujours", ein Nachspiel des portugiesischen Filmemachers Manoel de Oliveira zum Luis Buñuel-Klassiker "Belle de jour". Das vor allem in Bremen und Istanbul spielende Drama des 34-jährigen Deutsch-Türken Akin hatte bereits im Sommer bei den Filmfestspielen von Cannes den Preis für das beste Drehbuch erhalten. "Auf der anderen Seite" geht auch ins Rennen für den Oscar um den besten nichtenglischsprachigen Film.
Dank des "Lux"-Preises werden tschechische Filmfans "Auf der anderen Seite" bald als "Na druhé strane" sehen können. Als "Taeva serval" dürfte er in Estland laufen, als "A másik oldalon" in Ungarn. "Na drugi strani" startet in den slovenischen Kinos, "Na krawedzi nieba" in Polen und "Rojaus pakrašty" in Litauen. Für das deutsche Original soll zudem eine Version für Hörgeschädigte produziert werden. "Vielleicht schaffen wir ja nächstes Mal auch eine Fassung für Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen", sagte Pöttering. Was gut zum Namen des neuen Preises passen würde, schließlich bedeutet "Lux" im Lateinischen "Licht".