Ausschuss für Menschenrechte und
humanitäre Hilfe
Berlin: (hib/BOB) Die in Afghanistan auf Mitte September 2005
verschobenen Parlamentswahlen sind nach Ansicht der Bundesregierung
hinnehmbar. Später dürften sie aber nicht erfolgen; ein
Termin für die Wahlen müsse darüber hinaus unbedingt
in nächster Zeit genannt werden. Dies teilte ein Vertreter des
Auswärtigen Amtes (AA) dem Menschenrechtsausschuss am
Mittwochnachmittag mit. Weiter führte er aus, der politische
Rahmen habe sich in den letzten sechs Monaten weiter verbessert.
Dies bedeute eine Stärkung von Präsident Hamid Karzai,
nicht zuletzt, weil sein Kabinett ausgewogener nach Volksgruppen
besetzt ist als früher. Sorge bereite die Produktion von
Opium, das für Drogen benötigt werde. Afghanistan
produziere mittlerweile 4.200 Tonnen von dem Mohnsaft, 87 Prozent
des Weltaufkommens. Die afghanische Regierung und die
internationale Gemeinschaft setzten auf "neue Impulse" für
eine Strategie zur Drogenbekämpfung. Dazu zählten
einerseits repressive Maßnahmen und andererseits alternative
Entwicklungen für die Landbevölkerung. Was die
Menschenrechte betreffe, führte der Vertreter des AA aus, so
herrsche Einigkeit bei den Gebern, dass der westasiatische Staat
den Willen zur Aufarbeitung der Vergangenheit selbst entwickeln
müsse. Zur Situation der Frauen sagte der Vertreter der
Bundesregierung, sie blieben weiterhin in zahlreichen Gebieten
benachteiligt. Aber es sei positiv, dass ein Drittel der drei
Millionen Schüler mittlerweile Mädchen und Frauen sei.
Die SPD äußerte, man könne froh sein, dass es in
Afghanistan inzwischen ein ethnisch ausgewogenes Kabinett gebe. Bei
der letzten Reise in das Land, so die Sozialdemokraten, habe man
den Eindruck gehabt, dass der Parteienbildungsprozess nur sehr
langsam vorangehe. Das AA erwiderte, derzeit seien über 40
Parteien registriert. So könne man sagen, "die Richtung
stimmt" angesichts der Tatsache, dass die Zivilgesellschaft
völlig zerschlagen gewesen sei. Auf die Frage der SPD, ob es
nicht eine Wahrheitskommission nach südafrikanischem Vorbild
geben solle, die das Geschehen der letzten 23 Jahre aufarbeite,
antwortete die Regierung, die Debatte sei in Afghanistan noch nicht
so weit gediehen. Die CDU/CSU fragte nach Bildungsprogrammen
für erwachsene Frauen. Solche Programme gibt es laut AA; die
Förderung von Frauen sei auch das erklärte Ziel der
Bundesregierung. Beispielsweise gebe es ein Studentinnenwohnheim,
wo die Frauen in Ruhe ihrem Studium nachgehen könnten.
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