German-TV bekommt voraussichtlich keine Zuschüsse mehr
Berlin: (hib/BES) Das deutsche Auslandsfernsehen German-TV (GTV) steht vor dem Aus. Der Abokanal von ARD, ZDF und Deutsche Welle (DW), der unter dem Motto "Sehen, was Deutschland sieht" Anfang 2002 mit einem bunten Mix aus Nachrichtensendungen, Vorabendserien, politischen Magazinen, Talkshows und Krimis aus Deutschland gestartet war, wird voraussichtlich keine weitere Anschubfinanzierung aus Steuergeldern erhalten. Davon geht der Ausschuss für Kultur und Medien aus, der am Mittwochabend über die Zukunft des GTV mit den Intendanten Erik Bettermann (DW), Fritz Pleitgen (WDR) und Markus Schächter (ZDF) beraten hat. Bereits im November vergangenen Jahres stand das Thema auf der Agenda des Ausschusses, nachdem der Bundesrechnungshof und der Bund der Steuerzahler die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens in Zweifel gezogen hatten.
Das German-TV wurde als ein deutschsprachiger Fernseh-Auslandskanal konzipiert, der neben dem bereits bestehenden mehrsprachigen Fernsehprogramm der Deutschen Welle die mediale Außenrepräsentanz Deutschlands verbessern soll. Deutsche im Ausland, Auswanderer und Interessierte an deutscher Sprache und Kultur, an Land und Leuten sollten - so das Ziel des Senders - das "Best of"-Programm von ARD, ZDF und DW erhalten. Vorgesehen war, dass sich der Sender ab 2006 finanziell selbst tragen kann. Nachdem im Herbst 2004 erst 10.000 Abonnenten, vornehmlich aus den USA, bereit waren für das Programm in die Tasche zu greifen, schien die Zukunft des Senders bereits besiegelt. Nun hat GTV binnen eines halben Jahres die Abonnentenzahl verdoppelt und Sendelizenzen für Kanada, die Dominikanische Republik, Mexiko, Chile und Brasilien erworben. Dennoch - von den angepeilten 70.000 Kunden ist GTV noch weit entfernt. Angesichts der klammen Kassen des Bundes bedeutet das für den Sender nichts Gutes. Nach Angaben von Christina Weiss, Staatsministerin für Kultur und Medien, sind in der Finanzplanung des Bundes derzeit keine Mittel mehr dafür vorgesehen. Auch aus Sicht des Ausschusses ist davon auszugehen, dass das Programm in der jetzigen Form nicht mehr fortgesetzt werden kann, auch wenn sich die Kooperation zwischen den Landesrundfunkanstalten der ARD, dem ZDF und der Deutschen Welle bewährt hat.
Dies sahen die Intendanten anders. Die finanziell schwierige Situation sei allen Beteiligten klar, dennoch: Die Entwicklung ist nun sehr positiv und die Zusammenarbeit zwischen den Partnersendern hervorragend. Die Anstalten seien dennoch bereit, über andere Modelle nachzudenken. "Dass es am Anfang schwierig war, in Gang zu kommen, hatte technisch-organisatorische Gründe", so Pleitgen. Nun habe das Programm starken Zulauf bekommen, "es spricht sich `rum, dass es ein erstklassiges Angebot ist". Auch die geplante Kundenzahl sei zu erreichen. Jetzt auszusteigen - dies wäre eine "ganz bittere Entscheidung, weil wir gerade die Früchte ernten", so der WDR-Intendant: Es wäre falsch, jetzt "den Stecker zu ziehen". Es handele sich bei GTV um eine Investition, die einen großen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Gewinn für Deutschland bedeute und nicht nur in Geld auszudrücken sei. Es reiche, ins Ausland zu blicken: Franzosen, Engländer, Russen und Polen leisteten sich ähnliche Auslandssender. Falls das Projekt aus finanziellen Gründen scheitern sollte, so Pleitgen, dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen, das Programm sei gescheitert. Das wäre ein "Verrat am Publikum".
Ähnlich argumentierte Schächter für das ZDF: "Das Ding fliegt." Es gebe keinen Grund, in der Phase, da es abhebe, es runterzuholen. Es wäre ein Denkfehler. Auch finanziell würde es sich nicht rechnen, GTV und DW-TV zusammenzulegen. Als positiv bezeichnete auch Bettermann die aktuelle Entwicklung. Ohne weitere Zuschüsse ginge es aber nicht.
"Wir werden vor Mai 2006 keinen belastbaren Haushalt haben", erinnerte hingegen Weiss und appellierte an die Intendanten, handfeste Modelle auszuarbeiten, um für eine Übergangszeit ein Programm mit Sendungen zusammenzustellen, die keine Zusatzkosten verursachten. Dazu erklärten sie sich bereit. Sie und die Sender seien an weiterer Zusammenarbeit interessiert.
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