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Renate Gradistanac
Mitglied des Deutschen Bundestages
SPD
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27. Juni 2008

„Weiber sind wie Wildbret“

Gewalt gegen Frauen: Landratsamt und Kreistag in der Pflicht

Renate Gradistanac ruft das Landratsamt und den Kreistag im Kreis Calw / Kreis Freudenstadt auf, sich stärker um nichtdeutsche Frauen zu kümmern. In einer Rede im Deutschen Bundestag thematisierte sie die Gewalt gegen Frauen.

Gradistanac, stellvertretende frauenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion, begann ihren Beitrag mit munterem Sprichwörter-Raten: „Weiber sind wie Wildbret - je mehr Schläge, desto besser sind sie.“ „Einen Knochen für meinen Hund - einen Stock für mein Weib.“ „Eine nicht geschlagene Frau ist wie ein ungesalzener Kohl.“

Die ersten beiden Zitate stammen aus Rumänien und Ungarn. Und das dritte? Es ist - aus Deutschland. Weltweit und über Jahrhunderte hinweg, so Renate Gradistanac, seien Frauen diskriminiert worden. „Bis vor 80 Jahren hatte ein deutscher Ehemann das verbriefte Recht, seine Frau körperlich zu züchtigen. Bis vor 50 Jahren galt das männliche Entscheidungsrecht in allen ehelichen Angelegenheiten. Erst 1997 wurde die Vergewaltigung in der Ehe strafbar; erst seit 2002 gibt es ein Gewaltschutzgesetz. Seither gilt: ,Wer schlägt, muss gehen!'“

Ein von Renate Gradistanac mitinitiierter zweiter Aktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen fordert neben wissenschaftlichen Untersuchungen mehr Prävention und Aufklärung. „Für die Kommunen heißt dies: Die Kinder- und Jugendhilfe muss auf- und nicht abgebaut werden.“ Jedes vierte Kind sei „involviert“, wenn zu Hause geschlagen werde, jedes zehnte Kind werde geschlagen. „Wer als Kind geschlagen worden ist, droht als Erwachsener selbst Täter oder Opfer zu werden.“

Im Kreis Freudenstadt / Kreis Calw mangele es an gezielter Beratung und Hilfe. Fast die Hälfte der türkischen Frauen erlebe zu Hause Gewalt. „Diese Frauen sind besonders auf leicht zugängliche Unterstützung angewiesen.“ Gradistanac warb für „niederschwellige und mehrsprachige Information, Beratung“, außerdem für eine öffentliche Kampagne, um den Betroffenen zu signalisieren: Nicht verzweifeln - hier gibt es Hilfe!

Aufgabe von Politik und Behörden sei es in diesem Fall, Tabus zu knacken: „Es ist an der Zeit, Gewalt gegen ältere Frauen und Frauen mit Behinderungen zu thematisieren. Diese Frauen können sich vielfach nicht aus eigener Kraft schützen.“

Redemanuskript