8. März
2006
Mehr als nur
eine billige Unterkunft
Jugendherbergen vor ungewisser Zukunft / Gradistanac lud zum
Fachgespräch
Kreis
Freudenstadt/Kreis Calw. In die Jugendherbergs-Frage in den Kreisen
Freudenstadt und Calw ist Bewegung gekommen. Renate Gradistanac lud
Bürgermeister aus den beiden Landkreisen und Vertreter des
Deutschen Jugendherbergs-Hauptverbands (DJH) zu einer Aussprache
ein.
Seitens des
DJH kamen Hauptgeschäftsführer Bernd Dohn,
Landesverbandsgeschäftsführer Karl Rosner und Wolfgang
Klenk aus Pfalzgrafenweiler, Vorstandsmitglied des
DJH-Landesverbandes. Die SPD-Bundestagsabgeordnete brachte sie
zusammen mit (Ober-)Bürgermeistern aus den
Jugendherbergs-Städten im Wahlkreis: Erwin Reichert
(Freudenstadt), Dieter Flik (Dornstetten), Roland Wentsch
(Alpirsbach), Willi Stockburger, stellvertretender
Bürgermeister aus Bad Herrenalb sowie die interessierten
Dornstetter Bürger Christoph Mannheimer und Erwin
Wetzel.
Renate
Gradistanac stellte klar: Beim allgemeinen Trend zur
Stadt-Jugendherberge dürfe der ländliche Raum nicht
vernachlässigt werden. Die Jugendherberge sei „alles
andere als nur eine billige Unterkunft“, sondern als
anerkannt pädagogische Einrichtung innerhalb des Kinder- und
Jugendhilfegesetzes eine staatlich geförderte Einrichtung, an
der sich Bund, Länder und Träger beteiligten.
Als
stellvertretende familien-, jugend- und tourismuspolitische
Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion fühlt sich Renate
Gradistanac doppelt in die Pflicht genommen, ein Auge auch auf die
Qualität des Angebots vor Ort zu haben: „Alle Gruppen
von Kindern und Jugendlichen brauchen solche Einrichtungen,
besonders die sozial Schwachen. Ich habe mit dafür gesorgt,
dass im Haushalt des Familienministeriums die Mittel verstetigt
werden.“
Der
DJH-Landesverband hat nach Darstellung von
Geschäftsführer Karl Rosner, ein klares Konzept: Pro
Region sollen wenige Kernhäuser und einige kleinere
Jugendherbergen bestehen bleiben. In Freudenstadt ist der Neubau
einer Jugendherberge geplant. Das Haus auf der Zuflucht soll
voraussichtlich 2007 aufgegeben werden. Die Jugendherberge in
Alpirsbach wird auf jeden Fall 2006 und 2007 noch geöffnet
bleiben.
Alpirsbachs
Bürgermeister Roland Wentsch bedauert die absehbare
Schließung. Er machte aber deutlich, dass in Alpirsbach an
eine Bezuschussung nicht zu denken. Das Anschluss-Haus in Bad
Herrenalb, so informierten Rosner, sei relativ sicher.
Dornstettens
Gemeinderat hat die Bezuschussung für die Jugendherberge
Pfahlberg im Stadtteil Hallwangen abgelehnt. Bürgermeister
Dieter Flik ist für den Erhalt der Jugendherberge. Die
Profilierung kleinerer Herbergen bei Themen wie Sport oder
Gesundheit sei wichtiger denn je - auf diese Weise, so Flik,
könnte die Herberge gerettet werden. Karl Rosner hörte
dies gerne: Im Falle einer finanziellen Beteiligung durch die Stadt
Dornstetten solle es am DJH nicht liegen.
DJH-Hauptgeschäftsführer versicherte: „Man kann
auch ländliche Standorte sehr gut am Markt
positionieren.“
Renate
Gradistanac appellierte an die Gemeinden, die Jugendherbergen nicht
fallen zu lassen. Sie wolle sich mit der Schließung des
Hallwanger Hauses so schnell nicht abfinden: „Jugendherbergen
gehören in eine Tourismusregion und in eine kinder- und
jugendfreundliche Gesellschaft.“
Ein Appell
ging an die Schulen und die Lehrerseminare. Offensichtlich hat dort
die Bereitschaft, Schullandheim-Aufenthalten in Jugendherbergen zu
buchen, stark nachgelassen. Diese machen fast 40 Prozent der
Übernachtungen aus in den DJH-Häusern aus. Gradistanac:
„Der Schullandheim-Aufenthalte in einer Jugendherberge ist
ein Beitrag zur Standortsicherung und zur
Wirtschaftsförderung.“
Bildunterschrift.
Gespräch
über die Zukunft der Jugendherbergen in der Region (von
links): Karl Rosner, Bernd Dohn, Christoph Mannheimer (verdeckt),
Renate Gradistanac, Wolfgang Klenk, Dieter Flik, Erwin Reichert,
Erwin Wetzel und Willi Stockburger. Bild: SPD
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