Handwerkergespräch mit Abgeordneten (von links): Gerhard
und Ute Beuter aus Horb, Ralf Bohnet, Renate Gradistanac, Joachim
Möhrle, Evelyne Gebhardt, Siegfried Dreger und Roland
Haaß. Foto: SPD.
9. Februar
2006
Dem Teufel
die Zähne zeigen
Einsatz
fürs Handwerk: Abgeordnete suchen Verbündete
Kreis
Freudenstadt. Ein heißes Eisen packten auf Vermittlung der
SPD-Bundestagsabgeordneten Renate Gradistanac Vertreter des
Handwerks aus der Region an. In einer Gesprächsrunde im
Bürgerbüro der Abgeordneten in Nagold ging es um die
EU-Dienstleistungsrichtlinie.
Das
EU-Parlament beabsichtigt mit dieser Richtlinie die
Dienstleistungsmärkte europaweit zu öffnen. Das wird von
der Bundesregierung im Grundsatz bejaht, soll die Richtlinie doch
den Wettbewerb in Europa stärken und auch in Deutschland
Wachstum und Beschäftigung schaffen, so Renate
Gradistanac.
Die
umstrittene Frage des Herkunftslandprinzips jedoch berge
„ungeheuren Sprengsatz“. Dieses Prinzip, von weiten
Teilen der konservativen Kräfte in der EU befürwortet,
sieht vor, dass Dienstleister in einem anderen Land nur den Regeln
ihrer Heimat unterworfen sind. „Das wäre eine wahre
Katastrophe“, so Joachim Möhrle aus Freudenstadt,
Präsident des baden-württembergischen
Handwerkstages.
Mit seinem
Hauptgeschäftsführer Roland Haaß,
Kreishandwerksmeister Ralf Bohnet, Siegfried Dreger von der
Kreishandwerkerschaft, deren Kollegen aus dem Landkreis Calw und
weiteren Vertretern des Handwerks suchte die Runde nach Wegen, um
„dem Teufel Dienstleistungsrichtlinie die Zähne zu
ziehen“, wie es Dr. Joachim Eisert von der Rechtsabteilung
des Handwerkstages formulierte.
Dass dies zum
großen Teil schon gelungen ist, sei vor allem der
EU-Abgeordneten Evelyne Gebhardt (SPD) zu verdanken, die auf
Einladung von Renate Gradistanac den Handwerkern die aktuelle
politische Lage schilderte. Verloren sei noch nichts, sagt
Gebhardt, Berichterstatterin zum Thema Dienstleistungsrichtlinie im
EU-Ausschuss Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Es gelte, auf
politischem und administrativem Wege, Freunde und Mehrheiten zu
finden, um die Dienstleistungsrichtlinie in Brüssel noch zu
kippen. Das bedürfe aller Anstrengungen: „Das
Herkunftslandprinzip wird Arbeitsplätze bedrohen“,
befürchtete Siegfried Dreger.
Die Vertreter
des Handwerks beklagten einmal mehr, dass sie im Schatten
einflussreicher Industrieverbände kaum eine Lobby hätten.
Es gebe jedoch Ausnahmen: „Sie tun sehr viel fürs
Handwerk“, lobte Präsident Möhrle den couragierten
Einsatz der sozialdemokratischen Abgeordneten Renate Gradistanac
und Evelyne Gebhardt.
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