24. Januar
2006
Fruchtbare
Konkurrenz
Renate
Gradistanac zieht Bilanz nach 100 Tagen großer
Koalition
„Einen
guten Start“ hatte die große Koalition nach
Einschätzung von Renate Gradistanac. Die
SPD-Bundestagsabgeordnete ist überzeugt: „Die Mehrheit
begreift diese politische Konstellation als Chance. Neuwahlen und
andere Koalitionen wären keine Alternative
gewesen.“
Die Arbeit von
Bundeskanzlerin Angela Merkel bewertet Gradistanac bislang
überaus positiv. „Sie arbeitet im Moment sehr gut und
wächst mit dem Amt.“ Das Agieren Merkels sei sehr
intelligent, außerdem habe „die Politik mit weiblichem
Blickwinkel eine andere Qualität“.
Und auch vor
Ort wertet die SPD-Politikerin die Zusammenarbeit mit der CDU als
positiv. „Das gilt auch für die Landtagsabgeordneten. Es
wäre aber ein Gewinn, wenn bei der Landtagswahl am 26.
März unser Freudenstädter SPD-Kandidat Martin Zerrinius
und Nagolds Oberbürgermeister Rainer Prewo den Einzug in den
Landtag schaffen würden. Bislang bin ich ja
Einzelkämpferin.“
Beide
Bundestagsabgeordneten jedenfalls setzten sich für ihren
Wahlkreis ein. Die seitherige politische Gegnerschaft habe sich
inzwischen in eine „fruchtbare Konkurrenz“ gewandelt.
Wie in der Vergangenheit, gebe es zwar weiterhin keine Absprachen,
„aber wir haben bei der Sachpolitik nie gegeneinander
für den Kreis agiert. Jeder hat seine Kontakte zum Wohle der
Region genutzt.“ Jedoch: „Ich möchte nichts mit
einem rosaroten Zuckerguss überziehen, sondern eine
aufrichtige Politik machen“.
Kontinuität und ein Zuwachs an Einfluss kennzeichnen
Renate Gradistanac' Arbeit in Berlin. Sie ist unverändert
Mitglied in den für sie wichtigen Ausschüssen Familie und
Tourismus. Als stellvertretende Vorsitzende der
baden-württembergischen SPD-Landesgruppe werde sie - in
Zusammenarbeit mit der SPD-Landtagsfraktion, Zielgruppen und
Lobbyisten - den Verbund baden-württembergischer
SPD-Bundespolitiker stärken: „Regierung und
Koalitionsausschuss mit beschließender Funktion haben zwar
große Entscheidungsgewalt. Aber in unserem System hat noch
immer das Parlament die größte Macht.“
Zufrieden
zeigt sich Gradistanac mit der Arbeit der großen Koalition
gerade in der Familienpolitik: „Es ist der richtige Weg
eingeschlagen worden. Wir haben hier schon viel erreicht. Ich
hoffe, dass es gelingt, dass die Kinderbetreuungskosten auch
für Alleinerziehende, künftig ab dem ersten Euro
abzugsfähig sind.“ Der Aufbau zukunftsfähiger
Betreuungsstrukturen stehe an erster Stelle. „Familien
brauchen nicht unbedingt mehr Geld, sondern vor allem eine bessere
Infrastruktur.“
Die
mittelfristige Einführung des generell kostenfreien
Kindergartens sei das Ziel, ein Zwischenschritt das kostenfreie
letzte Kindergartenjahr. „Dafür lohnt sich auch der
fachliche Streit.“
Keinen Streit
bekommt mit Gradistanac, wer sich für
Wirtschaftsförderung, wie das Programm zur energetischen
Gebäudesanierung einsetzt. „Hier können wir
Wachstum und Beschäftigung schaffen.“ Das Programm
müsse auch von Kommunen genutzt werden können. Aber auch
die steuerliche Anrechnung von Handwerkerrechnungen sei richtig.
Sorgen bereitet Gradistanac indes noch die Schwarzarbeit in
Haushalten, da müsse noch gegengesteuert werden.
Die Tatsache,
dass in den vergangenen drei Monaten bereits Subventionen abgebaut
und wichtige Programme auf den Weg gebracht wurden, stimmt
Gradistanac froh: „Es geht in der großen Koalition
einiges schneller als früher. Jeder weiß: Die Chance
für Deutschland muss genutzt werden.“
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