Schiffe „an die Steckdose“? |
Oktober 2006 |
Experten zu den Themen
„Auswirkungen des Klimawandels auf den Meeresspiegel“
und „Landgestützte Stromversorgung für Schiffe in
Häfen“ hatten die SPD-Parlamentarier der
„Küstengang“ zur Diskussion nach Berlin gebeten.
Schiffe gelten als umweltfreundlicher Verkehrsträger Nr. 1. Problematisch dabei ist, dass die Motoren überwiegend mit Schweröl betrieben werden und eine hohe Abgas-Belastung mit Schwefel und Stickoxyden haben. Weltweit hat die Internationale Maritime Organization (IMO) den Schwefelgehalt auf 4,5% festgeschrieben, in Sondergebieten wie der Ostsee ist der Grenzwert in diesem Jahr auf 1,5% abgesenkt worden. Die Motoren, bzw. Hilfsmotoren, laufen aber auch bei Schiffen in Häfen, um die Stromversorgung und den Betrieb sicherzustellen. In einzelnen Häfen tragen die Emissionen der Schiffe bis zu 80% der Stickoxyd- und 95% der Schwefeldioxyd-Belastungen bei. Die EU-Kommission hat eine Empfehlung an die Mitgliedstaaten herausgegeben, in der sie auffordert, den Aufbau einer Landstromversorgung und mögliche Anreize für Schiffsbetreiber zu prüfen. „Diese Forderung der EU muss angesichts der dramatischen Entwicklungen ernst genommen werden,“ meint die Lotsin der Küstengang, Dr. Margrit Wetzel. Verschiedene technische Lösungen liegen vor, erste, auch internationale Erfahrungen sind gesammelt. „Die Zuverlässigkeit der Versorgung, die technischen Anforderungen und Unterschiedlichkeiten einzelner Schiffskategorien und nicht zuletzt die Verantwortlichkeiten müssen noch gelöst werde,“ so Margrit Wetzel weiter. Fährschiffe scheinen für eine erste Umsetzung der Landstromversorgung durch ihre festen Linien und Liegeplätze besonders geeignet. Bei anderen Schiffstypen wäre eine schnelle Umsetzung technisch schwieriger. Aber auch die Alternativen, wie der Einsatz moderner Filtertechniken zur Abgasbehandlung und die Einführung besonders schwefelarmer Kraftstoffe sind ernsthaft zu prüfen und ggf. zu befördern. Die Landstromversorgung ist eine zukunftsträchtige Technologie, die maßgeblich zur Verbesserung der Luftqualität in den Häfen beitragen würde. Allerdings sollten dafür möglichst weltweit einheitliche Standards entwickelt werden. „Alle Alternativen werden ihre Chance haben – und die Politik braucht den Mut, diese Entwicklungen voranzutreiben, um weltweite Wettbewerbsfähigkeit mit dem notwendigen Schutz unserer Umwelt schnellstmöglich zu verbinden,“ zieht Margrit Wetzel das Fazit aus der Diskussion mit den Fachleuten. |