Grußwort zum 50-jährigen Bestehen des THW in Buxtehude |
6. März 2004 |
Lieber Ortsbeauftragter des THW Buxtehude, Carsten Minnerup, liebe Mitglieder des Verbandes und der Helfervereinigung und liebe Tanja Hoop, die mich so freundlich eingeladen hat. Landauf, landab, wird schon seit etlichen Monaten der 50. Geburtstag des THW gefeiert, so auch heute hier in Buxtehude – auch wenn es das THW in Buxtehude eigentlich sogar schon 51 Jahre gibt. Und noch ein Jubiläum wird heute hier gefeiert: das 10-jährige Bestehen der neu gegründeten Jugendgruppe. Vielleicht liege ich ja nicht ganz falsch in der Annahme, dass Lisa Peters, auf deren Hof das THW damals unterkam, daran nicht ganz unschuldig war? Bei ihrem Engagement auch für die Aktivierung von Jugendarbeit kann ich mir das jedenfalls gut vorstellen. Spielend helfen lernen ist wohl die interessanteste Art, als Jugendlicher schon Sinn für das Gemeinwesen und sozialen Zusammenhalt zu entwickeln. An der Stelle auch ein herzlicher Dank an Sandy Sudmeier und ihre Mitstreiter. Ihre Kampagne, auf die Jugendarbeit des THW aufmerksam zu machen, kann ich nur unterstützen. Ich hoffe sehr, dass am 15. Juni, beim zweiten Berlin-Besuch der jungen THW-Helfer, auch einige aus Buxtehude dabei sind. Als 1953 das Technische Hilfswerk als Bundesanstalt gegründet wurde, standen der noch jungen Bundesrepublik zwei militärische Machtblöcke gegenüber, eine erneute militärische Konfrontation war nicht ausgeschlossen, Zivilschutz war gefragt, denn eine militärische Verteidigung deutschen Bodens oblag den Alliierten. Gott sei Dank war das THW in den zurück liegenden 50 Jahren nie gefordert, seinen originären Aufgaben nachzukommen. Seine erste Bewährungsprobe bestand das THW im Gründungsjahr 1953 bei unseren holländischen Nachbarn während der katastrophalen Jahrhundertflut. Mehr und mehr Auslandseinsätze wurden im Auftrag der Bundesregierung und der Vereinten Nationen abgeleistet. Naturkatastrophen wie Sturmfluten, Erdbeben, Überschwemmungen oder Schneeverwehungen: in deren Folge erforderliche Rettungsmaßnahmen und Instandsetzungen, das alles können die ehrenamtlichen Helfer des THW. Technisch- Humanitäre Hilfe im Ausland erfolgt übrigens – anders als der Friedenseinsatz von Soldaten – ohne Bundestagsbeschluss: Schade eigentlich, denn dann würde etwas mehr Aufmerksamkeit auf diese absolut wichtigen, unumstrittenen Einsätze gelenkt, in denen Freiwillige THW-Helfer im Diensteinsatz in Katastrophengebieten sind: und das sind wahrlich weltweite Friedenseinsätze. Und auch hier in Buxtehude kann man auf solch erfolgreiche Einsätze im Ausland, aber vor allem natürlich auf Einsätze bei den Sturmfluten 1962 und 1976 zurückblicken, auf den ersten Einsatz am Elbdeich 1955, auf die Schneekatastrophe 1979, auf das Oderhochwasser 1997, das Hochwasser 2002 im Landkreis und wenig später das dramatische Elbehochwasser. Und erst Ende Januar machten die Buxtehuder THW-Helfer wieder Schlagzeilen, als sie geholfen haben, das gestrandete polnische Binnenschiff in Schnackenburg wieder in die Elbe zurück zu befördern. Das war ein Stapellauf der ganz anderen Art: Eine Glanzleistung! Eine Glanzleistung ist aber auch das Jubiläumsgeschenk, das sich die Bundesanstalt selbst gegeben hat, nämlich ein Leitbild. Ein Leitbild für 44.000 aktive THW-Helfer, für 17.000 Reserve- und 10.000 Junghelfer sowie 845 hauptamtliche Mitarbeiter. Leitbilder werden nicht von oben aufgesetzt oder von außen geschrieben – sie entwickeln sich aus dem Inneren einer Organisation, sie werden gelebt, beraten, diskutiert und letztendlich werden sie geschrieben – als Sinnbild, wirklich als Bild das Leitet, als Identifikation, als Selbstverständnis der Organisation. Und Ihr Leitbild zeigt etwas, was nach dem Krieg noch selbstverständlich war, heute aber allgemein völlig verloren gegangen ist: Das elementare Zusammenwirken der Organisationsstruktur einer Bundesbehörde im Selbstverständnis einer Einsatzorganisation von ehrenamtlichen Angehörigen. Die übrigens Dienst tun, Dienst nach Dienstplan, die Dienstpläne sind im Internet einsehbar, - Sie sehen auch daran die Professionalität aller Beteiligten. Dieses innige Zusammenwirken von Staat und Bürgern versuchen wir heute in vielen Bereichen zurück zu gewinnen, wir nennen es dann den aktivierenden Staat und sind mehr auf der Suche als beim Finden dieses Phänomens in der Praxis. Das THW setzt auf die „zumutbare, leistbare Verantwortung von Bürgern für sich und andere“, es schützt die höchsten aller denkbaren Lebensgüter, das menschliche Leben, die körperliche Unversehrtheit und lebenswichtige Güter. Das THW ist ein Teil der Daseinsvorsorge, die der Bürger vom Staat erwartet – und wird erbracht von ehrenamtlichen Helfern, die in ständiger Weiterbildung, Übung und in vielen, oft wenig beachteten Einsätzen sind. Das alles ist weit mehr als „nur“ aktives Ehrenamt! Und auch am Führungsstil im THW kann sich manch andere Organisation ein Beispiel nehmen: Mitwirkung und Teilhabe werden ganz groß geschrieben beim THW, Flexibilität aller Beteiligten, gegenseitiges Verständnis und Vertrauen in die Führung. „Diese vollzieht sich in Transparenz, Kommunikation, Motivation und Delegation. Kameradschaft, Verlässlichkeit und Loyalität prägen darüber hinaus generell den Umgang im THW. Sie sind neben der gesellschaftlichen Anerkennung die Bereicherung und „Lohn“ für den persönlichen Einsatz.“ Heißt es dazu in Ihrem Leitbild. Nehmen wir uns alle ein Beispiel daran und erweisen Sie, liebe Gäste, den Helfern und Helferinnen des THW, die hier heute auf mehr als 50 Jahre des Einsatzes im Sinne dieses Leitbildes zurückblicken könne, mit mir ihren aufrichtigen Respekt und höchste Anerkennung. Wir können nur DANKE sagen, dass es Sie gibt, Ihnen regen Zulauf wünschen und unfallfreie Einsätze. Viel Glück und alles Gute für Sie. |