Nachhaltiger Tourismus in Entwicklungsländern
Anteil der Entwicklungsländer am internationalen Tourismusaufkommen steigt
© dpa
Mit den Chancen des Ferntourismus zur Entwicklungszusammenarbeit
und dem Tourismus als Instrument zur Armutsbekämpfung hat sich
der Tourismusausschuss am Mittwoch, dem 10. Oktober 2007, in einer
Anhörung beschäftigt.
Chancen für Schwellen- und Entwicklungsländer
Die Experten betonten, dass der Tourismus, besonders der
Ferntourismus, für Schwellen- und Entwicklungsländer ein
großes Potenzial zur Entwicklung habe. Diese Potenziale gelte
es auszuschöpfen und dabei nicht die Risiken aus dem Auge zu
verlieren. Alle Experten sprachen sich für stärkeres
Engagement, sowohl von Seiten der Anbieter als auch von Seiten der
Politik, zum Ausbau des so genannten nachhaltigen Tourismus
aus.
Reisen sollten wieder Wert bekommen
Heinz Fuchs vom Evangelischen
Entwicklungsdienst (eed, Tourism
Watch) betonte, es müsse ein wichtiges Ziel der
Tourismuspolitik sein, dem Reisen wieder seinen Wert
zurückzugeben. Schlüsselbegriffe des Tourismus seien
"Nachhaltigkeit", "Armutsbekämpfung", "Klimaschutz" und
"Qualität" für Reisende wie für Bereiste.
Tourismus verbindet Menschen
Kaum eine Branche sei so sehr auf Menschen angewiesen wie die
Reisebranche, hob Günther Ihlau von der TUI
AG hervor. Das gelte ebenfalls sowohl für die Reisenden als
auch für die Menschen in den Reiseländern. Sein
Unternehmen setze deshalb weltweit Standards bei ökologischem
und nachhaltigem Tourismus. "Es ist unser eigenes Interesse, dass
wir den Ast, auf dem wir sitzen, nicht absägen."
Wieder mehr Qualität gefragt
Für Klaus Laepple vom Bundesverband der
Deutschen Tourismuswirtschaft ist Tourismus "eine der sanftesten
Formen von Entwicklungshilfe". Seiner Wahrnehmung nach sei die
Phase "Geiz ist geil" im Tourismus weitgehend überwunden,
immer häufiger heiße es jetzt wieder "Qualität ist
geil". Diese Ansicht werde sich künftig noch verstärken.
"Unser Ziel ist es, die soziale und ökologische Entwicklung
weiter zu befördern", sagte Laepple.
Gesamtbilanz des Tourismus unbekannt
Klaus Lengefeld von der Gesellschaft für
Technische Zusammenarbeit, die Entwicklungshilfe im Auftrag der
Bundesregierung betreibt, stellte klar, dass es weder nur
nachhaltigen noch nicht nachhaltigen Tourismus gebe. Es müsse
viel mehr das Ziel sein, positive und negative Wirkungen des
Tourismus auszubalancieren. Viel zu wenig wisse man derzeit
außerdem noch über die Gesamtbilanz des Tourismus in den
Zielländern. Hier bestehe großer
Nachholbedarf.
Tourismus als Katalysator für Entwicklung
Armin Vielhaber vom Studienkreis Tourismus
regte unter anderem an, über die Zuständigkeit und den
Status des Tourismus als Instrument der Entwicklungszusammenarbeit
neu nachzudenken. Derzeit gelte der Tourismus nur als
nachgeordnetes Mittel. Des Weiteren forderte Vielhaber, die
Qualifizierung des Tourismus in Entwicklungsländer müsse
weiter "gepuscht werden", da sie noch längst nicht ausgereizt
sei.
Grundlagen der Anhörung
Grundlage der Anhörung waren ein Antrag der Koalitionsfraktionen ( 16/4603) und einer der Grünen ( 16/4181). Die Koalitionsfraktionen fordern unter anderem, eine wissenschaftliche Untersuchung in Auftrag zu geben, in der die wissenschaftlichen Quellen zum Tourismus in Entwicklungsländer erfasst und aufbereitet werden. Die Grünen fordern die Bundesregierung auf, den nachhaltigen Tourismus zu fördern, um dadurch zur Bekämpfung der Armut und zum Umweltschutz in den Entwicklungsländern beizutragen. Neben der Förderung von Pilotprojekten solle zusammen mit der Tourismuswirtschaft mehr Gewicht auf ökologische und soziale Verbesserungen im Massentourismus gelegt werden.
Liste der Sachverständigen:
- Heinz Fuchs, Tourism Watch, Evangelischer Entwicklungsdienst e.V. (EED)
- Sigrid Hockamp-Mack, UNWTO Consulting Unit on Biodiversity and Tourism for Tsunami Affected Countries
- Günther Ihlau, Direktor für Internationale Beziehungen der TUI AG
- Klaus Laepple, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Tourismuswirtschaft
- Klaus Lengefeld, Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ)
- Armin Vielhaber, Vorstandsvorsitzender des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung
Weitere Informationen
Bundestagsdrucksachen zum Thema
- Antrag der Fraktionen CDU/CSU und SPD: Zukunftstrends und Qualitätsanforderungen im internationalen Ferntourismus (Drucksache 16/4603)
- Antrag der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Tourismus zur Armutsbekämpfung und zur sozialen und ökologischen Entwicklung in den Partnerländern nutzen (Drucksache 16/4181)