Ausschuss für Kultur und Medien
Berlin: (hib/JOH) Über die Arbeit der Koordinierungsstelle
für Kulturgutverluste zur Dokumentation von Such- und
Fundmeldungen von NS-verfolgungsbedingt entzogenen und
kriegsbedingt verlagerten Kulturgütern hat am
Mittwochnachmittag die Kulturstaatsministerin Christina Weiss im
Ausschuss für Kultur und Medien berichtet. Weiss
erklärte, dass sich in der Datenbank der Koordinierungsstelle,
im Internet unter www.lostart.de abrufbar, bereits über 80.000
detailliert aufgearbeitete Such- und Fundmeldungen befänden.
Darin seien Kulturgüter verzeichnet, die aufgrund von
Verfolgungen während der NS-Zeit ihren Eigentümern
entzogen wurden, bei Flucht und Emigration nicht mitgeführt
werden konnten oder eine Provenienzlücke aufweisen, so dass
ein unrechtmäßiger Entzug nicht ausgeschlossen werden
könne. Erfasst würden auch Kulturgüter, die im
Zweiten Weltkrieg, z.B. durch Beschlagnahmung oder Plünderung,
verloren gegangen seien. Die Koordinierungsstelle verfüge
über einen jährlichen Etat von 430.000 Euro, so Weiss,
und beschäftige derzeit sieben Mitarbeiter. Sie betreibe eine
umfassende nationale wie internationale Öffentlichkeitsarbeit
und sei auf Fachkonferenzen im In- und Ausland vertreten. Im Jahr
2003 sei zudem die "Beratende Kommission im Zusammenhang mit der
Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter,
insbesondere aus jüdischem Besitz" geschaffen worden, um
Differenzen bei der Rückgabe von Kulturgütern zu
schlichten und zwischen früheren Eigentümern und Museen,
Bibliotheken und anderen öffentlichen Einrichtungen zu
vermitteln. Am 12. Januar 2005 habe sie bereits ihren ersten Fall
behandelt und entschieden, einem jüdischen Ehepaar vier
Gemälde aus derzeitigem Bundesbesitz zurückzugeben. Die
Koordinierungsstelle für Kulturgutverluste fungiere als
Geschäftsstelle der Beratenden Kommission. Weiss wies darauf
hin, dass die Arbeit der Koordinierungsstelle im Ausland "hoch
geachtet" sei. Derzeit appelliere sie erneut an staatliche wie
private Einrichtungen, verstärkt Provenienzrecherchen
vorzunehmen und sich dem Thema NS-Beutekunst zu widmen. Viele
Einrichtungen hätten allerdings Angst, Kunstwerke zu verlieren
oder einen Rückkauf nicht finanzieren zu können. Diese
Gründe könne man aber nicht akzeptieren, forderte Weiss.
Die Museen müssten sich zu ihrer Verantwortung und Aufgabe
bekennen und Nachforschungen anstellen.
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